Im Rückstück
Hochmark, Gemeinde Kordel
Beschreibung
Flur 2 ist der starken Gliederung und Ausdehnung halber in zwei Teile aufgeteilt. Sie schließt den zu Kordel verbleibenden Teil von Winterbach mit ein und erstreckt sich ostwärts der Kyll über das Riedbachtal an Rodter Gebiet vorbei bis zum Föhrener und Ehranger Bann am Erbeskopf. Zur Kyll zurück wird sie vom Nordrand der Hochmark und vom Samabachtälchen begrenzt. Der Name "Winterbach" ist für den Kordel verbliebenen Bannanteil in der Katasterkarte mit "In der Panzley" ersetzt. Doch dürfte gerade die Namensklärung von Winterbach für uns von großem Interesse sein, weil sie uns den Namen der Samabach deuten hilft.
In der Fluraufteilung fügen wir alle im Volksmund kursierende Sonderbenennungen von Winkeln und Wäldern ein und versehen sie mit einer Kennzeichnung, weil sie im Kataster nicht festgehalten sind. Die innigste Beziehung zum heimischen Volk äußert sich gerade in solchen "Eigennamen".
Die Übersicht über die Teile von Flur 2 sieht demnach so aus: "Winterbach", "Duppessank", "In der Panzley", "Im Weizengräbchen", "Unter Lochen", "Riedbach", "Im Rückstück", "Beim Hasenbürchen", "Im Burgberg", "Im Binskamp", "Oben in dem Sammerberg", "Im Gefäll", "Erbeskopf' bzw. "Eresrodt".
Es liegt auf der Hand, den Namen Winterbach mit der Jahreszeit des Winters in Verbindung zu bringen. Darüber hinaus gibt es auffallend im Westen des Mosellandes und der Eifel eine ganze Reihe von Ortsnamen, zum Beispiel Wintersdorf oder Wintrich, denen der Winter angeblich die Namen gegeben hat. Für uns fallt indessen schon in der Gründungsurkunde von Himmerod aus dem Jahre 1138 auf, daß Winterbach dort "Wintrebach" genannt wird. An und für sich hätte man für den Ort - wie üblich - eine lateinische Benennung erwartet, etwa "rivus hiemalis". Das ließ vermuten, daß hinter dem Namen Wintrebach und anderen Wintre... Namen ein Personenname stecken könnte. Inzwischen hat die Forschung festgestellt, daß im 8. Jahrhundert die Adels-Sippe eines austrasisch-fränkischen Herzogs (dux) der Champagne mit dem Namen Wintrio sich im Westen unseres Landes mit vielen Besitzungen weit ausgebreitet hat und ursächlich für die Namensgebung der Winter-Wintre-Namen angesehen wird.
Die Senke des tiefstliegenden (geduppten) Wiesengeländes, das der Riedbach in Winterbach in die Kyll mündend durchfließt, hat der Volksmund "Duppessank" (-senke) genannt.
Panzley = dickbäuchiges Felsmassiv an der Kyll, wo sie Winterbach verläßt Ostwärts darüber liegt das südliche Wiesengelände von Winterbach, in dessen östlichem Winkel Spuren einer bescheidenen römerzeitlichen Siedlung entdeckt worden sind. Man wird hier weniger einen Bauern vermuten, eher einen Fischer, der den Reichtum des Flusses an Fischen zum Lebenserwerb ausgewertet hat. Der Dichter Ausonius hat um das Jahr 370 nach Christus diesem auffallenden Reichtum in seinem berühmten Dichtwerk "Mosella" eigens folgendes Verslein gewidmet:
"Nobilibus Gelbis praeclaraest piscibus."
Die Kyll ist berühmt durch edle Fische.
Die flache Vertiefung hinter "In der Panzley" in den Burgberg hinein muß einst ein geschätztes Stück Land zum Anbau von Weizen gewesen sein, daher: "Weizengräbchen".
Riedbach - Ried = Schilf = Röhricht = sich Schüttelndes, Schwankendes (westgermanisch).
Im Rückstück, von Holzrücken, oder auch schmales Stück im Rücken der Flur.
Hasenbürchen = kleiner Born.
Der Burgberg ist nach Steinwällen der prähistorischen Fliehburganlage auf seiner Höhe benannt (siehe: Fliehburgen in den Wäldern von Kordel).
Binskampf nannte man den Bergkamm des Burgberges. Von der Hochmark her war der obere Südhang des Berges, der noch fleißig angebaut wurde, über den Rücken des Berges leicht zu erreichen. Eins ist ein alter Kordeler Familienname.
Der Katasterschreiber hat aus unserem Samabach einen Sammerbach und die umgebenden Bergteile zu Sommerbergen gemacht. Das wird insofern fraglich, als wir auch Winterbach nicht vom Winter her ableiten. Sommer würde in der überlieferten Kordeler Sprache mit dem breitesten "U" = Sumabach gesprochen werden. Es heißt aber Samabach. Mit größter Wahrscheinlichkeit können wir zur Deutung des Namens einen lateinischen Wortstamm heranziehen, wie wir interessanterweise im ganzen alten Zugangsbereich zur frühmittelalterlichen Hochmark, im engen Zusammenhang mit dem erzstiftlichen Besitz, eine Reihe lateinisch klingender Flurnamen zu verzeichnen haben. Für die Samabach käme in Frage "sambucus" = der Holunder, womit der Bach als mit vielen Holunderbüschen gesäumt benannt wurde. W. Jungandreas führt eine ähnliche Ableitung an der unteren Mosel an. Wir wollen nicht versäumen, darauf hinzuweisen, daß der die Samabach begleitende Höhenrücken in Flur 9 von der Hochmark her der "Hualäna" = der Holunder im Volksmund genannt wird.
Mit "Im Gefall" wird eher der abfallende Berg in der sich nach Süden wendenden Gemarkungsgrenze gemeint sein als eine an dem Berghang hängende besondere Abgabepflicht (et äs fälisch).
Man kann wohl schwerlich annehmen, daß weder für den Erbeskopf im Hunsrück noch für unseren im Südosten der Hochmark die Hülsenfrucht der Erbse vor langer Zeit bei der Namensgebung Pate gestanden hat. Die Ehranger nennen übrigens die über die Hochmarksfläche ragende Bergkuppe "Eresrodt" und dehnen den Begriff vielfach auf einen größeren Teil der Hochmark aus. Wir kommen der Ätiologie schon wesentlich näher, wenn wir bei W. Jungandreas lesen, daß "Eresgrowen" "Arschgraben" bedeutet. [1]
Einordnung
Kategorie:
Geschichte /
Flurnamen /
Zeit:
Undatiert
Epoche:
Undatiert
Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 6.655153
lat: 49.857922
Lagequalität der Koordinaten: Genau
Flurname: Im Rückstück
Internet
http://heimatverein-kordel.de/
Datenquellen
[1] Anton Obser: Kordel. Geschichte der Kylltalgemeinde. Hrsg. Ortsgemeinde Kordel, 1982.
Stand
Letzte Bearbeitung: 03.04.2010
Interne ID: 18391
ObjektURL:
https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=18391
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