Im Käsköpfchen
Burg Ramstein, Gemeinde Kordel
Beschreibung
Mit Flur 23 beginnt das ausschließliche Waldgebiet der Gemarkung in den Südwesten hinein. In diesem Wald hat sich vornehmlich heller, altwüchsiger Laubwald erhalten, was der Wanderer besonders schätzt, weil der überwiegende Bewuchs mit Tannenkulturen die Berghänge verdunkelt. Gottlob legt die Forstverwaltung zur Zeit wieder Wert darauf, daß der Laubwald nicht ganz verschwindet. Die Fichte bringt mit minderem Umtriebsalter rasch Nutzen. Eichen und Buchen müssen dagegen 150 bis 200 Jahre länger wachsen, bis sie schlagreif werden. Die ökologische Struktur auch einer Waldlandschaft wandelt sich indessen nach der geltenden Zweckmäßigkeit.
Am "Ramsteiner Kopf haben wir zunächst die Pützlöcher. Alles, was von dem römerzeitlichen Kupferbergwerk noch äußerlich sichtbar ist, gehört zur Gemarkung Kordel. Neben den Pützlöchern liegt ein verlassener Steinbruch, den der gleiche Markus schon zum Bau der Porta Nigra in Trier betrieben hat, der an Porta-Nigra-Quadern wie auch über dem Eingang zu den Pützlöchern seinen Namen hinterlassen hat. Der gleiche Steinbruch wird auch das Steinmaterial zum Bau der Burg Ramstein in den Jahren kurz nach 1300 geliefert haben.
Tiefer im Berg, der, zur Zeit neu mit jungen Tannen bepflanzt, ziemlich kahl wirkt, stehen Felsen des mittleren Buntsandsteins. Da ist die "Spitzley", von der herab man eine selten schöne Sicht auf die nahe Burg und in das Kylltal genießen kann. Da die Felsplatte über einen Trampelpfad leicht erreichbar war, zählte die Spitzley zu den meistbesuchten Punkten, als die Gastbetriebe auf Ramstein im Verein mit den Kaffeezug-Besuchern aus der Stadt das sonntägliche Spaziergangsziel eines großen Teiles der Dorfbevölkerung in der Blütezeit der Steinindustrie vor dem ersten Weltkrieg war. Waghalsige Kordeler Buben pflegten sich den Besucherstrom oft zunutze zu machen, indem sie für fünf Pfennig von der Plattform des Felsens auf einen vor dem Felsen hochragenden Gipfel einer Tanne sprangen. Die um die Spitzley schwebende damalige Romantik ist leider heute völlig verschwunden. Es führt kein Pfad mehr hinauf, und der Wuchs der Waldbäume hat die Felsenhöhe überflügelt. Sehr zu begrüßen wäre, die Spitzley wieder von allem, was sie verbirgt, zu befreien und den Ramsteingästen wie früher anzubieten.
Einer gewaltigen Bastion gleichend, steht die "Geiersley" im Berg über dem Kylltal. Bei der Katastereintragung hatte man offensichtlich Schwierigkeit mit der Kordeler Sprache, die den Felsen mit "Geischley" bezeichnet. Man verstand darunter "Geisley" und benannte den Felsen so in der katasterlichen Aufzeichnung. Doch nicht die Ziege, sondern der Geiervogel, der der Wildheit des Felsens eher entsprach, ist der richtige Namensgeber. Den Wanderer im Kylltal überrascht die erhabene Zierde. Den Geologen hingegen regt die Geiersley zu Studien über das erdbildende Zeitalter der Trias an. Die "Geischley" bot mit ihren Rissen und Schrunden allerlei Raubvögeln ideale Nistplätze an. Als Kinder pflegten wir, stets mit Erfolg, am Fuß des Felsens nach Fuß-Ringelchen zu suchen, womit die von den Falken verzehrten Brieftauben gezeichnet waren.
"Im Reigraben auf der Geisley". Zwischen Spitzley und Geisley läuft eine Grabenschlucht nach oben, der Reigraben. "Rei" ist altfranzösisch und heißt Abflußgraben. Auf dem Ramsteiner Kopf zum Reigraben hin liegt die "Reidriesch". Das Wort "driesch" bedeutet trockenes, ausgewonnenes, brachliegendes Ackerland.
"Zwischen der Laufbach und dem Reigraben". Der Laufbach windet sich durch den Klausengrund der Kyll zu. Am Klausengrund, einer mäßigen, ebenen Fläche, welche sich der Bach geebnet hat, hängt eine uralte Geschichtsbeziehung der Gemarkung. Die kleine Fläche muß im Interesse vom erzstiftlichten Ramstein schon im 9. oder 10. Jahrhundert gerodet worden sein. Schon kurz nach 1200 heißt es im "liber iurium" des Erzbischofs, daß das, was "unter Lorche" (Lorich) - gemeint ist der spätere Klausengrund - geerntet wird, soll zur Hälfte dem Erzbischof und die andere Hälfte dem Abt von Mareien, das ist nach Butzweiler, gehören. Die landwirtschaftliche Nutzung der kleinen Klausengrundfläche sowie des Abhanges unter dem Klausenhäuschen wurde von den Kordelern das ganze Mittelalter hindurch, besonders aber nach der Säkularisation, als sie die aufgeteilten Parzellen zu eigen erwerben konnten, fleißig betrieben. Da und dort steht heute noch als einziges Überbleibsel ein verkrüppelter Apfelbaum in den Hecken.
"Klausengrund" heißt die Gegend nach der Klausenhöhle "Unter der Rotley", die ein mittelalterlicher Einsiedler sich wohnlich eingerichtet hatte. Die Höhle ist heute noch mit vielerlei religiösen Hinweisen behaftet Wenn die Klause verwaist war, wurde sie immer wieder von einem Nachfolger bewohnt In den Felsen nebenan eingehauene Fratzengesichter sollten die bösen Geister vertreiben. Die Klausenhöhle erfreut sich nach wie vor eines Besucherstromes. Sie ist in einer eigenen Abhandlung über Eremiten und Eremitagen in den Kordeler Wäldern ausführlich beschrieben. Die Rotley über dem Klausengrund setzt das Felsmassiv der Geiersley in den Klausengrundhang fort. Uralte Jahreszahlen aus 1700 bis 1800 sieht man hier mit Namensinitialen in die Felsen eingehauen als Überbleibsel vieler Kordeler Leute, die der Klausengrund und sein Berghang bei emsiger Arbeit gesehen haben. Den Klausengrund passiert, auch noch erwähnenswert, das "trierisch Pedchen", der Fußpfad in alter Zeit nach Trier, als es die Eisenbahn noch nicht gab, beziehungsweise als mancher, nachdem die Bahn da war, die fünf Groschen zu ihrer Benutzung nicht hatte. Der Pfad, auf Strecken heute identisch mit dem Waldweg, senkt sich jenseits des Hügelrückens ins Kuttbachtal hinab, um unterhalb der Genovevahöhle das Bächlein in den Pfalzeler Wald hin zu überqueren.
Von der Höhe der Butzweiler Dackenheide hat sich im halben Berg eine Bergzunge gelöst, die in nordöstlicher Richtung zwischen Laufbach- und Kuttbachtal etwa 700 Meter sich hinzieht und dabei 90 bis 100 Meter über dem Talgrund liegt Auf halbem Wege wird die Breite dieser Bergzunge durch rings umgebende schroffe Felsen auf 30 bis 40 Meter zusammengedrückt Dann aber weitet sie sich wieder zu einer 4,5 Hektar großen Fläche, die südöstlich vom gewaltigen Hochburgfelsen begrenzt wird und, rings von Felsen umrandet, ein nicht ersteigbares Plateau darstellt Solch einmalig günstige Umstände mußten sich in prähistorischer Zeit von Feinden bedrängten Volksgruppen in unserem Land zur Anlage einer Fliehburg anbieten. Sie bewehrten also den engen Zugang mit einem tiefen Graben und einer hohen Abschnittswallmauer, deren seltene Reste aus der Vorzeit wir heute noch auf der "Fliehburg der Hochburg" bewundern können. Selbst die Römerzeit hat dort noch Spuren hinterlassen. Die Hochburg setzt auf der Seite des Kuttbachtales die gewaltige Felsenkette weit nach Westen fort, und wir treffen nach wenigen hundert Metern auf eine einmalige Höhlenbildung gewaltigen Ausmaßes, die die abflutenden Wasser der Urmeere im mittleren Buntsandstein unserer Gegend hinterlassen haben: die "Genovevahöhle". Sie ist das Ziel unzähliger staunender Besucher. Nicht minder unzählige Besucher glauben, sich mit eingekratzten Namenszügen in dem weichen Gestein verewigen zu müssen. Die Genovevahöhle hieß bis etwa 1850 nur die "Kuttbachhöhle". Einem aus Mayen, wo die Genoveva-Sage daheim ist, an die Regierung nach Pfalzel versetzten Beamten war sie an der Grenze des Pfalzeler Waldes so beeindruckend, daß er die Höhle phantasievoll mit dem Geschehnis der schönen alten deutschen Genoveva-Legende seiner Heimat in Verbindung brachte. In jener Zeit der Romantik, wo man schwärmerisch den alten Sagen und verfallenden Ruinen alter Ritterburgen anhing, wurde die Umbenennung der Höhle in "Genovevahöhle" freudig aufgegriffen und im Volksmund behalten. Die Höhle andererseits enthält Spuren einer bis in die Altsteinzeit zurückreichenden Geschichte, über welche genügend Literatur Auskunft geben kann.
Der über der Genovevahöhle bis zur Bähresley aufsteigende Hang trägt die Bezeichnung "Über der Elterley", das heißt Altarley. Sicherlich wegen der geheimnisvollen prähistorischen Spuren in der Höhle. Die Bähresley im Bereich des oberen Buntsandsteins ist ein verlassener ausgedehnter Steinbruch, der im Mittelalter hochwertiges Steinmaterial für Kirchen- und Klosterbauten geliefert hat. Darüber hinaus hat Wilmowsky 1854 berichtet, daß sich in dem Steinbruch noch typische Merkmale einer römerzeitlichen Bruchtechnik zeigen. Bähresley = Bärenfels.
Wir befinden uns mittlerweile im äußersten Südzipfel der Gemarkung. Im endenden Kuttbachtal im Westen steigt sie über das angeführte Steinbruchgelände hoch bis in den Rand der Loricher Flur hinein. Als südlichster Wendepunkt wird schon im Jahrgedingebericht von 1575 auf Ramstein dieser Punkt als gegenüber dem Loricher Schwärenkreuz liegend bezeichnet Dieses Kreuz steht heute noch in der Nähe des Bauernhofes. Die Forstbetriebskarte für den Gemeindewald Kordel verzeichnet hier in den Abteilungen Nr. 3 als Unterabteilungen "Unter der Elterley" und "Unter der Hochburg", Nr. 2 "Hinter der Elterley", Nr. 1 "Im Käskopf - auf Kordeler Deutsch "Kieskepchen" - was hier natürlich nicht Käse heißen kann, sondern von "Kos" kommt und Eiche heißt. Zur Flur 23 gehört dann noch ein Teil der "Hard". Mittelhochdeutsch "hard" bedeutet Wald. Der Begriff "Kutt" zu Kuttbach ist noch zu klären. Mitteldeutsch heißt "kute" Lehmgrube. Gemeint ist hier der zunehmende lehmige Charakter des Bodens, der sich im Rauschenberg schon als "Rotliegendes" ausweist. [1]
Einordnung
Kategorie:
Geschichte /
Flurnamen /
Zeit:
1575
Epoche:
Renaissance
Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 6.641233
lat: 49.806519
Lagequalität der Koordinaten: Genau
Flurname: Im Käsköpfchen
Internet
https://www.burgramstein.de/
Datenquellen
[1] Anton Obser: Kordel. Geschichte der Kylltalgemeinde. Hrsg. Ortsgemeinde Kordel, 1982.
[2] Weistumsbuch von 1575.
Stand
Letzte Bearbeitung: 06.12.2020
Interne ID: 18612
ObjektURL:
https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=18612
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