Parkanlage Nell's Ländchen

Trier-Nord, Stadt Trier Parkstraße

Beschreibung
Direkt neben einem lärmigen Verkehrsknotenpunkt, dem Verteilerkreis, bietet der Park Nells Ländchen, Ruhe und Entspannung. Er ist die größte öffentliche Grünanlage in Trier. Auch vom Industriegebiet Trier-Nord oder dem künftigen Arbeitsamt ist der Park in nur wenigen Minuten erreichbar.

Die 1801 fertiggestellte Anlage, benannt nach ihrem "Vater" Johann Nikolaus von Nell, wird der frühromantisch-sentimentalen Epoche zugerechnet. Der klassische Landschaftsgarten englischen Stils entwickelte sich erst später zur vollen Blüte.

Um 1800 wollte man die Gartenkunst aus den Fesseln geometrischer Formgebung befreien, die zum Beispiel für den am Barock orientierten Palastgarten typisch sind. Ziel war die ungehemmte Entfaltung der Natur. An die Stelle von Becken und Kaskaden treten gewundene Bachläufe, die in Teiche münden: Anstelle geradliniger Alleen führen verschlungene Wege über kleine Brücken.

Mustergut
Mit Treibhäusern, Reben und Pfirsichbäumen sowie Obstzucht war das gesamte Nells Ländchen gleichzeitig ein Mustergut für Gartenbau und Landwirtschaft. 1940 kaufte die Stadt die Anlage: Das Gartenamt ließ den Park und die Wasserflächen erweitern. Das war unter anderem nötig, weil Löschwasser für das nahe gelegene Proviantamt hinter dem Bahngleis Metternichstraße gebraucht wurde. Wegen der Nähe zu beiden Anlagen wurde der Park im Zweiten Weltkrieg immer wieder von Bomben getroffen. Der Teil seitlich der Parkstraße und des Verteilerrings wurde nach dem Weltkrieg als Gemüseacker genutzt. In die Beete pflanzte man gleichzeitig junge Bäume. In den weiteren Nachkriegsjahren wurde der Park wieder zum Naherholungsgebiet für die Trierer.

Der Gartenbautag 1958 gab vielerlei Anregungen für den weiteren Ausbau. Unter anderem entstand die Idee für eine Landesgartenschau in Trier auf den Grünanlagen bis zum Moselufer. Das Projekt scheiterte aber aus finanziellen Gründen. Dafür beschloss der Trierer Stadtrat, im Nells Ländchen einen großen Rosengarten anzulegen.

Berühmte Familie als Namenspatron
Der Park Nells Ländchen ist die einzige öffentliche Grünanlage in Trier, die nach ihrem Gründer benannt wurde. An den Trierer Priester und Juristen erinnert auch der Name des umliegenden Stadtbezirks. Johann Nikolaus von Nell lebte von 1748 bis 1807 und war seit 1762 Kanonikus des Stifts Sankt Paulin und ab 1803 in der selben Funktion sowie als Schatzmeister am Trierer Dom tätig.

Sumpf trockengelegt
Er kaufte 1792 und 1793 zwischen dem Ausgang des Kürenzer Tals und der Mosel sumpfige Ländereien, entwässerte sie und schuf mit Hilfe des Landschaftsgärtners Gotthard eine Parklandschaft im holländischen Stil mit Inseln und Teich. Der Avelsbach speist den Weiher, um dann in die Mosel zu fließen. Die kleine Mühle war nicht nur ein Dekorationsobjekt: Noch bis 1918 war sie als Gutsschrotmühle in Betrieb. Von Nell machte von Anfang an die weitläufige Anlage einem breiten Publikum zugänglich und schuf somit im Zeitalter der französischen Revolution einen Volksgarten.

Frühe ABM
Für sein Projekt beschäftigte von Nell viele Tagelöhner in den arbeitsarmen Monaten des Jahres, eine frühe Arbeitsbeschaffungsmaßnahme. Ein Gedenkstein in Form eines Obelisken (Foto) erinnert bis heute an den Schöpfer des Parks.

Napoleon kam 1804
Rund zehn Jahre nach den ersten Anfängen weilte ein ganz berühmter Besucher im Park: Kaiser Napoleon machte einen Ausflug nach Nells Ländchen, als er 1804 in Trier zu Gast war. Neben Johann Nikolaus von Nell spielten auch viele weitere Mitglieder der weitverzweigten Sippe eine wichtige Rolle in der Geschichte. Heute noch am bekanntesten ist der Theologe Oswald von Nell-Breuning, Nestor der katholischen Soziallehre. Er wurde am 8. März 1890 in Trier geboren und starb 1991. Der Jesuit wurde 1921 zum Priester geweiht und erarbeitete 1931 den Entwurf für die Sozial-Enzyklika "Quadragismo anno" von Papst Pius XI.

Weingutsbesitzer
Zur Familie gehören außerdem mehrere Besitzer bekannter Weingüter sowie Georg Friedrich von Nell: Er zählte 1839 zu den Gründern der Mosel-Dampfschiffahrtsgesellschaft und erbaute 1844 in der Nähe der Stadt das Hofgut Mariahof.

Üppige Blütenpracht
Vor allem ab dem Frühsommer erfreut Nells Park das Auge des Besuchers mit einem üppigen und farbenprächtigen Blütenmeer. Neben dem berühmten Rosengarten, der vor rund 20 Jahren deutlich erweitert wurde, locken auch die blühenden Rhododendren-Büsche Besucher an.

Enten und Gänse fühlen sich wohl
Zahlreiche Enten und Gänse bevölkern den Park. Die Insel inmitten des großen Teichs dient den Tieren als geschützter Brutbereich.

Park mit eigener Internetseite
Gärtnermeister Erich Trierweiler hat unter der Anschrift www.treverer.de/nellspark eine Homepage über die Anlage ins Internet gestellt. Geboten wird ein Rundgang mit kurzen Texten und Fotos. Außerdem hat der Surfer auf der Einstiegsseite die Möglichkeit, Kapitel mit Detailinformationen über den Rosengarten, die Orangerie, die Mühle oder das Obelisk-Denkmal anzuklicken. Auch die Internet-Homepage des Rathauses (www.trier.de) bietet in der Rubrik A-Z unter dem Buchstaben N vielfältige Informationen über die Anlage in Trier-Nord.

[Rathaus-Zeitung Trier, Ausgabe: Dienstag, 23. Oktober 2001]

Weiterführende Literatur:
Peter Seewaldt, "Säulentrümmer, Statuen, Ruhebänke […] in mannigfacher und angenehmer Mischung": Konzeption und Ausstattung der Gartenanlage "Nells Ländchen" bei Trier um 1800. In: Funde und Ausgrabungen im Bezirk Trier 41,2009, S. 72-89. Online-Shop: www.landesmuseum-trier-shop.de

Einordnung
Ersteller, Baumeister, Architekt, Künstler:
Nell von, Johann Nikolaus
Kategorie:
Naturobjekte / Parks, Gärten und Friedhöfe / Stadtparke und öffentliches Grün
Zeit:
1801
Epoche:
Klassizismus

Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 6.667566
lat: 49.769660
Lagequalität der Koordinaten: Genau
Flurname: Park Nells Ländchen

Internet
http://redaktion.trier.de/praefectus/trier?_SID=00126088823549&_bereich=artikel&_aktion=detail&idartikel=115265

Datenquellen
Rathaus-Zeitung Trier, Ausgabe: Dienstag, 23. Oktober 2001

Bildquellen
Bild 1: © Elke Janssen, Schoden http://www.flickr.com/photos/99364142@N00/
Bild 2: © Elke Janssen, Schoden http://www.flickr.com/photos/99364142@N00/

Stand
Letzte Bearbeitung: 07.08.2011
Interne ID: 13414
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