Römischer Tempelbezirk

Otrang, Gemeinde Fließem

Beschreibung
Fundstelle 502
Ca. 550 m südlich der Villa von Fließem "Weilerbüsch" liegt ein römischer Tempelbezirk. Bei Ausgrabungen 1873/74 und 1911 wurden zwei Tempelgrundrisse freigelegt: Ein gallo-römischer Umgangstempel und ein langrechteckiger Tempel mit Säulenhalle. Unter dem Estrich beider Tempel stieß man auf eine mit Nägeln, Holzkohle, Hüttenlehm und Keramik durchsetzte Brandschicht, die vorrömisch ist. Etwa im Zentrum des langrechteckigen Tempels fand sich "in ziemlicher Tiefe" (Gose 1932, 128f.) ein 32 cm hoher Topf mit einziehender Mündung und Fingernageleindrücken auf der Schulter, der Lt B- bis Lt C-zeitlich sein dürfte. In diesem Zusammenhang ist auch die bei Gose (1932, Abb. 14,7) abgebildete Fibel zu berücksichtigen. Die schlechte Fotographie erlaubt keine sichere Datierung, doch wird es sich wahrscheinlich um eine Bronzedrahtfibel der Stufe Lt B mit rechteckigem Bügelausschnitt handeln. Eindeutige spätlatènezeitliche Funde fehlen dagegen. Die römischen Funde verteilen sich auf den Zeitraum vom 1. bis 4. Jahrhundert n. Chr. Neben acht Scharnierfibeln können eine Reihe BW- bzw. TN-Fragmente dem 1. Jahrhundert n. Chr. zugewiesen werden. Unter den 123 von Gose vorgelegten Münzfunden bildet ein augusteischer As (Lyoner Altarprägung mit Gegenstempel) die älteste. Die Münzreihe hat einen Schwerpunkt im späten 3. und der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts und endet mit Prägungen der Zeit um 375 n. Chr. Unter dem Fundmaterial von "Otrang" befinden sich auch mehrere Steinskulpturen, darunter eine Kalksteinsäule, die als Hochrelief eine Dianendarstellung zeigt, und mehrere Fragmente von Marsstatuen sowie Bruchstücke der Darstellung einer weiblichen Gottheit. Von besonderer Bedeutung ist schließlich ein Bronzetäfelchen mit Weihung an Lenus Mars. An figürlichen Kleinfunden sind eine Bronzestatuette des Merkur, mehrere fragmentarische Terrakottapferdchen und das Bruchstück einer bronzenen Stierdarstellung bemerkenswert.

Cabuy 1991, 277; Gose 1932, 123ff.; Trierer Jahresber. 4, 1911, 25 m. Taf. I,8
in: Römisch-Germanische Forschungen, Bd. 63. Eisenzeitlicher Kulturwandel und Romanisierung im Mosel-Eifel-Raum. Die keltisch-römische Siedlung von Wallendorf und ihr archäologisches Umfeld. Römisch-Germanische Kommission des Deutschen Archäologischen Instituts Frankfurt a. M. Fundstellenkatalog von: Dirk L. Krausse unter Mitarbeit von Antje Fischbock. 2006

Einordnung
Kategorie:
Archäologische Denkmale / Sakralbauten / Tempel, Heiligtümer
Zeit:
1. bis 4. Jahrhundert nach Chr.
Epoche:
Kelten- / Römerzeit

Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 6.54688
lat: 50.00882
Lagequalität der Koordinaten: Genau
Flurname: In Aderang

Internet
http://www.dainst.org/medien/de/krausse.pdf

Datenquellen
Fundstellenkatalog: Die keltisch-römische Siedlung von Wallendorf und ihr archäologisches Umfeld. Dirk L. Krausse unter Mitarbeit von Antje Fischbock. 2006


Stand
Letzte Bearbeitung: 10.01.2010
Interne ID: 12910
ObjektURL: https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=12910
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