Ortsname / Ortsgeschichte (2)

Neuhütten, Gemeinde Neuhütten

Beschreibung
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Geschichte des Ortsteiles Neuhütten

Die Geschichte des langgestreckten Ortes Neuhütten, am Nordhang des Dollberges gelegen, beginnt mit dem Ende des 17. Jahrhunderts und ist mit dem Wiederaufleben der Eisenindustrie im Altbachtal in Verbindung zu bringen. Bis dahin war die gesamte Fläche des heutigen Dorfes mit Wald bedeckt und gehörte zur Herrschaft Züsch. Eigentümer war Vogt Ernst Ludwig von Hunolstein.

Mit diesem schloss der belgische Hüttenmeister Remacle Joseph de Hauzeur (* 08. Juli 1663 Verwiers – 18. Februar 1745 Abentheuerhütte) am 10. Mai 1694 einen Vertrag über die Errichtung einer Eisenschmelze. Der Vogt überließ Hauzeur auf 30 Jahre, beginnend mit dem folgenden Pfingsttag, seine Hütte, Schmelzöfen und Erzgruben pachtweise. Die wald- und erzreiche Zone des Hunsrücks mit ihren Wasserläufen bot günstige natürliche Voraussetzungen für den Aufbau einer Eisenhüttenindustrie. Rohstoffe und Antriebsenergie standen reichlich und billig zur Verfügung.
Aus der Gegend um Verwiers, der Heimat Hauzeurs, verpflichtete er Fachleute für das Hüttenwesen. Auf diese Weise kamen französisch sprechende Familien nach hier. Der protestantische Vogt erlaubte Hauzeur am 02. Januar 1698 die Errichtung einer kleinen Holzkapelle neben seinem Werk im Tal auf der linken Seite des Altbaches für seine katholischen Arbeiter, welche am 04. Juli 1698 eingeweiht wurde. Nach einigen Jahren aufstrebender Tätigkeit kam das Werk im Jahre 1734 zum Erliegen. Neben dem Mangel an Holz lag der Grund des Niedergangs auch in der kurtrierischen Sequestratur (Verwahrung/Verwaltung) von 1734 – 1750.
Nach dem Tod Hauzeurs 1745 blieb die Anlage über viele Jahre fast gänzlich außer Betrieb. Im Jahre 1764 heißt es "das Hüttenwerk sei schon längst eingegangen". Am 29. September 1765 schloss der neue Herr von Züsch – Friedrich Christoph von Hunolstein – mit dem Hüttenmeister Rene Leopold Choisy aus Trier einen Vertrag über die Neuanlage des Eisenhammers. Bereits im Jahre 1772 verlässt Choisy das Werk; 1781/82 ist der Hüttenmeister Alberti Besitzer. Inzwischen kam die Gegend um Züsch zu Baden. Der Markgraf Carl Friedrich von Baden-Durlach schloss mit dem Hüttenmeister Heinrich Detmar Pastert von der Weiersbacher Hütte einen Vertrag über die Neuerrichtung des Werkes. Nach dem Einfall der Franzosen 1792 kam die Stätte fast völlig zum Erliegen. In den Jahren 1804/05 waren nur noch 8 Arbeiter tätig; der Kleinhammer stand still, nur noch ein Frischfeuer wurde unterhalten. 1808 standen 13 Arbeiter im Lohnverhältnis. Während 1819 zwei Arbeiter tätig waren, waren es 1821 bereits vier und 1841 ebenfalls so wenige. Ehe der Vertrag vom 21. Dezember 1833 zwischen dem Sohn Pastert – Maximilian – und dem Erwerber des Hammers Züsch Hüttenherr Carl Richard Gottbill von der Mariahütte zu Stande kam, wurde am 02. August 1831 eine Bestandsaufnahme vorgenommen; sie ergab ein Hammergebäude, einen Kohlschuppen, ein Magazin, eine Arbeiterwohnung und eine Schneidmühle. Der Kaufpreis betrug 12.000 Taler.

Diese Firma ließ den Betrieb auslaufen. Im Oktober 1852 heißt es "ist seit einigen Jahren der ungünstigen Absatzverhältnisse wegen außer Betrieb". Damit endete die etwa 150 Jahre dauernde Eisenindustrie. Dadurch geriet die hiesige Bevölkerung in arge wirtschaftliche Not. Die Reste des Hammers sowie ein Bruchsteinsockel mit Kreuz und einer Gedenkplatte mit der Aufschrift "Den toten Ahnen 1696 – 1784" erinnern an die längst verflossene Eisenindustrie und an die Kirche im Tal des Altbaches zwischen Züsch und Nonnweiler und lädt zum Verweilen ein.
Neuhütten bestand ab ca. 1800 – 1970 aus den drei folgenden Ortsteilen:
Die Arbeiter (Schmiede, Schmelzer usw.) siedelten auf der schräg gegenüberliegenden Seite des Werkes am Hang des Dollberges an. Dort errichteten sie kleine Hütten. Auf diese Art entstand der westlich gelegene heutige Ortsteil Schmelz, dessen Name eindeutig durch den Betrieb der Eisenschmelze zu erklären ist. Bereits um 1700 dürften die ersten Menschen dort gewohnt haben. Im Jahrzehnt 1750/59 gab es auf der Schmelz 29 katholische Familien, davon 11 mit deutschen und 18 mit französischen Namen. Im Jahre 1781 lebten dort bereits 161 Personen. 28 Häuser stellte man im Jahre 1787 fest, worin 31 Haushalte mit 114 Personen wohnten.
Der nördliche Ortsteil namens Zinsershütten dürfte um 1730 entstanden sein oder gar schon um 1725, da ein Namensträger Zinser als Pate "aus dem Züscher Wald stammend" angegeben wird. Die Bezeichnung steht mit den wahrscheinlich ersten Bewohnern Johann Peter Zinser und den Familien seiner beiden Söhne Johann Nikolaus und Johann Jakob in Verbindung. Diese betätigten sich als Holzhauer und Köhler im Dienste des Werkes im Tal. Im Jahr 1758 gab es auf dem Wohnplatz 10 Baracken, in welchen 21 Familien mit 6 deutschen und 15 mit französischen Namen lebten. In 1781 waren dort 103 Menschen aufenthältlich, und 1787 hielten sich in 20 Häusern bei 22 Haushalten 74 Menschen auf.
Die letzte Gründung betrifft den mittleren Teil des Ortes namens Neuhütten. Bis ca. 1758 war das Gebiet zwischen Schmelz und Zinsershütten bereits ziemlich abgeholzt. Ein schmaler Weg verband beide Wohnorte. Westlich von Muhl befand sich ca. 1718/20 die Siedlung namens Schneidershütten, benannt nach dem dort wohnhaften lahmen Schneider Peter Arend. Im Jahre 1744 befanden sich 9 Baracken an der Stelle. Bereits im Jahre 1756 kam es zwischen dem Eigentümer von Züsch und dem Amt Birkenfeld zum Streit wegen des strittigen Gebietes von Schneidershütten. Nach vielen Verhandlungen kam es soweit, dass die Siedlung geräumt werden musste. So kam es, dass im Sommer 1759 die 22 Familien ihren bisherigen Wohnort verlassen mussten. Ihnen wurden auf "einen Placken genannten Platz am Weg Schmelz nach Zinsershütten neue Wohnplätze zugewiesen"; 17 der Familien zogen dort hin, die anderen nach anderen Dörfern. Diesen neuen Ort nannte man zuerst "Maltets-Baracken" nach dem Bewohner Gil Maltet; zur gleichen Zeit kam auch der Name "neue Hütten" auf. Noch heute heißt der Ortsteil im Sprachgebrauch der Einwohner "der Placke". Im Jahre 1781 zählte man 96 Einwohner; 1787 in 18 Wohnhäusern 49 Personen.
Durch die französische Besatzung um 1800 wurden alle drei selbständigen Teile zu einer Gemeinde mit dem Namen Neuhütten vereint. Noch heute sind französisch klingende Familiennamen hier vertreten, wie Bouillon, Detemple, Düpre, Kolling, Lorang, Mathieu, Petto, Serwene, Sossong.
Im Jahre 1994 wurde das 300jährige Bestehen des Ortes gebührend gefeiert.

Geschichte des Ortsteiles Muhl
Der nördlich gelegene Ortsteil Muhl wurde am 07.11.1970 nach Neuhütten eingemeindet. Seit seiner Entstehung nach 1700 gehörte das Dorf zum hintersponheimischen Amt Birkenfeld, kam 1776 zu Baden und wurde 1816 zusammen mit Börfink zu einer Gemeinde im Kreis Trier zusammengeführt. Nach dem Gesetz zur Verwaltungsvereinfachung vom 12.11.1968 kam Muhl mit Börfink am 07.06.1969 zum Landkreis Birkenfeld, Muhl trennte sich 1970 von Börfink und kam zum Kreis Trier.
Über Herkunft und Deutung des Ortsnamens ist keine völlige Klarheit zu gewinnen; am 04.11.1736 tritt ein Pate "aus der Muhl" in Erscheinung. Dies ist die erste Erwähnung des Namens Muhl. Danach lautet die Ortsnennung laufend so. Kommt der Name etwa von "Mulde"? Die Bewohner ernährten sich vor allem mit Holzhacken und der Köhlerei. Muhl war eine reine Waldarbeiterniederlassung in Verbindung mit dem Eisenwerk Züsch. Die wahrscheinlich erste ansässige Familie war die des Dominik Düpre, dem Ahnherr aller hier in der Gegend lebenden namens Düpre. Im Jahre 1744 befanden sich in Muhl lediglich 5 Häuser.

Der kleine Ort Muhl feierte im Mai 1986 sein 250jähriges Bestehen.
Neben der bereits erwähnten Siedlung Schneidershütten befand sich auf der linken Seite des Hengstbaches die sogenannte "Altmuhl". Dabei handelt es sich wahrscheinlich um nur ein Haus, welches von 1805 bis 1845 bewohnt war.

Verfasser: Reiner Schmitt, Neuhütten

Einordnung
Kategorie:
Geschichte / Ortsname / Ortsgeschichte /
Zeit:
1694
Epoche:
Renaissance

Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 7.020665
lat: 49.646020
Lagequalität der Koordinaten: Ortslage
Flurname: Ortslage

Internet
http://www.neuhuetten-hochwald.de/

Datenquellen
Reiner Schmitt, Neuhütten in: http://www.neuhuetten-hochwald.de/

Bildquellen
Bild 1: Homepage der Verbandsgemeinde Hermeskeil http://www.hermeskeil.de/

Stand
Letzte Bearbeitung: 27.09.2007
Interne ID: 13171
ObjektURL: https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=13171
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