Ortsgeschichte Gusenburg

Gusenburg, Gemeinde Gusenburg

Beschreibung
Topographie
Das mit seiner Gemarkung im Osten an das Saarland grenzende Hochwalddorf schneidet sich als Rodungsinsel in den Abhang des Schwarzwälder Hochwaldes. Gusenburg entwickelte sich auf der westlichen der beiden zum Engbach sanft abgleitenden Hangseiten. Die der Steigung und teilweise der Straße Wadrill-Hermeskeil (L 147) folgende Ortsbebauung überwindet den Höhenunterschied zwischen 480 und 530 Meter NN. Die verwitterten Schieferschichten liefern lehmig sandige Böden. Von der 735 Hektar großen Gemarkung sind heute noch 246 Hektar bewaldet. Im Nordosten an der Gemarkungsgrenze zu Hermeskeil in der Flur Gertenbüsch stand eine römische Tempelanlage mit einem gallorömischen Umgangstempel in der Mitte eines ummauerten Bezirks. Weiter nördlich wurden ebenfalls an dem römischen Nebenweg die Reste einer römischen Siedlung entdeckt.

Geschichte
1400-1600 Jahrhundert
Gusenburg findet erst 1455 als Goishenberg eine Erwähnung. 1467 wird der Ort Goessenburgh und 1542 Goißenburg genannt. Der von -berg zu -burg gewandelte Ortsname wird mit einem Personenamen in Verbindung gebracht. Die späte Nennung des kleinen Ortes steht im Zusammenhang mit der Geschichte der Grundherrschaft von Gusenburg. 1238 wird dem Trierer Domküster in einem Vergleich mit seinem Bruder Heinrich von der Brücke die Hunrige über Grinderich zugesprochen. Die nach dem wüst gewordenen Ort Grenderich (5. Grimburg, Gemarkung) benannte Zenderei umfasste auch Gusenburg und den heutigen Ort Grimburg als eine Gemeinde. Die Grundherrschaft und das teilweise umstrittene Mittelgericht übte die Domkustorei bis zum Ende des Kurstaates in der Gemarkung aus. Die Zenderei gehörte zur Pflege beziehungsweise zum kurfürstlichen Hochgericht Reinsfeld (5. dort). Der Grendericher Zender begegnet auch in der Funktion als Bürgermeister.

1600-1700 Jahrh.
Erst Ende des 16. Jahrhunderts setzt sich für dieses Amt die Bezeichnung Schultheiß durch. Nachdem Grenderich nach 1650 wüst geworden war, übernahm Gusenburg die Rolle als Sitz des Zenders und des Schultheißen. Die erst in französischer Zeit eigenständig gewordene Gemeinde Gusenburg kam zur Mairie und zum Kanton Hermeskeil im Arondissement Birkenfeld. Kirchlich gehörte die Gemeinde als Filiale zur Pfarrei Wadrill. Das Stift Sankt Paulin in Trier war Grundherr in Wadrill und hatte in Grenderich das Zehntrecht. In der Grendericher Kirche wurden laut der Visitation von 1618 alle Sakramente gestiftet, allerdings stieg sie nur zur Vikarie und nicht zur selbständigen Pfarrei auf.

1700-1800 Jahrhundert
Die bis um 1770 genutzte Kirche in Grenderich wurde danach aufgegeben. Abseits der im Ortszentrum stehenden Kapelle Sankt Kosmas und Damian (abgebrochen 1784) errichtete Gusenburg am östlichen Dorfrand 1777 eine neue Kirche und ein Vikariehaus.

1800-1900 Jahrhundert
1803-1808 wurde Grimburg dann Sukkursalpfarrei, ab 1817 wurde Gusenburg Pfarrei mit der Filiale Grimburg. 1830 wird Gusenburg als ärmliches Dorf bezeichnet. Verbesserungen brachte die Abschaffung der Dreifelderwirtschaft Mitte des 19. Jahrhundert und die Einführung einer ausgeprägten Heimwirtschaft. So waren es 1856 23 Nagelschmiede registriert. Ende des 19. Jahrhundert gab die saarländische Industrie Verdienstmöglichkeit.


Die aus den drei Orten bestehende Gemeinde wies 1563 insgesamt 27 Feuerstellen auf. Die Entwicklung der Ortsgröße von Gusenburg und Grimburg war seit 1625 etwa gleich. 1625 bestand Gusenburg aus zwölf Feuerstellen, die sich 1651 bis auf vier verringert hatten. Danach konnte sich der Ort bis 1684 wieder auf sieben Feuerstellen erholen, stagnierte auf dieser Größe allerdings bis ins 18. Jahrhundert. 1809 hatte Gusenburg 269 Einwohner, 1841 365 und 1895 bereits 509. Heute ist Gusenburg eine Wohngemeinde mit 1200 Einwohnern.

Denkmalstruktur
Das entlang der Hauptdurchfahrstraße (L 147) und durch Neubaugebiete stark angewachsene Dorf lässt den historischen Dorfkern zwischen den Bögen der S-förmig verlaufenden Hauptstraße erkennen. Dieser beiderseits der Hauptstraße von der Ring- und der Schulstraße begrenzte Bereich umschreibt den bis um 1800 bebauten Dorfumfang. Östlich davon, an der früher wichtigen Bierfelder Straße entstand am Dorfrand die 1777 erbaute, 1927 durch einen Neubau ersetzte Kirche und leitete hier eine zum Engbach gerichtete Erweiterung ein. Die Hanglage begünstigte die Ausbildung von Trierer Zeilen, die der Steigung entsprechend parallel gereiht sind und in Giebelstellung zur Hauptstraße vorstoßen. In flachen Abschnitten verbindet sich diese Zeilenanordnung mit traufständigen Abschnitten, womit ein vielförmiger Grundriß wuchs, der auch Platzsituationen einschließt. Der ablesbar gebliebene Grundriss ist kaum mehr mit einem unveränderten historischen Gebäudebestand verknüpft. Die im Baualter erkennbar nicht vor 1800 reichenden Quereinhäuser geben teilweise noch Hinweise auf eine bis ins 19. Jahrhundert übliche Eingeschossigkeit. Das Ortsbild wird von jetzt veränderten Quereinhäusern des 19. Jahrhundert und von Neubauten des frühen 20. Jahrhundert bestimmt, welche die Standorte von Vorgängerbauten einnehmen. Ein kleiner Platz in der Schulstraße entstand durch den Abbruch der alten, 1875 erbauten Schule. Neuer Blickpunkt ist die 1903 erbaute und 1924 erweiterte ehemalige Schule. Ihre baugeschichtliche Qualität hat auch die Bierfelder Straße eingebüßt. Ihre historische Dominante ist die Pfarrkirche am Standort der 1777 erbauten Kirche. Anstelle des gleichzeitig erbauten Pfarrhauses (Bierfelder Straße 3) entstand 1961 ein Neubau. Die lockere Bebauung weist hier auf eine spätere Schließung des Straßenraumes ab dem späten 19. Jahrhundert. Erwähnenswert ist ein eingeschossiges Quereinhaus des frühen 20. Jahrhundert, das zeitentsprechend mit einem Zwerchhaus ausgestattet wurde (Bierfelder Straße 2).

Text: Günter Dellwo.

Einordnung
Kategorie:
Geschichte / Ortsname / Ortsgeschichte /
Zeit:
1455
Epoche:
Gotik

Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 6.900577
lat: 49.635787
Lagequalität der Koordinaten: Ortslage
Flurname: Ortslage

Internet
http://www.gusenburg.de

Datenquellen
Internet

Bildquellen
Bild 1: Kreisarchiv Trier-Saarburg (KATr-Sb), Sammlung Bätz, Nr. 18. Aufnahme: Photographenmeister Georg Moritz Bätz [*26.05.1869 - †13.04.1954], Aufnahmedatum: zwischen1903 und 1920.

Stand
Letzte Bearbeitung: 09.07.2023
Interne ID: 1432
ObjektURL: https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=1432
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