Ehemaliges Pfarrhaus

Brockscheid, Gemeinde Brockscheid Glockenstraße 39

Beschreibung
Seinen Namen verdankt es der giebelseitigen Querköpfigkeit. Querein an der Straße steht das ebenso benannte Gebäude, hierzulande auch als Trierer Haus bekannt. Ein besonders schön erhaltenes Beispiel solch regionaltypischer Quereinhäuser ist das Alte Pfarrhaus in Brockscheid. Als Dienstwohnung für die damalige Pfarrei Brockscheid, Udler und Tettscheid wurde es 1816 erbaut. 1882 wurde ein Ökonomiegebäude angefügt. [1]

Der Schatz im Pfarrhausgarten
Klaus-Dieter Hammes, Aachen/Brockscheid

In der Nähe von Daun liegt der kleine Ort Brockscheid. Obwohl das Dorf nur 250 Einwohner zählt, ist es durch die dort ansässige Glockengießerei Mark weit über seine Grenzen hinaus bekannt.

Der Ort wird am 9. 6.1161 unter den Besitzungen der Abtei Echternach zum ersten Male urkundlich erwähnt. Im Dorfkern befindet sich das 1816 erbaute und unter Denkmalschutz stehende alte Pfarrhaus. Seit 1950, als der letzte Dorfpfarrer Franz Gurski das Haus verließ, wird das Pfarrhaus nicht mehr als solches genutzt, es ging im Tausch mit dem Schulgebäude, das näher an der Kirche liegt, 1974 in den Besitz der Ortsgemeinde über. Nachdem in den Jahren 1992 bis 95 ein neues Baugebiet in Brockscheid erschlossen wurde, fand die Ortsgemeinde keine Verwendung mehr für das Gebäude und bot es zum Kauf an. Durch ein zufälliges Gespräch erfuhren wir von der Verkaufsabsicht der Gemeinde. Einer ersten Begehung im Juli 1995 folgte schnell die Absichtserklärung, das Gebäude zu erwerben. Nun ging alles sehr schnell und der Kaufvertrag wurde im August desselben Jahres geschlossen. Das Anwesen wurde von uns erworben, mit der Absicht, es so wieder herzurichten, wie es der Bedeutung eines Kulturdenkmals angemessen ist. Noch im gleichen Jahr wurde mit der "Wiederbelebung" des historischen Gebäudes begonnen. Die Restaurierung der kompletten Hof- und Gartenanlage wird sicherlich noch bis ins Jahr 1997 andauern. Doch bevor unsere Arbeiten am Gebäude begannen, entsann sich mein Vater, dass im Pfarrhausgarten einst ein Brunnen stand. Ob die Inspiration von Jakob Hammes nun das Gedicht von Gottfried August Bürger war, in dem es heißt: "In Eurem Garten liegt ein Schatz, grabt nur danach", bleibt sein Geheimnis. Sicher ist nur, dass er nach kurzem Suchen fündig wurde und die alten Mauern eines Schachtbrunnens, etwa einen Meter unter der Erdoberfläche entdeckte. Nun spannte er die ganze Familie ein, um den verschollenen Brunnen freizulegen. Nachdem zwei Meter tief gegraben war, störte das seitlich eindringende Wasser so stark, daß eine Schmutzwasserpumpe den Brunnen wasserfrei halten musste, damit die Grabungen weitergehen konnten. So wurden über Monate Eimer für Eimer Erde und Steine aus dem Schacht gehievt, bis die Brunnensohle sieben Meter unter der Erdoberfläche lag. Jetzt reichte eine Pumpe nicht mehr aus, um das eindringende Wasser aus dem Brunnen herauszubefördern. Mit einer zweiten Pumpe ließ sich das Problem lösen. Die eine Pumpe förderte das Wasser etwa sieben Meter hoch in ein Gefäß, von dort pumpte eine zweite Pumpe das Wasser aus dem Brunnen heraus. Durch diese Maßnahme konnte der Brunnen bis neun Meter Tiefe freigelegt werden, und in diesem Bereich wurde die alte Brunnenrolle mit befestigter Kurbel gefunden. Beide Teile wurden restauriert und im neuen Brunnenaufbau wieder eingebaut. Die gefundenen Natursteine im Brunnen wurden von meinem Vater dazu benutzt, die Brunnenkrone neu aufzumauern. Von September 95 bis März 96 stieg das Brunnenwasser bis auf drei Meter unter Erdoberfläche, so dass der Schachtbrunnen mit einem mittleren Durchmesser von 1,15 Meter 7.000 Liter Wasser führt. Der Brunnen ist etwa vier Meter vom Gebäude entfernt, das zur Vorratshaltung natürlich auch einen Gewölbekeller hat. Die Wiederbelebung des Brunnens hat als angenehmen Nebeneffekt bewirkt, dass der feuchte Keller zunehmend trockener wurde. Zur Kulturgeschichte des Brunnenbaus lässt sich sagen, dass mit dem Beginn der Sesshaftwerdung der Mensch begann, zur Sicherung der Wasserversorgung in den Siedlungen Gruben als Wasserstellen herzurichten, die schon bald die Form des Schachtbrunnens annahmen. Er besteht aus einem meist runden, gemauerten oder betonierten Schacht, der bis in die wasserführenden Schichten reicht. Das Wasser tritt durch die offene Sohle ein, manchmal auch durch Schlitze, die bis zur Höhe des Grundwasserspiegels im Mauerwerk ausgespart sind. Das Wasser wird durch Schöpfeimer mit Haspelrad, bei älteren Anlagen auch durch einen langarmigen Hebel mit Schöpfgefäß (Ziehbrunnen) oder durch Pumpen gefördert. Der Pumpenkolben darf höchstens in sieben Meter Höhe über dem niedrigsten Wasserspiegel angeordnet werden, da sonst die Wassersäule im Saugrohr abreißen würde. Zur Geschichte der Hofanlage war aus dem Bistumsarchiv in Trier zu erfahren, dass der Pfarrer 1719 schrieb, dass sein Haus 1688 gebaut, aber noch nicht fertiggestellt wurde. Dies lässt vermuten, dass an der Stelle, wo das jetzige Pfarrhaus steht, schon 1688 ein Gebäude stand. Dann wäre der Schachtbrunnen sicherlich erstellt worden, als das erste Pfarrhaus entstand, und somit 308 Jahre alt. Im alten Pfarrhausgarten findet sich nun im Schatten eines alten etwa hundert Jahre alten Birnbaumes der restaurierte Brunnen, der Generationen von Dorfpfarrern frisches Wasser für den täglichen Bedarf spendete. Wie in vielen Eifelgemeinden wurde mit dem Bau der Wasserleitung, in Brockscheid 1934, die Nutzung von Brunnen unbequem und lästig. Der Fortschrittsglaube hat die Menschen Brunnen zuschütten lassen, heute sollten wir es besser wissen. Nach neuesten Klimaforschungen, untermauert durch die letzten trockenen Jahre, wird das Trinkwasser die zentrale Zukunftsfrage werden! So sollte uns der wiederbelebte Brunnen als Kulturdenkmal stets ermahnen, mit dem gewonnenen "Schatz" behutsam umzugehen. [2]

Einordnung
Kategorie:
Bau- und Kunstdenkmale / Verwaltungsbauten / Pfarrhäuser
Zeit:
1816
Epoche:
Klassizismus

Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 6.844708
lat: 50.132401
Lagequalität der Koordinaten: Genau
Flurname: Ortslage

Internet
http://www.brockscheid.de

Datenquellen
[1] Trierischer Volksfreund 03.09.98
[2] Klaus-Dieter Hammes, Aachen/Brockscheid: Der Schatz im Pfarrhausgarten. In: http://www.jahrbuch-daun.de/

Bildquellen
Bild 1: © Friedbert Wißkirchen, Daun, 2010.
Bild 2: © Friedbert Wißkirchen, Daun, 2010.
Bild 3: © Friedbert Wißkirchen, Daun, 2010.

Stand
Letzte Bearbeitung: 29.06.2010
Interne ID: 1333
ObjektURL: https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=1333
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