Warsberger Hof

Saarburg, Stadt Saarburg Schloßberg 4

Beschreibung
Dreiflügelige Anlage, die sich zweigeschossig zum Schlossberg öffnet und in einer dreigeschossigen Stadtfront zum Boemundhof abschließt.
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Das in verschiedenen Bauphasen gewachsene und umgestaltete Anwesen gründet in einem Burgmannenhaus, wohl dem des 1360 und 1366 genannten Amtmannes Peter von der Leyen. Unter Einbeziehung eines im Keller nachgewiesenen Vorgängerbaus errichtete Johann von Warsberg den Familiensitz zwischen 1593 und 1599 (Grundstein und Gewölbeschlußstein, heute an anderer Stelle eingemauert).

Die bereits dreiflügelige Anlage wurde Ende des 17. Jahrhunderts und bis 1700 zur heutigen Größe erweitert und erneuert. Der Südflügel wurde dreiseitig umbaut und Ende des 18. Jahrhunderts der Nordflügel umgestaltet. Nachdem der Besitz 1839 parzelliert verkauft wurde, erwarb der Kreis nach und nach das Anwesen und ließ es 1900 nach Plänen des Kreisbaumeisters Karl Flacke zum Landratsamt umbauen und einheitlich neu gestalten. 1982 bis 1984 wurde das jetzige Verwaltungsgebäude der Verbandsgemeinde restauriert, der stadtseitige Westflügel, ein Wirtschaftsbau von um 1700, bis auf den Keller, einer zweischiffigen, kreuzgrat-gewölbten Pfeilerhalle, niedergelegt.

In seiner Gesamterscheinung ist der Warsberger Hof ein stattlicher, ziemlich einheitlicher Komplex aus verputztem Bruchsteinmauerwerk, roten Sandsteingliederungen und schiefereingedeckten Walmdächern.

In der Giebelspitze ehemals Ehewappen Warsberg und Greiffenklau nach dem holzgeschnitzten Original im Haus um 1727. Als Spolie eingesetzt im Überfangbogen des mittleren Erdgeschoßfensters ein 1599 datierter Gewölbestein. Seitlich das jetzt vermauerte Pilasterportal des Landratsamtes, ein übergiebeltes Pilasterportal mit preußischem Adler im Giebelfeld. Der ebenfalls Ende des 16. Jahrhunderts errichtete querausladende Nordflügel war ursprünglich im Erdgeschoß ganz in Bogenöffnungen für eine Schmiede und Nebenräume gegliedert. Im Wohngeschoß darüber haben sich profilierte Pfostenfenster der Erbauungszeit neben solchen von um 1700 erhalten. Die zweijochig kreuzgratgewölbte Torfahrt zum ehemaligen Mauertor der Stadtmauer wurde Ende des 18. Jahrhunderts. Eingesetzt. Über dem Scheitelstein des Tores als Spolie eingefügt, ein verwittertes Wappen Warsberg mit Helmzier (silberner, goldgekrönter schreitender Löwe im schwarzen Feld). Im Jahr 1900 erhielt der Flügel ein mit dem des Südflügels korrespondierenden Zwerchhaus in Riegelfachwerk mit seitlichen Helmgauben wie die am Westflügel.

Der im Kern aus der Bauzeit von kurz vor 1600 stammende Südflügel erhielt an der einsehbaren Süd- und Ostseite um 1700 eine zweiseitige Umbauung, die in den damals wohl höher gelegenen Hofraum ragt. Zwischen west- und straßenseitigem Teil des Südflügels wurde über dem heutigen Haupteingang ein Wintergarten mit Fachwerkfront eingespannt. Eine über die Straße geschlagene Bogenbrücke verbindet mit dem ehemaligen Haus Hirtzberg (jetzt überdachte Verbindung zum Sitzungssaal). In der Böschungsmauer eingesetzt wurden 1900 zwei Grundsteine (Johann von Warsberg 1593, Carolus Henrickus van Warsperg 1712 und Lotario Friederick von Warsperg 1712).
[…]
Der Warsberger Hof erinnert als einziger erhaltener an die ehemaligen Burgmannenhäuser, die sich an bevorzugter Stelle unterhalb der Burg und oberhalb der Stadt entfalteten. Er bezeugt in seiner komplexen Baugeschichte, daß diese Höfe, nachdem sie ihre ursprüngliche Bedeutung verloren hatten, zu schloßähnlichen Familiensitzen heranwuchsen. Der Warsberger Hof erinnert an die Familie des später in den Reichsfreiherrenstand erhobenen, lothringischen Rittergeschlechts von Warsberg. Durch kluge Heiratspolitik und politische Umsicht wurden sie seit dem Ende des 15. Jahrhunderts. Zu den wichtigsten Adeligen des Amtes Saarburg. Sie zogen den Vorteil daraus, gleichzeitig Kurtrier und Luxemburg zu dienen. 1557 wurden sie in Saarburg ansässig und stellten im 17. und 18. Jahrhundert Die Amtmänner in Saarburg. [1]

Einordnung
Ersteller, Baumeister, Architekt, Künstler:
Flacke, Karl (Kreisbaumeister)
Kategorie:
Bau- und Kunstdenkmale / Wohn- und Wirtschaftsgebäude / Bürgerliche Wohn- und Wirtschaftsgebäude
Zeit:
1593-99
Epoche:
Renaissance

Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 6.551377
lat: 49.608272
Lagequalität der Koordinaten: Genau
Flurname: Ortslage

Internet
http://www.saarburg.de/

Datenquellen
[1] Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz, Kreis Trier-Saarburg, 12.1 Wernersche Verlagsgesellschaft 1994

Bildquellen
Bild 1: © Helge Rieder, Konz, 2000

Stand
Letzte Bearbeitung: 07.10.2003
Interne ID: 1324
ObjektURL: https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=1324
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