Wohnhaus

Gerolstein, Stadt Gerolstein Hauptstraße 81

Beschreibung
Das Haus wurde 1903 erbaut, damals ist vermutlich eine alte Sandstein-Türeinfassung als Kellertür wieder verwendet worden.

In meiner Kindheit (um 1940) fiel mir oben an der Kellereinfassung dieses Hauses ein merkwürdiges eingeritztes Zeichen auf. Damals fragte ich meinen Vater, was es bedeute. Das sei ein Hauszeichen. Es stamme wohl aus der Zeit, als man noch nicht schreiben und lesen konnte. Damit habe man Dokumente unterschrieben, Häuser gekennzeichnet, sogar Grabsteine.

Sehr wahrscheinlich wurde diese Sandsteineinfassung im gotischen Stil für ein sehr elegantes Bürgerhaus Gerolsteins komplett im gotischen Stil geschaffen, das später durch einen Stadtbrand oder herabfallende Trümmer der Löwenburg zerstört wurde.

Danach hatte wohl jemand, der des Schreibens und Lesens nicht mächtig war, diese Sandtsteineinfassung bei seinem wohl einfachen Hausbau als Haustür verwandt, er ritzte darum sein Hauszeichen ein.

Auch dieses Haus muss zerstört worden sein und seine brauchbaren Teile wurden gesammelt.

1903 wurde dann die elegante gotische Sandsteineinfassung mitsamt dem Hauszeichen des Analphabeten für die Tür zum Kohlekeller und Klo wieder verwendet.

Die Lage des Hauses Nr. 81, in dieses winzige Dreieck eingezwängt zwischen Treppenaufgang und Straße, angebaut an das alte Haus von 1747 war für diesen Bauherrn wohl so wichtig, weil es 1903 in unmittelbarer Nähe einen Laufbrunnen gab.

Nach einer Renovierung ist das Hauszeichen heute nicht mehr sichtbar. [1]


Jedem fällt natürlich auf, dass die Sandstein Einfassung einer anderen Zeit und einem völlig anderen Baustil entstammt und in keiner Weise zu diesem einfachen Keller passt, der nicht mal einen ordentlichen Boden aufwies. Gewöhnlich sieht man für Kellereingänge an Eifelhäusern keine solch hohen Türeingänge vor! Darum vermute ich stark, dass diese schöne alte Sandsteineinfassung auf dem Lager des Maurermeisters vorhanden war, und sie wurde dann aus Gründen der Kostenersparnis für die Kellertür eingebaut. Es gab in Gerolstein viele große Stadtbrände, 1665, 1691, 1798 und 1784 bei denen die strohgedeckten Häuser aus Fachwerk schnell Opfer der Flammen wurden.

Man darf vermuten, dass besser gestellte Familien Steinhäuser besaßen, die edle Sandsteineinfassungen der Fenster und Türen aufwiesen. Von den Resten der zerstörten Burg wie den herrschaftlichen Häusern nach Bränden, wurden brauchbare Teile gewiss wieder verwendet.
Und ich kann mir denken, dass da die Mauermeister schnell aktiv wurden, sich die noch brauchbaren Sandsteineinfassungen auf ihr Lager zu tun, zur späteren Verwendung. [2]

Einordnung
Kategorie:
Bau- und Kunstdenkmale / Wohn- und Wirtschaftsgebäude / Bürgerliche Wohn- und Wirtschaftsgebäude
Zeit:
1903
Epoche:
Historismus / Jugendstil

Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 6.667674
lat: 50.222345
Lagequalität der Koordinaten: Genau
Flurname: Unter der Burg

Internet
http://www.gerolstein.de/

Datenquellen
[1] Wilma Herzog, Gerolstein, 2014.
[2] Wilma Herzog, Gerolstein, 2016.

Bildquellen
Bild 1: © Uwe Widera, 54550 Daun, 2011.
Bild 2: © Uwe Widera, 54550 Daun, 2011.

Stand
Letzte Bearbeitung: 18.12.2016
Interne ID: 16570
ObjektURL: https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=16570
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