Wüstung Hofgut Paswilre

Ehrang-Quint, Stadt Trier

Beschreibung
Ein Ehranger Weistum vom Jahre 1335 erkennt dem Kloster Sankt Maria ad Martyres Anspruch auf einen halben Morgen, gelegen yn Paswylre, zu. Die Flur Paswilre lag rechts der unteren Kyll; der Name bezeichnet eine alte, untergegangene Siedlung (= Wüstung). Mittellateinisch villare, mittelhochdeutsch wiler bedeutet Weiler oder Gehöft.

Josef Steinhausen berichtet in seiner Ortskunde: "Auf einer kleinen Anhöhe (Alluvium) am linken Moselufer, dicht neben Banngrenze Pfalzel, Auf dem Adler, fand Dipl.-Ing. Nagel 1929 römische Keramik; beim Pflügen kommen (Mauer-) Steine zum Vorschein. . . . Man erzählte (im Jahre 1853), hier habe eine Burg gestanden; der Wallenborn sei auf das Schloß Adel und von da in die Siegfriedsburg zu Pfalzel geleitet worden. Der Gewährsmann Schmitts (gem. Pfarrer Phil. Schmitt, V.) grub 'auf dem Adel' ein bleiernes Rohr aus. Hier wird Römisches und Mittelalterliches, wie so gerne, in Verbindung gebracht. - 'Ader' = Wasserleitung.

August Antz steuert dazu eine in unseren Tagen nicht mehr wiederholbare Beobachtung bei: "In trockenen Sommern deuten fahle Streifen im grünen Grase der Römischwies die Lage unterirdischen Mauerwerks an, und er meint weiter: Vielleicht ist das fränkische Hofgut auf den Trümmern einer römischen Anlage errichtet worden.

Zur Namendeutung zieht man besser statt Auf dem Adel die nach 1700 vorkommende Bezeichnung Auf dem Adeler, seitdem Auf dem Adler, heran. Die mit dem Bestimmungswort Adler gebildeten Flurnamen fügen sich zu einem größeren, geschlossenen Bering, der deshalb als Hofgut angesehen werden darf. Zudem war das Areal mit einem Hofgraben (Fln. Anno 1856) umgeben - mit weiteren Nennungen 1710 Auft Model längst dem Ring, 1811 Am Ring auf dem Adler, 1856 Am Adelsgraben. (Vergleiche im Flurnamenkapitel Nr. 56.)

Der früheste urkundliche Hinweis auf Paswilre scheint ein Passus aus dem über annalium iurium des Erzbischofs um 1212 zu sein, der von zwei Höfen zwischen Pfalzel und Ehrang spricht, die 8 Schillinge 2 Denare zu entrichten haben, außerdem das Besthaupt (das heißt das beste Stück Vieh) beim Tode des Hausbesitzers als Erbschaftssteuer. Ein Pachtvertrag vom Jahre 1283 gilt desgleichen Grundstücken in diesem Distrikt, von denen eins "bei der Ehranger Linde lag, die in der Flur auf dem Adler stand.

Wann und warum Paswilre unterging, ist (noch) nicht bekannt. Am ehesten ist an eine Übersiedlung der Bewohner in den nach 1346 mauerbewehrten Flecken Ehrang zu denken oder anzunehmen, daß sie einer der schon vor dem Dreißigjährigen Krieg grassierenden pestartigen Seuchen zum Opfer gefallen sind. Wir haben jedenfalls zu beachten, daß die Siedlung Paswilre weder namentlich noch durch andere Angaben im Weistum von 1576 vorkommt, auch nicht in dem Güterverzeichnis des Erzbischofs, das der Amtskeller Leymbach Mitte des 15. Jahrhunderts aufstellte. [1]

Einordnung
Kategorie:
Archäologische Denkmale / Siedlungswesen / Wüstungen
Zeit:
1212
Epoche:
Gotik

Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 6.697126
lat: 49.801026
Lagequalität der Koordinaten: Vermutlich
Flurname: Erschtwies bei Hahnenwehr

Internet
http://www.ehrang.de/

Datenquellen
[1] Werner Schuhn: Ehrang. Landschaft, Geschichte, Gegenwart. 2 Bände. Trier 1989. Hrsg.: Arbeitsgemeinschaft für Landesgeschichte und Volkskunde des Trierer Raumes.


Stand
Letzte Bearbeitung: 08.12.2006
Interne ID: 11660
ObjektURL: https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=11660
ObjektURL als Mail versenden