Reuschkapelle

Harspelt, Gemeinde Harspelt

Beschreibung
Sie steht frei auf einer Anhöhe am Weg nach Ouren [...]. 1921 bauten Privatleute sie zu Ehren des heiligen Wilibrord und des heiligen Bonifatius.
[1]

Anschlag auf die Gottesmutter
Ein kleiner Ort mit einer bewegten Vergangenheit: Die Löcher im Marienbildnis der Harspelter "Reuschkapelle" soll während des Zweiten Weltkriegs ein SS-Soldat hervorgerufen haben, als er auf das Bild schoss.

Auf dem Weg von Harspelt nach Ouren steht rechts ein kleines Heiligenhäuschen, das die Dorfbewohner "Reuschkapelle" nennen. Im Jahr 1920 wurde sie erbaut zu Ehren der beliebten Volksheiligen Willibrord und Bonifatius. Im Inneren fällt jedoch sofort das große Andachtsbild der Mutter Gottes auf. Es ist die Nachbildung einer byzantinischen Ikone auf dünnem Metallblech. Auffallend an ihr sind das Einschussloch einer Kugel und die Beschädigungen durch einen Querschläger, die darüber zu erkennen sind.

Wie es zu diesem Anschlag auf das Bildnis gekommen ist, diese Geschichte können die Bewohner erzählen: Der Vorfall ereignete sich im Januar 1945. Damals wütete überall der Zweite Weltkrieg, besonders schlimm im westlichen Grenzgebiet Deutschlands. Die Ardennenoffensive war gescheitert. Die deutschen Truppen zogen sich fluchtartig vor den vorrückenden Alliierten zurück. Eine Abteilung deutscher Infanteristen näherte sich Harspelt, geführt wurden sie von einem SS-Unteroffizier.

Als sie an der kleinen Wegkapelle vorbeikamen, grüßte einer der Soldaten das Muttergottesbild mit einem "Gelobt sei Jesus Christus". Der unchristliche Unteroffizier hatte allerdings für diese fromme Geste wenig übrig. Er griff zur Waffe und feuerte auf das Bild der Mutter Gottes.

Die Kugel zerschlug das Andachtsbild, prallte an der Wand der Kapelle ab und streifte als Querschläger die Ikone, die dabei zerkratzt wurde. Anschließend traf die Kugel den Schützen, der an seinen Wunden starb. [2]

Einordnung
Kategorie:
Bau- und Kunstdenkmale / Sakralbauten / Kapellen
Zeit:
1921
Epoche:
20. Jahrhundert

Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 6.16638
lat: 50.14414
Lagequalität der Koordinaten: Genau
Flurname: Strünk

Internet
http://www.harspelt.de/

Datenquellen
[1] Rund um die Kirche im Dorf - Kirchen und Kapellen der Westeifel. Hrsg. Geschichtsverein Prümer Land, Prüm, 2004. ISBN: 3-931478-14-9 http://www.gvpl.de/
[2] Alois Maier, 09.06.2010 in: http://www.volksfreund.de/nachrichten/region/pruem/aktuell/Heute-in-der-Pruemer-Zeitung-Anschlag-auf-die-Gottesmutter;art8111,2465416

Bildquellen
Bild 1: © Helmut Bauer, Trier, 2015.
Bild 2: © Helmut Bauer, Trier, 2015.
Bild 3: © Helmut Bauer, Trier, 2015.
Bild 4: © Helmut Bauer, Trier, 2015.
Bild 5: © Helmut Bauer, Trier, 2015.

Stand
Letzte Bearbeitung: 05.07.2015
Interne ID: 11443
ObjektURL: https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=11443
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