Siedlung Britanien

Mitte-Gartenfeld, Stadt Trier Irminenfreihof

Beschreibung
Britanien lautet der rätselhafte Name des zwischen Moselufer, Militärlazarett, Irminenfreihof und Hospitien gelegenen Häuserblocks. Schon manchem Lokalhistoriker hat das Wort kummervolles Nachdenken bereitet, bis zur Bretagne und Britannien sind sie (natürlich in Gedanken) gewandert, um ihn zu erklären.

In unmittelbarer nähe dieses Häuserblocks muß zu römischer Zeit ein Getreidespeicher gelegen haben, bei ihm erhob sich später das Irminenkloster.

Für das Wort Getreidespeicher gibt es im Lateinischen verschiedene Bezeichnungen. Eine lautet 'horrea'. so heißt den auch im Mittelalter das Irminenkloster 'ad horrea', das Kloster beim Getreidespeicher.

Wie dem Kloster so hat der römische Getreidespeicher auch einer Straße den Namen gegeben, die auf das Kloster zuführt, es ist die Oerenstraße (Oeren=horrea). Von demselben Getreidespeicher leitet sich auch der Name des genannten Häuserblocks her.

Getreidespeicher heißt im Lateinischen auch 'prytaneum'. So wird die Pauluskirche in mittelalterlichen Urkunden die Kirche beim 'prytaneum' genannt; das heißt die Kirche beim Getreidespeicher.

Britanien ist nichts anderes als 'prytaneum'; es heißt nichts anderes als Getreidespeicher. Dieser muß also in römischer Zeit ungefähr dort gelegen haben, wo heute die "Britanien" genannten Häuser stehen. Das unsere Deutung, die sich ungezwungen ergibt, richtig ist, wird auf das klarste durch folgendes bewiesen.

Die Schreibung "Britannien" mit Doppel-n ist modern, in den alten Akten und Urkunden wird es immer mit einem "n" geschrieben "Britanien" wie 'prytaneum'. Die richtige Deutung ergibt sich aus der richtigen Schreibung. Britanien ist also wie die Oerenstraße römischen Ursprungs.

[Lück, Beigeordneter a. D. in : Trierische Chronik / Zeitschr. d. Gesellschaft für Trierische Geschichte und Denkmalpflege. Ausgabe von 1904.]



[...] Dem fortschrittlichen Verkehr ist, wie angedeutet, das alte Fähridyll zum Opfer gefallen. Auch innerhalb der Stadt hat derselbe Fortschritt manche stimmungsvolle Note ausgelöscht. Eine von eigenem Leben durchhauchte Provinz bildete, wie einmal Kutzbach gesagt hat, innerhalb der alten Stadt der Britanien genannte Stadtteil mit seinen malerischen gotischen Fenstergruppen. Aber diese malerischen Häuser und Häuschen waren zum guten Teil baufällig und ungesund, und so hatte, wie wir sahen, schon Oberbürgermeister Büß mit dem Ankauf und Abbruch einzelner Häuser in diesem Stadtteil begonnen. Im Jahre 1905 ist mit der Niederlegung der Häuser Nr. 1, 2 und 10 dem dortigen Wohnungselend im ganzen ein Ende gemacht worden. Ein ähnliches in sich geschlossenes Viertel bildet heute noch das alte, in der letzten Zeit meist von Arbeitern bewohnte Schifferdorf Sankt Barbara. Neben kleinen unscheinbaren Häuschen stehen hier noch einzelne Bauten mit barocken Fassaden, die von der einstigen Wohlfahrt der Trierer Moselschiffer und Schiffbauer erzählen, aber der größte Teil dieser Wohnungen ist ungesund, zumal der Stadtteil sehr oft von den Überschwemmungen der Mosel heimgesucht wird. [...]

[Die Geschichte der Stadt Trier von ihrer Gründung bis zur Gegenwart : Denkschrift zum hundertjährigen Jubiläum der Zugehörigkeit der Stadt zum preussischen Staat / hrsg. von Gottfried Kentenich Trier : Lintz, 1915. ]

Einordnung
Kategorie:
Archäologische Denkmale / Siedlungswesen / Siedlungen
Zeit:
Circa 1100 bis circa 1500
Epoche:
Gotik

Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 6.631510
lat: 49.758268
Lagequalität der Koordinaten: Genau
Flurname: Ortslage

Internet
http://de.wikipedia.org/wiki/Trier-Mitte/Gartenfeld

Datenquellen
- Lück, Beigeordneter a. D. in : Trierische Chronik / Zeitschr. d. Gesellschaft für Trierische Geschichte und Denkmalpflege. Ausgabe von 1904. http://www.dilibri.de/
- Die Geschichte der Stadt Trier von ihrer Gründung bis zur Gegenwart : Denkschrift zum hundertjährigen Jubiläum der Zugehörigkeit der Stadt zum preussischen Staat / hrsg. von Gottfried Kentenich Trier : Lintz, 1915. http://www.dilibri.de/

Bildquellen
Bild 1: Annegret van Stipelen-Kintzinger: Trier in alten Ansichten. Europäische Bibliothek - Zaltbommel / Niederlande 1980; ISBN 90 288 1033 1.
Bild 2: © Peter Valerius, Kordel, 2011.
Bild 3: © Peter Valerius, Kordel, 2011.
Bild 4: © Peter Valerius, Kordel, 2011.

Stand
Letzte Bearbeitung: 31.10.2021
Interne ID: 2282
ObjektURL: https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=2282
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