Ehemaliges Wettendorfshäuschen

Trier-West/Pallien, Stadt Trier Reverchonweg

Beschreibung
Das muntere Leben und Treiben, das uns von dem Café Wettendorff (Wettendorffsbäuschen) her entgegensummte, rief uns aus unserem Phantasiespiele in die Gegenwart zurück. Jedes Ruheplätzchen in dieser interessanten Anlage, zu der es nur einer sehr leichten Nachhilfe der Kunst bedurfte, war mit Gästen besetzt. Die elegante Welt saß bei'm dampfenden Trank aus der Levante, der hier ausgezeichnet zubereitet wird.
[...] Es ist fürwahr schon an und für sich ein herrlicher Genuß, im Schatten einer Kastaniengruppe von dieser schwindelnd steilen Hohe auf die tief unten am Strom sich hinbreitende Stadt und das hier in der ganzen Fülle seiner Reize sich entfaltende Thal hinabzublicken; aber uns war heute ein unvergeßlich erhabenes Schauspiel beschieden. Die von allen Seiten zusammenwogenden Gewitterwolken hatten sich in ungeheure Massen im Westen und Nordosten aufgethürmt, sich über die ganze untere Hälfte des Moselthales majestätisch hingelagert und schleierten es in ein schauerliches, von einzelnen Blitzen erleuchtetes Helldunkel, dessen Gränze die Moselbrücke bildete. Jenseits derselben aufwärts erglänzten am reinen wolkenlosen Abendhimmel das fernhinblendende Wasserlischer Kapellchen auf seiner schroffen Höhe, Conz mit seiner Römerruine, die Trümmer der Karthause, Monaise, St. Mathias, St. Medard, in den letzten Strahlen der scheidenden Sonne, die den Saum der Wetterwolken abwärts in Purpur tauchten. Die Moselberge bis Pfalzel hinab verschmolzen in die Wolkenmasse, deren düsteres Farbenspiel sich in den Wellen malte. Der allmälig näher rollende Donner mahnte uns, da wir der Kaskade in der Palliener Felsenschlucht noch einen Besuch zugedacht hatten, zum Aufbruch. [1]

Das Wettendorfshäuschen ist ein nach Bernhard Heinrich Wettendorf benanntes barockes Bauwerk auf einem Privatgrundstück in Trier.

In Theodor von Haupts Werk Triers Vergangenheit und Gegenwart wird der einstige Besitzer gewürdigt: Der im J. 1822 verstorbene Eigenthümer des Balduinshäuschen mit seinen Umgebungen [...] mit dem sogenannten Wettendorfshäuschen [...] ließ sich, außer der landwirthschaftlichen Benützung und Verbesserung dieses interessanten Besitzthums, auch dessen Verschönerung durch zweckmäßige Parthien angelegen seyn und trug dadurch zum Naturgenusse seiner Mitbürger redlich bey. Hoffentlich wird sein Nochfolger in demselben Geiste zu würken fortfahren. Auch Friedrich von Restorff rühmt die romantische Lage.

In der Tat wurde nach der Versteigerung des Anwesens das Wettendorfshäuschen schon bald für die Öffentlichkeit nutzbar gemacht: Ab 1824 betrieb der Wirt Johann Peter Schneider eine Gaststätte in dem Bauwerk. 1854 wurde der Besitz verkauft; das Wettendorfshäuschen war zu dieser Zeit offenbar verpachtet. Ein Konkurrenzunternehmen wurde mit dem benachbarten Bellevue eröffnet, das sich aber nicht allzu lange halten konnte. 1871 gingen Gelände und Gebäude in die Hände des Rechtsanwaltes Hermann Brefeld über, der zumindest die Villa Bellevue nur noch privat nutzte. Ob es zu diesem Zeitpunkt noch einen gastronomischen Betrieb im Wettendorfshäuschen gab, scheint nicht bekannt. Nach wechselhaften Schicksalen steht die Ruine der Villa Bellevue heute unter Denkmalschutz; das Wettendorfshäuschen befindet sich auf demselben Gelände. In welchem Zustand es sich befindet, ist unklar. Beide Bauwerke sind in Privatbesitz, eine Restaurierung scheint nicht geplant. [2]

Einordnung
Kategorie:
Bau- und Kunstdenkmale / Wohn- und Wirtschaftsgebäude / Bürgerliche Wohn- und Wirtschaftsgebäude
Zeit:
Circa 1780 bis 1850
Epoche:
Klassizismus

Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 6.628963
lat: 49.765013
Lagequalität der Koordinaten: Genau
Flurname: Wettendorfshäuschen

Internet
http://de.wikipedia.org/wiki/Wettendorfsh%C3%A4uschen

Datenquellen
[1] Von Haupt, Theodor: Panorama von Trier und seinen Umbebungen. Vierte, gänzlich umgearbeitete Ausgabe von 1861.
[2] Seite "Wettendorfshäuschen". In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 7. Juni 2009, 14:03 UTC. URL: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Wettendorfsh%C3%A4uschen&oldid=60876202 (Abgerufen: 18. Juni 2009, 06:07 UTC)
[3] Stadtplan von 1927.

Bildquellen
Bild 1: Becker, Franz Xaver: Panorama v. Trier und dessen Umgebungen. http://www.dilibri.de/stbtr/content/titleinfo/873111
Bild 2: Becker, Franz Xaver: Panorama v. Trier und dessen Umgebungen. http://www.dilibri.de/stbtr/content/titleinfo/873111
Bild 3: Von Haupt, Theodor: Panorama von Trier und seinen Umbebungen, 1861.

Stand
Letzte Bearbeitung: 26.04.2014
Interne ID: 17230
ObjektURL: https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=17230
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