Wacholdergebiet Rengen

Naturdenkmal
Rengen, Stadt Daun

Beschreibung
Naturdenkmal Wacholdergebiet Rengen [1]

Wacholderbestand am Südhang des 486,8 Meter über Normal-Null hohen "Raben-Berges" auf der Nordseite des Hasbachtales, ca. 1,8 Kilometer Luftlinie von der Ortsmitte des Stadtteiles Rengen in nordwestlicher Richtung entfernt. [2]

In früheren Jahren gab es in der Vulkaneifel Heideflächen wie man sie sonst nirgends fand. Nach einer Landkarte, die der französische Oberst Tranchot 1810/11 zusammen mit dem Captaine Ing. Geograph M. Ribet durch topographische Aufnahmen entworfen hat, war de Eifel damals zu bis zu 50% von Heide bedeckt. Ein gewisser Herr Bärsch schrieb 1854 in seiner Reisebeschreibung: Heidekraut bedeckt den größten Teil des Bodens der Struth und nur stellenweise liegen Ackerfelder um die Dörfer herum oder Wildland in der Heide. Heute ist die Heide infolge der Aufforstung und des Einsatzes von Kunstdünger überall fast völlig verschwunden. Lediglich in Rengen findet man noch Rest der ehemals gigantischen Heideflächen. Um diesen Restbestand zu schützen, erfolgte 1941 der Eintrag in die Liste für geschützte Landschaftsbestandteile. Der Rengener Naturschutzverein setzt sich heute besonders stark für diesen noch verbliebenen Rest ein. In regelmäßigen Zeitabständen wird der Rahmberg von ihm entbuscht, damit die Pflanzen nicht von wucherndem Buschwerk erdrückt werden. Ohne diesen Einsatz gäbe es auch hier in ein paar Jahren keine Heidefläche mehr. [3]

Historische Landschaftsbilder
Die Eifel im Heide- und Wacholderkleid des 19. Jahrhunderts
Dr. Werner Schwind, Gerolstein

Das Landschaftsbild der Eifel hat sich in den letzten 100 bis 150 Jahren erheblich gewandelt. Wiesenmeliorationen, Ödlandaufforstungen, Umwandlung von Laub- in Nadelwälder, Abbau oder Teilabbau von vulkanischen Bergen und nicht zuletzt Straßen- und Häuserbau haben der Eifel ein neues Gesicht verliehen. Auf diesen - außerordentlich interessanten - Gesamtkomplex wollen wir im folgenden aber nicht näher eingehen. Vielmehr soll an dieser Stelle nur ein Hinweis auf die Eifel im 19. Jahrhundert als Heide- und Wacholderlandschaft gegeben werden.

Es existierten im Prinzip zwei dominierende Heidetypen, einmal die Heiden mit Calluna vulgaris auf den sauren Unterdevon- und Buntsandsteinböden, zum anderen die Heiden der Kalkgebiete. Die Heideflächen mit ihrer unterschiedlich lichten Wacholderbestockung waren keine natürlichen, sondern rein anthropogene (menschlich bedingte) Gebilde. Der Wacholder (Juniperus communis) verbreitete sich auf den Ödländereien vor allem dort, wo ständige Beweidung mit Schafen pflanzliche Konkurrenz ausschaltete beziehungsweise schwächte und dem konkurrenzschwachen, aber anspruchslosen Wacholder auf diese Weise gute Verjüngungsmöglichkeiten geboten wurden.

Heute erinnern nur noch wenige Flächen in der Eifel an Juniperus communis, so zum Beispiel das kleine Wacholderschutzgebiet bei Bleckhausen oder die reizvollen Wacholderheiden in der Dollendorfer Kalkmulde.

Die Landschaft der Eifel besaß im vergangenen Jahrhundert zweifellos einen außergewöhnlichen Reiz, sie verdeutlichte aber auch die enormen landeskulturellen Probleme dieser damals armen, rückständigen Region. Die Wirkung der Heide- und Wacholderflächen auf den Betrachter wird in verschiedenen gedruckten und ungedruckten Landschaftsbeschreibungen des 19. Jahrhunderts plastisch aufgezeigt. Sie war sehr unterschiedlich, je nach der mehr realistischen oder romantischen Ader der Verfasser. Während die einen von der Heide als trostloser Öde sprachen, verkörperte für andere die Heide höchsten landschaftlichen Reiz. Besonderen Eindruck auf den Betrachter (vor allem auf denjenigen, der nicht in der Eifel lebte) hinterließen meist die Wacholdertriften. Koernicke und Roth (1907, Vegetationsbilder) bezeichneten den Wacholder als das für die Eifel charakteristische Nadelholz. Er beherrschte ihrer Beschreibung nach fast alle höher gelegenen Calluneten, wo er in schier unendlichen Mengen, teils einzeln stehend,…, teils zu dichten Trupps und Dickichten vereint, die Heide besetzt hielt. Der Wacholder trat in Exemplaren bis zu 7 Meter auf. Von diesen Wacholderheiden muß eine seltsame Faszination ausgegangen sein, denn Koernicke und Roth schreiben, daß ein besonders starkes naturempfindliches Gemüt dazu gehöre, um den schweren, düsteren Eindruck zu ertragen und die herbe Schönheit voll zu erfassen, die in dieser weltabgeschiedenen Wacholderlandschaft lag.

Daß die Beschreibung dieses Vegetationsbildes vom Beginn unseres Jahrhunderts aus der Eitel stammt, erscheint heute fast unglaublich. Tatsächlich bestanden aber Mitte des 19. Jahrhunderts mehr als 200 000 Hektar dieser Region aus Öd-, Wild- und Schiffelland, wovon ein nicht bekannter, aber sicher nicht unbedeutender Teil mehr oder weniger licht mit Wacholder bestockt war.

Auch Heimatdichter wie W. Müller konnten sich dem Reiz der Heide- und Wacholderflächen nicht entziehen:

Auch dort die Höhe, wo roth die Halde blüht, Wo immergrün Wacholderstauden ragen, Die Schlehe reift, die Hagebutte glüht, Hab' ich durchstreift an manchen schönen Tagen;

Einen optischen Eindruck der damaligen Eifelheide verdanken wir - von den sogenannten Tranchot-Karten einmal abgesehen - neben wenigen Restflächen und einigen Fotografien vor allem Gemälden bekannter Landschaftsmaler wie zum Beispiel Fritz von Wille oder Wilhelm Degode. Die betreffenden Gemälde zeigen faszinierende Landschaftsbilder, lassen aus landeskultureller Sicht aber auch die Unfruchtbarkeit großer Eifelbereiche erkennen, bevor die großen landwirtschaftlichen Meliorationsmaßnahmen begannen. [4]

Einordnung
Kategorie:
Naturobjekte / Naturlandschaften /
Zeit:
12.09.1941 [Unterschutzstellung]
Epoche:
20. Jahrhundert

Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 6.82886
lat: 50.23904
Lagequalität der Koordinaten: Genau
Flurname: Rahmberg

Internet
https://neuesrengen.jimdofree.com/

Datenquellen
[1] LANIS - Landschaftsinformationssysten der Naturschutzverwaltung Rheinland-Pfalz, 2015. http://www.naturschutz.rlp.de/?q=naturdenkmal
[2] Rita Gehendges: Naturdenkmale des Landkreises Daun. 1985. Hrsg.: Landkreis Daun
[3] Stadt Daun - Ortsteil-Rengen - Rengen stellt sich vor, Ortsbeirat Rengen 1996. Festschrift 25 Jahre Theaterverein Rengen 1989
[4] Heimatjahrbuch Landkreis Daun 1986 http://www.jahrbuch-daun.de/VT/hjb1986/hjb1986.64.htm

Bildquellen
Bild 1: © Uwe Widera, 54550 Daun, 2011.
Bild 2: © Uwe Widera, 54550 Daun, 2011.
Bild 3: © Uwe Widera, 54550 Daun, 2011.
Bild 4: © Uwe Widera, 54550 Daun, 2011.
Bild 5: © Uwe Widera, 54550 Daun, 2011.
Bild 6: © Uwe Widera, 54550 Daun, 2011.

Stand
Letzte Bearbeitung: 20.05.2015
Interne ID: 1880
ObjektURL: https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=1880
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