Muttergottes-Kapellchen (1)

Hanert, Gemeinde Mürlenbach

Beschreibung
Herrlich am Waldrand gelegen, mit weitem Ausblick über Täler und Höhen ringsum, steht das Hanertkapellchen. Der am 06. August 1876 in Mürlenbach geborene Telegrafenwerkführer J. Hubert Müller hat es im Jahre 1911 eigenhändig erbaut.

Die ursprünglich vorhandene Pietà (Maria mit dem Leichnam des Sohnes) hatte er aus Ton kunstvoll selbst gefertigt. Nach dem Zweiten Weltkrieg war das Kapellchen durch Vandalismus und nicht mehr erfolgte Pflege arg mitgenommen, und die Pietà war von übermütigen Kindern demoliert worden. Ab 1950 wurde das Kapellchen in mehreren Schritten mit Spendengeldern und einem Beitrag der Gemeinde renoviert. Es erhielt ein neues Schieferdach, einen Aufbau für eine kleine Glocke und die Einrichtung wurde ergänzt. Eine gestiftete wertvolle Pietà wurde jedoch wegen der Gefahr von Diebstahl oder Beschädigungen nicht im Kapellchen, sondern später in der Pfarrkirche aufgestellt. Das Kapellchen erhielt stattdessen eine Madonna aus "Speicherer Keramik". Die jetzige Pietà hat ein Mürlenbacher Hobby-Künstler vor einigen Jahren als Votivgabe geschnitzt.

Von einem regen Besuch der "Schmerzhaften Mutter" zeugen die vielen gespendeten Blumen und die brennenden Kerzen in dem handgefertigten Ständer. Viele Ehrenamtliche haben sich in all den Jahren um das Kapellchen verdient gemacht.

Als im 17. Jahrhundert die Pest im Lande war und im Nachbarort Densborn wütete, gelobten die Mürlenbacher in höchster Sorge eine jährliche Prozession, falls sie von der Seuche verschont blieben. Zur Erfüllung dieses Gelöbnisses ging bis etwa 1960 eine Dankprozession an Christi Himmelfahrt die Birresborner Straße entlang. Pastor Zick hat die Prozession zeitlich und örtlich verlegt auf Mariä Himmelfahrt und den Weg zum Hanertkapellchen. So wird das von den Vorfahren in schweren Zeiten abgelegte Gelübde weiterhin erfüllt, wenngleich diese Motivation kaum noch den Pfarrangehörigen bekannt ist.

Bereits in den 1950-er Jahren wurde an Mariä Himmelfahrt die heilige Messe dort oben, statt in der Pfarrkirche, gefeiert - unter Mitwirkung der damaligen Musikgruppe. In den späteren Jahren sammelten sich die Gläubigen anfangs der Alten Straße, um "in Prozession" gemeinsam zum Kapellchen zu gehen und dort eine Andacht mitzufeiern. Der Musikverein "Bertrada" wirkte Jahre hindurch musikalisch mit.

100 wechselvolle Jahre hindurch hat das Kapellchen so manchen Gast zu einem besinnlichen Verweilen beherbergt. Ungezählte stille Gebete stiegen hier zu der Muttergottes empor. Für erhaltene Hilfe sind einige Votivtafeln angebracht: "Maria hat geholfen" und "Maria sei Dank". [1]

Einordnung
Ersteller, Baumeister, Architekt, Künstler:
Müller, J. Hubert (Telegrafenwerkführer)
Kategorie:
Bau- und Kunstdenkmale / Sakralbauten / Kapellen
Zeit:
1911
Epoche:
Historismus / Jugendstil

Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 6.614341
lat: 50.150203
Lagequalität der Koordinaten: Genau
Flurname: Oben auf dem Reusch

Internet
https://www.gerolstein.de/ortsgemeinden/muerlenbach/

Datenquellen
[1] Ernst Becker: Droben stehet die Kapelle – seit 100 Jahren. Das Mürlenbacher Muttergottes-Kapellchen begeht frisch renoviert sein Jubiläum. http://www.muerlenbach.de

Bildquellen
Bild 1: © Sandra Wack, Neuheilenbach, 2017. www.koerbchen-gesucht.de
Bild 2: © Sandra Wack, Neuheilenbach, 2017. www.koerbchen-gesucht.de
Bild 3: © Sandra Wack, Neuheilenbach, 2017. www.koerbchen-gesucht.de
Bild 4: © Sandra Wack, Neuheilenbach, 2017. www.koerbchen-gesucht.de
Bild 5: © Sandra Wack, Neuheilenbach, 2017. www.koerbchen-gesucht.de
Bild 6: © Sandra Wack, Neuheilenbach, 2017. www.koerbchen-gesucht.de

Stand
Letzte Bearbeitung: 08.07.2017
Interne ID: 16619
ObjektURL: https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=16619
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