Ehemaliges Mühlengässchen

Mitte-Gartenfeld, Stadt Trier Simeonstraße

Beschreibung
Links neben den Gebäuden des Simeonstiftes geht ein schmaler Weg von der Simeonstraße zum Simeonstiftplatz. Heute heißt das Gässchen Kutzbachstraße und ist ein Teil der Kutzbachstraße, die vom Simeonstifplatz zum Pferdemarkt hinunter geht. Beide Straßenteile sind seit 1943 benannt nach dem Trierer Konservator Friedrich Kutzbach (* 19. Juni 1873 in Trier; † 21. Dezember 1942 ebenda). Vorher hießen die Straßenteile Simeonstiftstraße. Sie hatte ihren Namen nach dem Simeonsstift, dass zwischen dem Gässchen und der Porta Nigra lag.

Das Simeonstift wurde um 1042 von Erzbischof Poppe gegründet, als er die Porta Nigra zu einer Doppelkirche umbauen ließ um den heiligen Simeon zu ehren, der in der Porta Nigra als Einsiedler gelebt hatte. Zum Immunitätsbereich des Stiftes gehörte damals: die Kirche Sankt Simeon, die Gredengasse (heute Margaretengässchen), einen Teil des Henkersgässchens (heute Kutzbachstraße), einen Teil der Simeonstraße und das Mühlengässchen. [1]

Bild 1 zeigt das heutige Aussehen des Gässchens. Links das Gässchen, in der Mitte, vorn mit Sandsteinplatten überdeckt, dahinter offen, der Zulauf des Stadtbaches (Weberbach) auf die Simeonsmühle. Es ist der einzige heute noch erhaltene Teil des ehemaligen Stadtbaches. Die Mühle stand da, wo heute die Statue des Karl Marx steht. Das Wasser des Baches trieb das Mühlrad der Mahlmühle an.

Der Mühlenzulauf von unten gesehen (Bild 2). Aus der Maueröffnung lief das Wasser auf ein vermutlich unterschlächtiges Mühlrad, lief dann überdeckt weiter über den heutigen Simeonstiftplatz auf den Stadtgraben und die Theobaldsmühle zu.

Für die Simeonsmühle sind Pachtbriefe seit 1487 erhalten und ist bereits 1550 an dieser Stelle belegt (Mühle beim Kreuzgang des Stiftes).

1797 wohnte der Müller Nikolaus Kiefer in der Mühle, geboren um 1763 in Könen, Beruf: Müller, gestorben am 6.12.1833 mit 70 Jahren. Er war verheiratet mit Gertrud Schneider. 1802 wurde das Simeonstift samt der Mühle von Napoleon enteignet und verkauft. Er kaufte die Mühle, sie hatte die Hausnummer 1059 Simeonstift.

Ab 1833 ist sie als Wohnhaus und Mahlmühle in den Unterlagen erfasst. Eigentümer waren damals die Erben des Nikolaus Kiefer, seine Töchter Magdalena und Susanne. Im Haus Simeonstiftstraße 384 wohnte 1862 noch seine Tochter Magdalena, gepachtet war die Mühle vom Müller Johann Lamberty, der die Tochter Susanne geheiratet hatte. Dieser ist 1853 verstorben. 1865 wohnten die beiden verwitweten Schwestern im Haus, das jetzt in der Mühlengasse 383 lag, im Adressbuch 1871 sogar "Mühlenstraße" mit einem bewohnten Haus Nr. 384. Danach wurde der Mühlenbetrieb eingestellt. Ab 1879 gab es noch die Mühlenstraße, aber es waren keine Bewohner mehr nachgewiesen. [2] 1905 wurde die Mühle abgerissen. Jetzt stand kein Haus mehr an der Straße. Wahrscheinlich mit der Umbenennung der Simeonstiftstraße in Kuzbachstraße im Jahr 1943 verlor sie auch ihren Namen und wurde zur Kutzbachstraße.

Bild 3 zeigt die Situation um 1850. [3]

Einordnung
Kategorie:
Geschichte / Ortsname / Ortsgeschichte / Straßennamen
Zeit:
Um 1850
Epoche:
Klassizismus

Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 6.643029
lat: 49.759460
Lagequalität der Koordinaten: Genau
Flurname: Ortslage

Internet
http://de.wikipedia.org/wiki/Trier-Mitte/Gartenfeld

Datenquellen
1] Regester der in den Pfarrarchiven der Stadt Trier aufbewahrten Urkunden
[2] verschiedene Adressbücher der Stadt Trier [https://www.dilibri.de/search/quick?query=Trier+Adressb%C3%BCcher]
[Jürgen Bier, Trier, 2021.]

Bildquellen
Bild 1: © Jürgen Bier, Trier, 2021.
Bild 2: © Jürgen Bier, Trier, 2021.
Bild 3: © Jürgen Bier, Trier, 2021.

Stand
Letzte Bearbeitung: 15.05.2021
Interne ID: 11176
ObjektURL: https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=11176
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