Ehemalige Schanze

Redoute de Autrichiens en 1794
Franzenheim, Gemeinde Franzenheim

Beschreibung
Trier: ein strategisch wichtiger Platz

Nach Eduard Lichters Beschreibung im Neuen Trierischen Jahrbuch 1967 war Trier um 1580 eine wehrhafte Festung, "die Stadt nicht nur der Kirchen und Klöster, sondern auch der Türme, Tore und Pforten". Nur hundert Jahre später, 1675, als die Franzosen im Französisch-Holländischen Krieg den Kurstaat besetzt hielten, scheint dem französischen Gouverneur Triers die Stadt aber nicht genug befestigt gewesen zu sein, denn er ließ Trier mit Gräben, einem "ungeheuren Palisadenring", Redouten und einem gegen die Bergstellungen und das Amphitheater gerichteten Bollwerk umgeben. "So stand . . . die stets von den Bergen, wo kein Hindernis dazwischen lag, angegriffene Stadt auf dieser Seite dem Feind" nicht mehr offen. In den "Gesta Treverorum" wird geschildert, daß zu diesen Befestigungsarbeiten "von überall her Bürger, Soldaten und Bauern zum Schanzen gezwungen" wurden, die die Stadt ohne Rücksicht auf sakrale und profane Bauten zu einer mit den damaligen Mitteln uneinnehmbaren Festung ausbauen sollten. Schon 1684 wurde diese Stadtbefestigung aber im Kampf der kaiserlichen Truppen gegen die in Trier eingeschlossenen Franzosen weitgehend zerstört.

Als der letzte habsburgische König von Spanien, Karl II., kurz vor seinem Tod 1701 den zweiten Sohn des französischen Dauphins zu seinem Nachfolger bestimmte, entbrannte der sogenannte Spanische Erbfolgekrieg, in den 1702 auch Kurtrier an der Seite der Feinde Frankreichs eintrat. Das unverteidigte Trier wurde von den Franzosen aber bald wieder einmal besetzt, und die Bürgerschaft mußte zwei Jahre lang die 500 Mann starke Besatzung der von den Franzosen bei Sankt Martin im Nordosten außerhalb der Stadt aufgeworfenen Schanze versorgen. Nach dem durch die machtpolitische Entwicklung bedingten Abzug dieser Besatzung ließ Herzog Marlborough, der militärische Befehlshaber der Alliierten, in sechsmonatiger Arbeit durch die Bürger der Stadt und 6000 Bauern der Umgebung auf den Höhenzügen links und rechts der Mosel Verschanzungen anlegen. In und außerhalb der Stadt lagen nach Emil Zenz (in "Trier im 18. Jahrhundert") zeitweise 13000 dänische, württembergische, brandenburgische und andere alliierte Soldaten, die diese Stellungen zu besetzen hatten. 1705 zogen allerdings erneut französische Truppen kampflos in die Stadt ein, "die durch ihre natürliche Lage nicht zu befestigen war", und schleiften Marlboroughs Verteidigungsanlagen wieder. Gleichzeitig verstärkten sie aber die Befestigung bei Sankt Martin weiter, wozu sie die Steine des an die Simeonskirche (Porta Nigra) angrenzenden Teils der Stadtmauer verwendeten. Nach dem Friedensschluß von Utrecht 1713 zerstörten die Franzosen diese Vaubanschen Anlagen, deren großer Umfang sich aus einer zeitgenössischen Karte im Stadtarchiv (Signatur Kt. 6/159) erkennen läßt, sehr gründlich.

Da seit 1684 anstelle der immer weiter demontierten Stadtmauer nur ein provisorischer Palisadenzaun die Stadt vor Überfall, Diebstahl und Schmuggel schützte, mußte der Magistrat von 1702 bis 1714 eine Dauerwache aus der Bürgerwehr und kurtrierischem Militär einrichten. Erst 1723 wurde die zerstörte Stadtmauer auf den alten Fundamenten wiederaufgebaut. Das Modell der Stadt Trier im Städtischen Museum gibt ein ungefähres Bild vom Aussehen der Festung am Ende des 18. Jahrhunderts.

Nach dem Tod Augusts des Starken, Kurfürst von Sachsen und Königs von Polen, kam es zum Polnischen Thronfolgekrieg, in dessen Verlauf schon im April 1734 erneut 15 000 Franzosen in Trier einmarschierten. Neben 220 000 Fouragerationen und täglich 60 Kühen oder Ochsen hatte der Kurstaat zur Anlage von Schanzen beiderseits der Römerbrücke unter anderem 13000 Palisadenpfähle zu liefern. Im Februar 1737 räumten die Franzosen Trier wieder und kehrten, abgesehen von einem Durchmarsch der französischen Armee zum Rhein im Osterreichischen Erbfolgekrieg 1745, erst 1792/1794 wieder zurück.

Ein Ring von Feldschanzen

Mit der Befestigung der Stadt selbst korrespondierte im 18. Jahrhundert seit den Tagen von Marlborough die vergleichsweise provisorische Befestigung taktisch wichtiger Punkte des Umlandes durch eine Vielzahl von Feldschanzen. Die Aufgabe dieser meist in beherrschender Lage angelegten Schanzen war es, die Zugänge zur Stadt weiträumig zu sichern und so ein Bombardement durch feindliche Artillerie zu verhindern, indem sie den Gegner außer Schußweite hielten. Mit der sich steigernden Waffenwirkung mußte auch diese Vorfeldbefestigung immer weiter ausgedehnt werden. Da diese Schanzen jedoch aufgrund ihrer großen Zahl nur relativ schwach besetzt werden konnten und in ihrer vorgeschobenen Lage isoliert und leicht abzuschneiden waren, leisteten sie nur einer Verzettelung der Garnison Vorschub, ohne einem entschlossen und umsichtig geführten Angriff genügend Widerstand entgegensetzen zu können. Vielleicht waren sie bei den Territorialfürsten seinerzeit nur deshalb so beliebt, weil die Kosten der Anlage provisorischer Feldbefestigungen von der Reichsarmee zu tragen waren, während die Anlage permanenter Befestigungen der Landesherr zu bezahlen hatte.
Über das Aussehen dieser Schanzen sind kaum zeitgenössische Beschreibungen zu finden. Nach einer kurzen Mitteilung im "Stadtkölnischen Kurier" vom 5. Juni 1796 hatten die Trierer Batterien "8 bis 9 Schuhe in der Breite und wenigstens 12 Schuhe in der Tiefe". Diese kleinsten Bausteine der weitläufigen Verschanzungen wurden blockweise in breiter Front zusammengefaßt oder in Gruppen angelegt, die sich gegenseitig deckten und jeweils eine größere Anzahl von Kanonen aufnehmen und gegen feindliche Artillerie- und Infanterieangriffe schützen konnten.

Anlage und Größe der einzelnen Schanzen und Schanzengruppen mußten aber, selbst wenn sie einem einheitlichen Schema folgten, je nach der Örtlichkeit und dem taktischen Wert der Stellung verschieden gewesen sein. Ein Indiz für die unterschiedlichen Bauarten, je nachdem, ob Schanzen im Stadtgebiet, im offenen Gelände oder im Wald angelegt wurden, bieten die Listen der zum Bau benötigten und angeforderten Werkzeuge, Arbeiter und Materialien: Ein "Etat des Materiaux, paisans et ouvriers necessaire pour faire un fort ä Treves du Cotte du pont" (Aufstellung der Materialien, Bauern und Arbeiter, die notwendig sind, um eine Schanze bei der Brücke in Trier zu errichten) vom 10. April 1734, der im Stadtarchiv Trier (Bestand Ta 23/1) aufbewahrt wird, berechnet zur Anlage tief gegliederter Schanzen bei beiden Rampen der Römerbrücke einen Bedarf von insgesamt 2000 Bauern "avec chacun leurs outils", von denen ein Drittel mit Kreuzhacken, zwei Drittel mit Schaufeln ausgerüstet sein sollen, dazu als Facharbeiter 100 Zimmerleute und 10 Pflasterer. An Material werden große Mengen Holzbohlen, Kanthölzer, Faschinen, Pflöcke und Bretter in genau angegebenen Maßen, Bruchsteine und Sand benötigt und an weiteren Arbeitsgeräten unter anderem Schubkarren, Rammen und Seile. Es entstand hier unmittelbar vor der Stadt also anscheinend eine Holz-Stein-Erde-Konstruktion größeren Ausmaßes, vergleichbar wahrscheinlich mit der immer wieder aufgebauten und verstärkten französischen Schanze bei Sankt Martin.
Die in weitem Ring auf den Höhen um die Stadt gelegenen Außenwerke hingegen dürften ganz anders ausgesehen haben: Man findet heute noch Spuren der Feldschanzen in der Landschaft. Sie sind zwar als leichte Erhebungen auszumachen2, die Ackererde an den betreffenden Stellen ist aber nicht mit ortsfremden Steinen durchsetzt, wie es an Standorten von ehemaligen Steinbauwerken der Fall zu sein pflegt. Da etwa vorhanden gewesene Steine kaum restlos ausgelesen und abgefahren worden sein können, sind diese Schanzen wohl reine Erdwerke gewesen, allenfalls verstärkt durch Palisaden, Faschinen oder Schanzkörbe. Für solche "rampars de bois et de terre" oder "Bohlenwerke" im ursprünglichen Sinn sprechen auch die verwendeten Werkzeuge, Äxte, Hiebmesser, Schaufeln und Hacken.

Über die Größe der in Gruppen die Haupteinfallstraßen sichernden Schanzen läßt sich nichts Allgemeingültiges sagen, ihre Besatzung war sicher sowohl in der Waffengattung als auch in der Mannschaftsstärke sehr unterschiedlich. So rückten zum Beispiel nur 30 beziehungsweise 50 kurtrierische Jäger in die Schanzen am Herrenbrünnchen und im Mattheiser Wald ein, und das Trierer Jägerkorps, zwei Kompanien mit zusammen etwa 150 Mann, besetzte die Außenposten bei Pellingen, während die Schanzen auf dem Grüneberg 1000 Mann Besatzung mit Artillerie gehabt haben sollen.
[…]
Vorbereitungen zur Verteidigung Triers gegen die französischen Revolutionstruppen

Daß die im Grunde noch mittelalterliche Stadtbefestigung Triers, eine Ringmauer mit wenigen vorgelagerten Bollwerken, einer Belagerung mit den Waffen des ausgehenden 18. Jahrhunderts nicht gewachsen sein würde, wurde nach den dramatischen Ereignissen des Jahres 1789 anscheinend erst im Oktober 1792 erkannt. Nach der Kanonade bei Valmy am 30. September 1792 und dem überstürzten Rückzug der Preußen hatte der Kurfürst dem verunsicherten Stadtmagistrat zugesagt, daß alles getan werde, um Trier in den nächsten Wochen die erforderliche militärische Verstärkung geben zu können. Er setze in die Bürger das Vertrauen, durch Schanzen- und Palisadenbau Trier hinreichend gegen Angriffe zu befestigen. Ein Gutachten des Artilleriehauptmanns J. Ph. von Faber zur Verteidigungsmöglichkeit Triers vom 3. Oktober hielt die Stadt wegen ihrer "soliden Mauern" für "eine Zeitlang" verteidigungsfähig, sah aber den Bau von Schanzen vor, zum Beispiel auf dem Franzens-knüppchen im Osten Triers. Vereinzelt müssen aber auch die schon erwähnten Außenwerke noch vorhanden und funktionsfähig gewesen sein, denn schon am Abend des 1. Oktober, dem Tag nach Valmy, soll das Trierer Jägerkorps "hinaus auf Pellingen" marschiert sein, weil der Anmarsch von 8000 französischen Patrioten, wie sich die Revolutionssoldaten nannten, gegen Trier angekündigt war, und die Außenposten "auf dem Herren Brünngen" und "im Mathei-ser Wald" sollen besetzt worden sein.

Am 11. Oktober wurde dem kaiserlichen General Brentano mit 2500 Soldaten der Schutz der Stadt Trier und damit des Einfalltores in den Kurstaat übertragen. Er packte diese Aufgabe mit großem Elan an. Am 8. November 1792 berichtete der "Kölner Welt- und Staatsboth", daß "die Kaiserlichen, welche vom Brentanoschen Korps dahier sind und aus dem Regiment Gemmingen-Infanterie und Regiment Kaiser-Chevauxlegers bestehen, zur Deckung hiesiger Stadt fürchterliche Anstalten (getroffen haben). Zu Pellingen im Wald haben sie starke Batterien angelegt und setzen uns hierdurch gegen Saarlouis in Sicherheit." Außerdem ließ Brentano eine Kette von Batterien anlegen, um alle Eingänge in die Trierer Talweite zu sperren: "In der Olewig, auf dem Kürenzer-, Aveler- und Grüneberg, auch Ruwer gegenüber auf dem linken Ufer der Mosel" und bei Tawern und Hockweiler5. Zenz zählt neben diesen noch die Schanzen "bei Kernscheid, auf dem Franzensknüppchen . . ., zwischen Karthaus und Konz und oberhalb Biewer" auf, die er als Artillerieredouten bezeichnet.
[…]
Schanzenbau unter französischer Regie

1794 erfolgte eine zweite Offensive der Franzosen. Am 24. Juli fiel Merzig nach monatelanger erfolgreicher Gegenwehr. 14000 bis 15000 Soldaten unter General Moreau rückten über Zerf vor, das von kroatischen und kurtrierischen Truppen tapfer verteidigt wurde, und griffen am 8. August nach dreistündigem Artilleriebeschuß die Pellinger Schanzen aus der rechten Flanke und frontal an. Das Schießen, das auch in Trier zu hören war, dauerte bis vier Uhr nachmittags. Nach fünfmaligem französischem Angriff gingen die nur schwach besetzten Pellinger Schanzen und auch die bei Hockweiler verloren. Die Reichstruppen unter ihrem Kommandanten Blankenstein zogen sich nach beträchtlichen Verlusten an Toten und Verwundeten auf eine "zweite letzte Position vor Trier auf dem Kartäuserberg, dann auf dem linken Ufer der Mosel, quer über die Straße, die von Igel nach Trier führt, und auf dem Markusberg" zurück, in der folgenden Nacht retirierten sie noch weiter bis Hetzerath. Am 9. August 1794 gegen acht Uhr ging mit dem Einzug der ersten Franzosen in das unverteidigte Trier für dieses eine jahrhundertelange Epoche als kurfürstliche Stadt zu Ende.
[…]
Die Franzosen besetzten die vorhandenen Schanzen und ließen neue anlegen, so daß diese sich schließlich 1796 "vom grünen Berge ... in einer Kette bis aufs Franzen-Künzchen . . ., von da in einer ununterbrochenen Linie bis in die Blewich (soll heißen Olewig) und von da bis an die Moselbatterien" erstreckten und Trier nach Ansicht des schon zitierten "Stadtkölnischen Kuriers" "solchergestalt das Ansehen einer weitläufigen Festung (gewann), welche nach dem Urtheile von Kennern der zahlreichsten Armee trotzen kann, sobald sie nur mit hinreichender Mannschaft besetzt ist".
[…]
Über das weitere Schicksal der Schanzen im Trierer Land war wenig zu erfahren. Louis Müller schreibt, daß am 27. Dezember 1810 durch Trommelschlag bekanntgemacht wurde, daß die Anlagen bei Sankt Paulin geschleift und die Arbeit demjenigen zugeschlagen werden sollte, der am wenigstens fordere. Die Fronarbeit scheint also inzwischen durch Lohnarbeit angeworbener Arbeitskräfte eines Unternehmers abgelöst worden zu sein, während Schanzen an der Ruwerer Landstraße 1796/97 noch fronweise eingeebnet worden waren, "weil der enge Paß zwischen den von den Kaiserlichen im Jahr 1793 . . aufgeworfenen Schanzen dermalen so schmal, und die Gräben von beiden Seiten so hoch mit Wasser angefüllt seyn, daß Reisende besonders zur Nachtzeit ohne Lebensgefahr nicht wohl passieren könnten" (Stadtarchiv Trier, Bestand FZ 658).

In landwirtschaftlich genutztem Gelände wurden die Schanzen sicher teilweise wieder abgetragen und die Gräben verfüllt, wobei neben der Wiedernutzbarmachung des Ackerlandes auch die Gewinnung des Baumaterials für die Bauern der Gegend ein Anreiz gewesen sein könnte. Einmal verfallen, wurden die Schanzen durch ackerbauliche Nutzung, möglicherweise erst seit dem Aufkommen des motorisierten Pflügens, immer weiter eingeebnet und verschliffen. So sind auch bei etwa durch Müffling/Tranchot ziemlich genau bekannter Lage einer Schanze oft keine Spuren mehr von ihr zu finden, während andere sich nur noch als flache Erhebungen erkennen lassen. Die modernen topographischen Karten zeigen diese letzten Relikte der Trierer Vorfeldbefestigung der Revolutionszeit nicht mehr, nur einige Flurbezeichnungen, wie zum Beispiel "Bei der Schanze" östlich von Hockweiler, legen ein letztes Zeugnis der einstigen Außenwerke ab, und Zufallsfunde bezeugen, daß die Schanzen belegt und in den Revolutionskriegen umkämpft waren. [1]

Einordnung
Kategorie:
Bau- und Kunstdenkmale / Wehrbauten und militärische Anlagen / Schanzen
Zeit:
1794
Epoche:
Klassizismus

Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 6.66574
lat: 49.69187
Lagequalität der Koordinaten: Genau
Flurname: Bei den Schanzen

Internet
http://www.franzenheim.de/

Datenquellen
[1] Claus-Peter Beuttenmüller: Selbst Geistliche mußten sich der ungewohnten Arbeit unterziehen:
Schanzen im Trierer Land zur Zeit der Französischen Revolution. In: Kreisjahrbuch Trier-Saarburg, 1988.
[2] Preußische Kartenaufnahme 1:25.000, Uraufnahme-Urmesstischblätter (1843-1879)


Stand
Letzte Bearbeitung: 03.02.2016
Interne ID: 16811
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