Kleinere Kapelle

Tempelbezirk im Altbachtal
Heiligkreuz, Stadt Trier Spitzmühle

Beschreibung
Die Tempelanlagen und Kultbezirke des Stadtgebietes von Trier unterscheiden sich vor allem von der Sakralarchitektur und ihrer Größe deutlich von den ländlichen Heiligtümern. Während auf dem Lande die noch an keltische Vorbilder angelehnten Umgangstempel dominieren, ist bei den großen Tempeln im Stadtgebiet der Rückgriff auf griechisch-römische Traditionen unverkennbar. Bemerkenswert ist auch die Ausdehnung des Tempelbezirks am Altbach im Südosten der Stadt, der mit einem Areal von 5 ha nicht nur einen der größten Kultbezirke nördlich der Alpen bildet, sondern von allen bekannten Tempelanlagen des Trevererlandes den umfassendsten Überblick über die Kultur der Römerzeit bietet.

Der am südöstlichen Stadtrand des antiken Trier am Altbachtal gelegene Tempelbezirk wurde bereits in den 20er und 30er Jahren mit einem dichten Netz von Suchschnitten erforscht. Obwohl damals nur etwa ein Siebtel der Gesamtfläche (5 ha) untersucht werden konnte, gelang es, nicht nur mehrperiodige Bebauungspläne zu erstellen, sondern auch mehr als 70 Baukomplexe nachzuweisen. Damit ist der Tempelbezirk der größte des Trevererlandes und zählt zugleich zu den ausgedehntesten Kultbezirken nördlich der Alpen.

Die Anfänge des Heiligtums reichen, wie vorrömische Gruben und einzelne Pfostenstellungen vermuten las¬sen, vielleicht noch bis in keltische Zeit zurück. Die ersten gesicherten Holztempel datieren in augusteische Zeit und haben meist viereckigen oder quadratischen Grundriß. Ab der Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. Treten an ihre Stelle in Stein ausgeführte Quadrat-, Rechteck- oder Rundbauten.

Spätestens im 2. Jahrhundert erfährt der Tempelbezirk eine Erweiterung nach Osten mit vielen kleinen und kleinsten Kultanlagen, in denen offenbar einheimische Gottheiten verehrt wurden. Die vorherrschende Bauform im Kultbezirk bildet der in keltischer Tradition stehende gallorömische Umgangstempel.

In der Mitte des 2. Jahrhunderts errichtet man ein Kulttheater mit halbkreisförmig um eine Bühne angelegten, steinernen Sitzreihen, die aufgrund von Inschriften bestimmten Personen vorbehalten waren. Kaum hundert Jahre später wird dieses Theater wohl infolge geänderter Kultformen aufgegeben und weicht einem größeren Baukomplex, der vielleicht als Wohngebäude für Priester und Tempelbeamte diente.
Im 4. Jahrhundert wird in einem Teil dieses Gebäudes noch ein Mithräum errichtet.

Bemerkenswert ist auch, daß der gesamte Bezirk bei Errichtung der Stadtmauer im 2. Jahrhundert in die Ummauerung einbezogen wurde. Nach Zerstörungen um 275 n. Chr. Infolge der Germaneneinfälle gelangt der Tempelbezirk zu neuer Blüte und wird, von kürzeren Unterbrechungen in der Mitte des 4. Jahrhunderts abgesehen, bis ins ausgehende 4. Jahrhundert n. Chr. Genutzt.
Karl-Josef Gilles (Rheinisches Landesmuseum Trier)


Gegenwärtiger Zustand: Schrebergartengelände. Die archäologischen Reste sind zugeschüttet.
(Redaktion Kulturdatenabank)

Einordnung
Kategorie:
Archäologische Denkmale / Sakralbauten / Tempel, Heiligtümer
Zeit:
1. bis 4. Jahrhundert nach Chr.
Epoche:
Kelten- / Römerzeit

Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 6.642783
lat: 49.746325
Lagequalität der Koordinaten: Vermutlich
Flurname: Auf dem Kathäuserfeld

Internet
http://www.landesmuseum-trier.de/

Datenquellen
Religio Romana. Wege zu den Göttern im antiken Trier. Selbstverlag des Rheinischen Landesmuseums Trier, 1996. ISBN 3-923319-34-7 Online-Shop: www.landesmuseum-trier-shop.de


Stand
Letzte Bearbeitung: 13.05.2008
Interne ID: 14745
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