Evangelische Kirche - Außen

Karthaus, Stadt Konz Karthäuser Straße 153

Beschreibung
Kleiner neugotischer Saalbau, 1896/97, Architekt Georg Lübke. [1]

Die Evangelische Kirche Konz-Karthaus der gleichnamigen evangelischen Kirchengemeinde steht in der Stadt Konz, Kreis Trier-Saarburg, in Rheinland-Pfalz. Sie wurde Ende des 19. Jahrhunderts für die durch Zuzug in der bisher rein katholischen Gegend neu entstandene Diasporagemeinde gebaut und ist bis heute ihr geistiges Zentrum.

Das im Stil des Historismus 1897 vollendete Kirchengebäude ist in seiner Bausubstanz nahezu unverändert erhalten und steht unter Denkmalschutz. Große Teile der originalen Ausstattung und die ursprünglichen Glasfenster wurden bei der Renovierung von 1966 durch Objekte im Stil der Zeit ersetzt.

Geschichte:
Ab Mitte des 19. Jahrhunderts wuchs im Rahmen der Industrialisierung der Zuzug evangelischer Christen in Conz, Merzlich und umgebenden Dörfern an. Die ersten Evangelischen, die sich 1856/57 in den damals noch getrennten Orten Conz (heute: Konz) und Merzlich (heute Konz-Karthaus) niederließen, waren beim Eisenbahnbau beschäftigte Rottenarbeiter und Beamte. Während die Beamten überwiegend aus dem Großraum Saarbrücken stammten, kamen die Rottenarbeiter aus St. Wendel und dem angrenzenden Hunsrück. Ein weiterer größerer Zuzug evangelischer Christen erfolgte mit dem Ausbau des Centralbahnhofs Karthaus zum Eisenbahnknotenpunkt und der Inbetriebnahme der Königlichen Eisenbahn-Nebenwerkstätte Karthaus im Jahr 1879. 1884 war ihre Zahl auf etwa 120 bis 150 angestiegen.

Die nächste Kirche befand sich neun Kilometer entfernt in Trier. Wegen der schwierigen Anreise suchten die Trierer Pfarrer einen für Gottesdienste geeigneten Raum in Conz zu mieten, was sich in dem rein katholischen Umfeld jedoch als äußerst schwierig herausstellte. Nach dem Scheitern dieser Bemühungen wandte sich Superintendent Klein mit Erfolg an verschiedene Behörden in Trier: Das Königliche Eisenbahn-Betriebsamt Trier stellte den im Verwaltungsgebäude der Königlichen Nebenwerkstätte gelegenen Speisesaal zur Verfügung. Der erste Gottesdienst fand am 17. August 1884 statt und Superintendent Klein predigte zum Text der Apostelgeschichte 17, V. 16–34.

Baugeschichte:
Die evangelische Gemeinde Conz-Karthaus entstand 1889 für mittlerweile über 200 evangelische Christen als Vikariat und ist seit 1895 eine eigenständige Pfarrei. Vom Staat Preußen unterstützt, wurde der Kirchenbau an einem Platz in der Mitte zwischen den damaligen Orten Konz und Merzlich mit der Grundsteinlegung am 9. Juli 1896 begonnen. Die Bauarbeiten wurden – wie schon vorher bei Gemeindehaus und Schule – von dem Bauunternehmen Gebrüder Petry aus Sierk (heute Sierck-les-Bains in Lothringen) ausgeführt. Dem Kirchenbau vorausgegangen war ein von der Berliner Architektenkammer 1892 ausgeschriebener Wettbewerb. Dabei wurden der gemeinsame Entwurf der Berliner Architekten Carl Schäfer und Hugo Hartung, sowie das Projekt des Architekten Georg Lübke ausgezeichnet. Obwohl die Jury im Juni 1892 kein Projekt unmittelbar zur Ausführung empfahl, entschied sich die Kirchengemeinde für den Entwurf des Regierungsbaurats Georg Lübke (Berlin-Steglitz). Sein Entwurf wurde vom Ministerium der öffentlichen Arbeiten in einzelnen Teilen abgeändert und vom Trierer Kreisbauinspektor Braunweiler 1896/97 ausgeführt. Die Kirche wurde am 19. September 1897 eingeweiht. Zusammen mit dem in vergleichbarer Bauweise 1894 errichteten, südlich an die Kirche angebauten Pfarrhaus und der im gleichen Jahr 15 Meter nördlich der Kirche gebauten und 1886 eingerichteten evangelischen Schule bildete die Kirche ein homogenes Ensemble.

Die Baukosten der Kirche beliefen sich einschließlich der Innenausstattung auf 27.600 Mark sowie 2275 Mark für die Glocken. Neben Spenden des Gustav-Adolf-Vereins unterstützte Kaiser Wilhelm II. den Bau mit 10.000 Mark als "allerhöchstes Gnadengeschenk". Auf jeden der 130 Sitze im Kirchenschiff kam dabei ein rechnerischer Betrag von 212 Mark.

Das Einzugsgebiet der Kirchengemeinde erstreckte sich neben den beiden namensgebenden Gemeinden auch über die evangelischen Christen in den damaligen Gemeinden Oberemmel, Wasserliesch, Cönen, Temmels, Tawern, Wellen, Wincheringen, heute im Saarland: Sinz, Nennig, Besch, Oberleuken, Perl, Tünsdorf, links der Mosel: Igel, Langsur, Ralingen und Minden.

Durch den Zusammenschluss der ehemals selbstständigen Gemeinden Conz und Merzlich zur Gemeinde Konz im Jahr 1930 änderte sich der Name der evangelischen Gemeinde in Konz-Karthaus. [2]

Einordnung
Ersteller, Baumeister, Architekt, Künstler:
Lübke, Georg (Regierungsbaurat), Berlin-Steglitz
Kategorie:
Bau- und Kunstdenkmale / Sakralbauten / Evangelische Kirchen
Zeit:
1896-97
Epoche:
Historismus / Jugendstil

Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 6.585720
lat: 49.707553
Lagequalität der Koordinaten: Genau
Flurname: Ortslage

Internet
http://www.konz.de/

Datenquellen
[1] Denkmalliste der Generaldirektion Kulturelles Erbe, Rheinland-Pfalz; 2011.
[2] Seite "Evangelische Kirche Konz-Karthaus". In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 15. Juni 2014, 19:52 UTC. URL: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Evangelische_Kirche_Konz-Karthaus&oldid=131334798 (Abgerufen: 16. Juni 2014, 10:38 UTC

Bildquellen
Bild 1: © Elke Janssen, Schoden http://www.flickr.com/photos/99364142@N00/
Bild 2: © Elke Janssen, Schoden http://www.flickr.com/photos/99364142@N00/
Bild 3: © Helge Rieder, Konz, 2015.
Bild 4: © Helge Rieder, Konz, 2015.
Bild 5: © Helge Rieder, Konz, 2015.

Stand
Letzte Bearbeitung: 19.06.2015
Interne ID: 2251
ObjektURL: https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=2251
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