Unterste Mehrener Mühle am Alfbach
Mehren, Gemeinde Mehren Bei der untersten Mühle
Beschreibung
Die Mehrener Mühlen - Obere Mühle und Untere Mühle.
Die älteste der sogenannten "Mehrener Mühlen liegt nicht in der Gemarkung Mehren, wird aber häufig in den mittelalterlichen Aufzeichnungen Mehren zugeschlagen, ist die 1514 erbaute Schalkenmehrener-, Härings- oder Lieser-Mühle. Deren Mühlrad wurde durch einen kleinen Wasserlauf, der vom "Häringsborn" und dem Maarbach gespeist wurde, angetrieben.
Anschließend floß das Wasser über einen Mühlenkanal entlang des Verbindungsweges am Fuße des Mühlenberges zur Oberen Mehrener Mühle, die auch als Heupen- oder Heiben-, manchmal auch als Erben-Mühle bezeichnet wird. Heute ist die Mühle als sogenannte "Hoffmannsmühle" und als Fremdenpension bekannt. Eine ältere Flurkarte zeigt, dass das Wasser aus dem Schalkenmehrener Maar – über den Maarbach - und dem Häringsborn in die Alf floß; für eine dritte Mühle, der sogenannten "Unteren Mehrener Mühle" oder auch "Neumühle" reichte das Wasser nicht aus. Der Alfbach, der sicherlich mehr Wasser führte und nur wenige Schritte an der "Unteren Mühle" vorbei floss, wurde deshalb oberhalb der Oberen (Heupen-) Mühle "angezapft" und über einen cirka 400 Meter langen Wasserkanal bis zur Unteren oder Gemeinds- Mühle geführt.
Obere Mühle - Heupenmühle – Erbenmühle – Hoffmanns-Mühle
Die Entstehung der Mühle liegt im Dunkel der Geschichte. Es handelte sich aber um eine Kurtrierische Mühle, die 1595 im - Gegensatz zur Schalkenmehrener Mühle - unter den kurfürstlichen Trierer Mühlen, die in Erbpacht verlehnt waren - nicht erscheint. Die Obere (Heupen-) Mühle war eine Bannmühle, das heißt die Bewohner einer oder mehrerer Orte, mussten ihr Getreide auf der Mühle mahlen lassen, auf die sie "gebannt" waren. Es ist davon auszugehen, dass die Bewohner Mehrens bannpflichtig waren. Die Bannung der kurfürstlichen Mühlen erfolgte 1663, so dass die erstmalige Errichtung vor diesem Zeitpunkt datiert werden kann. 1733 wird in der Steuerliste des Amtes Daun die Mühlenpacht mit 8 Malter8 und 8 Albus angegeben.
Rund 30 Jahre später scheinen die Mehrener mit ihrem Müller nicht mehr zufrieden zu sein, denn sie stellen den Antrag an den Kurfürsten, eine eigene neue Mühle zu bauen. Am 23.6.1760 werden als Besitzer der Mühle Josef Göbel, Matthias Jungen, Bernhard Demerath und Stoffel Schendt genannt, scheinbar eine Erbengemeinschaft, die aufgrund von Erbauseinandersetzungen nicht in der Lage oder zerstritten war, die Mühle ordnungsgemäß zu führen. Als Müller der Mehrener Mühlen erscheint keiner der vorgenannten Erben. Als Bannmühle für den großen Ort Mehren hatte die Mühle 8 Malter Korn und 8 Albus an Geld zu zahlen. Die wirtschaftlichen Bedingungen waren für die Obere Mühle schwierig, zumal der Betrieb während der Sommermonate wegen Wassermangel still lag. Das wenige Wasser, dass der Oberen Mühle zur Verfügung stand, wurde auch noch durch die darüber liegende Schalkenmehrener Mühle in Anspruch genommen, bevor es das Rad der Oberen Mühle antreiben konnte. Wenn die Schalkenmehrener Mühle das Wasser staute, saß der "Heupenmüller" im wahrsten Sinne des Wortes "auf dem Trockenen".
Die Erbauseinandersetzungen und die wirtschaftliche Lage führten letztlich dazu, dass Josef Göbel und Miterben sich mit einem neuen Mühlenbau der Gemeinde Mehren einverstanden erklärten, wenn die Abgaben reduziert würden. Dem stimmte die kurfürstliche Verwaltung zu, übertrug den halben "Bann" der "Heupen-Mühle" auf die neu zu erbauende Gemeindemühle. Die Obere Mühle hatte 1760 über 90 Mahlgäste (Haushalte) aus Mehren. Als Mühlenpächter und Müller erscheint um 1760 Gerhard Rademacher, verheiratet mit Maria; auf der Mühle werden zwischen 1763 –1781 3 Kinder geboren; 2 Töchter - Anna und Margaretha - heiraten während dieser Zeit auf der Mühle. Einem Antrag, zusätzlich einen Schälgang anzulegen, wird 1763 nicht stattgegeben. Dann heißt der Müller Wilhelm Rinnenburger, verehelicht mit Anna Maria Wahlen, einer Tochter des Mehrener
Schultheißen Johann Peter Wahlen. 1792 folgt Matthias Heidelmann, der später die Bauernmühle in Daun gepachtet hat. Der Müller Johann Matthias Rauen, verheiratet mit Apollonia Ostermann, 1772 auf der alten Lutzerather Mühle geboren, kommt um 1798 auf die Heupen-Mühle. Dort werden die Kinder Johann Matthias (1799), Nikolaus (1802) und Anna Maria (1805) geboren. Es folgen auf der Heupen-Mühle der Sohn Matthias Rauen und seine Frau Christine geb. Thielen (1848 - 1855) und Johann Rauen, dessen 12 Kinder zwischen 1872 - 1900 auf der Mühle das Licht der Welt erblicken. Um 1885 kommt Johann Heinrich Hoffmann, gebürtig aus Kopp, als Mahlgeselle auf die Mühle. 1886 heiratete er die Müllerstochter Maria Katharina Rauen, die 1891 bei der Geburt zusammen mit ihrem Kind Matthias Paul stirbt. Müller Hoffmann heiratet 1893 die Anna Maria Rauen, ebenfalls eine Tochter des Matthias Rauen und Schwester der Verstorbenen. Heinrich Hoffmann, der letzte Müller, legte 1958 das Mahlwerk still. Das Mühlengebäude steht zwar heute noch, aber auf der Mühle betreibt die Familie Hoffmann nur noch Landwirtschaft und eine Fremdenpension.
Untere Mehrener Mühle – Gemeindsmühl - Neumühl
1760 entsteht, cirka 400 Meter südlich der Oberen Mühle oder Heupen-Mühle, die Untere Mehrener oder Gemeindsmühl. In den Anfangsjahren wird sie auch als Neumühl bezeichnet. Die Beweggründe für den Antrag der Gemeinde Mehren sind nachvollziehbar. Die Gemeinde Mehren war auf die Obere (Heupen-) Mühle gebannt. Die hatte wenig Wasser, vor allem in den Sommermonaten. In ihrem Antrag von 1760 an den Kurfürstliche Verwaltung begründen die Mehrener die Notwendigkeit einer eigenen Mühle mit: "...wir arme eingesessene Untertanen der Gemeinde Mehren (sind) genötigt, ...bei etwa trockenem Sommer als (auch) kalten Winterzeiten nicht allein außer Amt, sondern sogar außer Land und in andere Herrschaften zu fahren, (um) unsere Brotfrüchte mahlen.. ." (zu lassen). Die Heupenmühle scheint also öfters still gestanden zu haben. Durch Brände, Kriegszeiten und Mißwuchs seien die Einwohner Mehrens verarmt und verschuldet. Sie bitten deshalb den Kurfürsten, eine weitere Mühle durch den Landesherrn zu bauen, weil die Gemeinde die Kapitalkosten nicht tragen könnte.
Die Mehrener bieten auch eine "taugliche Platz im Mehrener Distrikt mit hinlänglichem Wasserfluss" an und bitten um "Erlaubnis solchen Mühlenbau gegen billig und erträgliche Baugebühr" errichten zu dürfen. Der Antrag der Gemeinde Mehren ist unterschrieben von Matthias Pantenburg (Bürgermeister), Michel Illigen (Vorsteher) und Jakob Hermes (Vorsteher).
Am 16.4.1760 besichtigt der Kurfürstliche Sekretär J. Düppenweiler aus Trier den vorgesehenen Bauplatz in Mehren und stellt in seiner Begutachtung fest: "...daß die Platz in einer Wiese auf gemeinschaftlicher Mehrener Gerechtigkeit gelegen sei, in welcher Gemeindeplatz der Ausfluß aus dem Schalkenmehrener Maar und die langs Steiningen durch die Mehrener Wiesen laufende Bach (= Alfbach) zusammen fließen. Düppenweiler bemerkte weiter, dass dort "vorher eine Ohligs-Mühl, von welcher der Mühlenteich noch sichtbar ist" gestanden hat. Es handele sich "zu trockenen Sommerszeiten" um einen "zum Mahlen sehr geeigneten Ort." Düppenweiler befürwortete den Antrag und schlug vor, die Obere Mühle (Heupenmühle) aus dem Mühlenbann zu entlassen und auf die neue Mühle zu übertragen. Bereits am 26. 4. 1760 wird der Bericht Düppenweilers bei der Kurfürstlichen Verwaltung in Koblenz zustimmend zur Kenntnis genommen, insbesondere "weil dann nicht mehr außer Landes gemahlen wird und Einnahmen verloren gehen." Dennoch wird der Dauner Kellner E. B. Bohlen beauftragt, die Stellungnahme der Eigentümer der benachbarten "Oberen Mühle" zum Neubau einzuholen. Am 23.6.1760 erschienen Josef Göbel und weitere Erben der "sogenannten Heupenmühle" im Kurtrierischen Amtshaus in Daun und erklärten vor Notar Müller: "Wann ihnen das halbe Bann-Korn, womitten besagte Mühle abgenommen würde und solches auf die neu zu erbauende Mühle überkommen würde, seyen sie gänzlich zufrieden." Die Jahrespacht wird mit 8 Sömmer Korn Dauner Maß festgelegt, der "halbe Bann" auf die neue Mühle übertragen, der Mühlenbau genehmigt und der Gemeinde die Erlaubnis erteilt, das Wasser aus der "Mehrener Bach, die längs Steiningen fließt" zu entnehmen, also dem Alfbach. Erster Müller scheint Johann Peter Jäger, mit Anna Maria verheiratet gewesen zu sein; 2 Kinder werden 1761 und 1763 geboren. Um 1765 wird als Müller Jakob Schmitz, gebürtig von der Steininger Mühle, genannt, der aber auch nur kurze Zeit die Mühle betrieb. Zwischen 1770 - 1788 war Johann Kolf, verheiratet mit Anna Maria Radermacher auf der "Gemeindsmühl". Margaretha Radermacher wird 1774 bei einer Taufe als Patin wohnhaft auf der "neuen Mühl" angegeben - vermutlich war sie dort als Magd tätig, denn ihr Vater Gerhard Radermacher betrieb die "Heupenmühle"; 1776 heiratet sie den Müller Johann Peter Max. Bei der Steuerveranlagung 1793 wird die Pacht auf 8 Sümmer Korn für die Nutzung des Wasserlaufs und 6 Sümmer Hafer für den Bann festgesetzt. Ab 1795 wird als Müller Wilhelm Rinneburger genannt, er ist mit der Tochter Anna Maria des Mehrener Schultheißen Johann Peter Wahlen verheiratet. Vermutlich war auch Johann Heyer um 1810 als Pächter auf der Mühle.
1822 kommt Johann Rauen auf die Mühle. Er entstammt der Müllerfamilie Rauen aus Lutzerath. Brüder und Vettern sind auf benachbarten Mühlen in Immerath und Strohn. In erster Ehe ist er mit Maria Gertrud Johäntges und ab 1846 mit Maria Wilhelmi von der Schalkenmehrener Mühle verheiratet. Der letzte Müller der Unteren Mehrener oder Gemeindsmühle war Wilhelm Rauen; das Mühlrad stand seit den 1930er Jahren still; während des II. Weltkriegs wurde das schon in schlechtem baulichem Zustand befindliche Wohngebäude, welches mit einem Strohdach gedeckt war, noch von Kriegsflüchtlingen genutzt. Die Bundesstraßenverwaltung kaufte das Gelände und riss die Gebäude beim Ausbau der A 48 in den 1960er Jahren ab.
Der Standort der Unteren Mühle ist genau beschrieben. Wohnhaus, Mühle, Stall, Scheune standen an der Alfbach, dort, wo der Schalkenmehrerener Bach in die Alf einmündet. Da die Alf und die Wege zwischenzeitlich durch Flurbereinigung, Ausbau des Industriegebietes verlegt wurden, stand die Mühle etwa dort, wo heute die Halle/Verwaltungsgebäude der Firma APRA-Norm stehen. Die Straßenbezeichnung: "An der Unteren Mühle" ist der einzige Hinweis, der noch an die Mühlentradition erinnert. Es tauchen im Familienbuch Mehren und anderen Akten weitere Namen von Müllerfamilien auf; es ist aber nicht möglich, sie einer bestimmten Mühle zuzuordnen. [1]
Quellen:
Landeshauptarchiv Koblenz – Bestand: 1 C 4 Nr. 3118, Nr. 3088 und Nr. 17071
Steuerlisten Amt Daun 1733, 1794
Dauner Kellnerei-Rechnung 1774
Alois Mayer – Familienbuch Mehren – 2010
August Meyer – Ein Dauner Maß faßte 1,485 Liter – in: HJB Daun 1984 S. 198 ff.
Friedbert Wißkirchen: Wasser auf die Mühle oder der Durchbruch des Weinfelder Maardamms - in: HJB Vulkaneifel 2002 – Seite 117 ff.
Friedbert Wißkirchen: Mehren – Ort mit Zukunft – in HJB Vulkaneifel 2007 S. 75 ff.
Fotos:
5: Unterste Mehrener Mühle mit Scheune und Stall um 1940.
6: Unterste Mehrener Mühle - im Hintergrund die "Hoffmanns-Mühle" um 1930.
Einordnung
Kategorie:
Bau- und Kunstdenkmale /
Technische Bauten und Industrieanlagen /
Mühlen Zeit:
1760
Epoche:
Barock / Rokoko
Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 6.880433
lat: 50.157741
Lagequalität der Koordinaten: Genau
Flurname: Bei der untersten Mühle
Internet
http://www.mehren.de/
Datenquellen
[1] Friedbert Wißkirchen, Daun, 2012.
Bildquellen
Bild 1: Peter Otten: 1999 Rauenmühle bei Mehren, nach alter Skizze vom 15. Mai 1938, Blatt 1 http://www.eifel-und-kunst.de
Bild 2: Peter Otten: 1999 Rauenmühle bei Mehren, nach alter Skizze vom 15. Mai 1938, Blatt 2 http://www.eifel-und-kunst.de
Bild 3: Peter Otten (1919 - 2005), Mehren.
Bild 4: Peter Otten (1919 - 2005), Mehren.
Bild 5: Sammlung Friedbert Wißkirchen, Daun, 2015.
Bild 6: Sammlung Friedbert Wißkirchen, Daun, 2015.
Stand
Letzte Bearbeitung: 17.02.2015
Interne ID: 18547
ObjektURL:
https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=18547
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