Sankt Johannes der Täufer - Gedenktafel

Katholische Pfarrkirche
Waxweiler, Gemeinde Waxweiler Hauptstraße

Beschreibung
Ursprungstafel der Echternacher Springprozession
Inschrift einer Steintafel an der Außenwand der Waxweiler Pfarrkirche.

URSPRUNGSTAFEL DER ECHTERNACHER SPRINGPROZESSION UM DAS JAHR 728.
HIER MAHNTE VERGEBENS ST. WILIBRORD
DIE FREVLER, DIE TANZTEN AN HEILIGEM ORT
ZUR STRAFE WARD IHNEN DER TANZ ZUR PLAG
BIS SIE TANZTEN ZUR BUSS IN ECHTERNACH

Die Echternacher Springprozession wird urkundlich zum ersten Mal von Abt Thiofried von Echternach um das Jahr 1100 erwähnt. In einem Echternacher Weistum werden als Springer nur die Pilger von Waxweiler genannt, denen sich im Lauf der Jahre andere Pilgergruppen springend anschlossen.

Die Bürger hatten sich in höchster Not verpflichtet, jedes Jahr am Grab des heiligen Wilibrord singend und springend zu erscheinen. der grund könnte eine seltsame Krankheit (Drehkrankheit beim Vieh, Veitstanz beim Menschen, Epilepsie) gewesen sein. [1]

Der Ort mit seinen heute etwa 1300 Einwohnern ist wohl um 700 bereits Kirchort gewesen. Die erste urkundliche Erwähnung einer Kirche in Waxweiler findet man im Goldenen Buch der Abtei Prüm um das Jahr 943.

Der Sage nach kam der heilige Willibrord (657-739) auf einer Missionsreise nach Waxweiler und predigte dort. Einigeführten aber derweil in der Nähe heidnische Tänze auf und weigerten sich, dem Missionar, der sie deshalb auch ermahnte, zuzuhören. Da rief der heilige Willibrord schließlich voller Zorn: So springet und tanzet denn ohne Unterlass, wenn ihr von den Werken des Teufels nicht lassen wollt. Und tatsächlich konnten die Tänzer nun nicht mehr aufhören zu tanzen. Erst als sie Besserung gelobten, befreite sie derWillibrord von dem Tanzzwang, legte ihnen aber als Buße auf, nach Echternach zu ziehen und dort mit heiliger Andacht zu springen und zu tanzen. Seit dieser Zeit findet alljährlich am Pfingstmontag eine große Bußprozession von Waxweiler nach Echternach statt. Dort beginnen die Feierlichkeiten dann erst am Pfingstdienstag, nachdem die Waxweiler Prozession eingetroffen ist. Eine Springergruppe von Waxweiler Bürger eröffnet stets die Tanzende Prozession von Echternach. Eine Steintafel an der Außenmauer der Pfarrkirche in Waxweiler erinnert an diese Legende: Hier mahnte vergeblich Sankt Willibrord die Frevler, die tanzten am heiligen Ort. Zur Strafe ward ihnen der Tanz zur Plag bis sie tanzten zur Buß nach Echternach!

Alle Historiker, die sich mit der Geschichte der Echternacher Springprozession - die Gangart der Springenheiligen, einen Schritt nach links, einen nach rechts und schließlich einen vorwärts, reicht bis ins 14. Jahrhundert zurück - befasst haben, sind sich einig, dass der Ursprung der Prozession in Waxweiler liegt. Die Prozession hatte vermutlich einen medizinischen Grund. Es handelte sich wohl um eine Bitt- oder Dankprozession gegen eine im Spätmittelalter am Rhein und an der Mosel grassierende Tierseuche, die auch Menschen befiel. Sie wird als Johanniskrankheit oder Veitstanz bezeichnet und war mit epilepsieähnlichen Zuckungen verbunden - vielleicht ein Vorläufer der heute so gefürchteten Seuche BSE oder Scrapie beziehungsweise der Creutzfeld-Jakob-Krankheit? Man versuchte jedenfalls der Krankheit nach dem Motto zu begegnen: similia similibus curantur (Gleiches heilt man mit Gleichartigen), denn tatsächlich litten im Echternacher Gebiet damals Tausende an dieser Form der geistigen Umnachtung. Die Springprozession als Buß- oder Heilstanz sollte Abhilfe schaffen. [2]

Einordnung
Ersteller, Baumeister, Architekt, Künstler:
Seiz, Johannes [1717-1779] Hofbaumeister; Marx, Peter und Gracher, Peter
Kategorie:
Geschichte / Marken und Male / Denkmale
Zeit:
1770
Epoche:
Barock / Rokoko

Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 6.362846
lat: 50.092459
Lagequalität der Koordinaten: Genau
Flurname: Unten in der Acht

Internet
http://www.waxweiler.com

Datenquellen
[1] Rund um die Kirche im Dorf - Kirchen und Kapellen der Westeifel. Hrsg. Geschichtsverein Prümer Land, Prüm, 2004. ISBN: 3-931478-14-9 http://www.gvpl.de/
[2] Prof. Dr. Horst Degen: "Der Jakobusweg von Köln nach Trier" entnommen aus der Zeitschrift "Die Kalebasse Nr. 30 und 31". Etappenpilgern 2001.

Bildquellen
Bild 1: © Uwe Widera, 54550 Daun, 2011.
Bild 2: © Uwe Widera, 54550 Daun, 2011.
Bild 3: © Uwe Widera, 54550 Daun, 2011.
Bild 4: © Uwe Widera, 54550 Daun, 2011.
Bild 5: © Uwe Widera, 54550 Daun, 2011.
Bild 6: © Uwe Widera, 54550 Daun, 2011.

Stand
Letzte Bearbeitung: 19.06.2011
Interne ID: 11482
ObjektURL: https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=11482
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