Am Zuckerberg

Mehren, Gemeinde Mehren Am Zuckerberg

Beschreibung
Zuckerberge sind längst nicht immer Berge

"Zuckerberge" gibt es überwiegend im Linksrheinischen sowohl als Orts-, Flur- und Straßennamen, wobei letztere am häufigsten festgestellt werden konnten. Flurnamendeuter, denen allerdings die Fülle der Straßennamenbelege völlig unbekannt war, deuten entweder über die Bodenbeschaffenheit (süß im Gegensatz zu sauer) oder sprachlich über Föhre (Kiefer). Hier wäre also zu denken an einen mit Föhren bestandenen Berg. Als man zum Beispiel althochdeutsch Mantale ( = Föhre) nicht mehr verstand, schuf man sogar über mittelhochdeutsch Zucke die Tautologie Zuckmantel, was eigentlich Föhre-Föhre bedeutet. Einen ähnlichen Vorgang haben wir in Welschbillig, das in seinen ältesten Teilen auf einer windgeschützten Terrasse des Geidberges liegt. Als man keltisch Geid (= Berg) nicht mehr verstand, nannte man den Berg eben Geidberg, also Berg-Berg. Im Deutschen Reich von 1916 gab es immerhin noch drei, wenn auch kleine Ansiedlungen, des Namens Zuckerberg: ein Haus bei Kappelrodeck in Baden, eine Ansiedlung im Kreis Soest in Westfalen und einen Hof im Elsass, heute Frankreich.

Im Flurnamenarchiv im Stadtarchiv Trier sind bis jetzt Zuckerberge verzeichnet aus Konz-Karthaus, Konz-Niedermennig und Wiltingen. Becker hat auch einen Zuckerberg bei Neidenbach.

Die Fülle der von mir ermittelten Straßennamen, für welche bisher noch keine eindeutige Erklärung gegeben werden konnte, lässt vermuten, dass noch mehr Orte mit Zuckerbergstraßen, wobei meist keine Spur eines Berges zu finden ist, vorliegen dürften. In einigen Fällen wurden zwischenzeitlich die Straßennamen geändert und sind nur noch älteren Leuten geläufig.

Nachstehend soll das Ergebnis des bisherigen Ermittelungszustandes vorveröffentlicht werden, um ein möglichst vollständiges Bild der tatsächlichen Vorkommen, noch ehe viele derselben endgültig in Vergessenheit geraten, bieten zu können. Nur hierdurch kann später auch eine sprachlich und kulturhistorisch einwandfreie Deutung, vor allem der Straßennamenvorkommen Zuckerberg, erfolgen. Die neue Straßennamenbezeichnung wird gegebenenfalls in Klammern beigegeben: Ayl, Berlingen, Blankenheim, Echternach (zw. Vulpert und Marktplatz), Gransdorf, Haustadt, Hetzerath, Kirsch, Lorscheid, Mehren, Morscheid, Oppenheim, Piesport (Im Kordel), Saarburg (Mückenberg), Saarburg-Beurig (Irscherstraße), Serrig, Trier-Altstadt, Trier-Irsch (Hockweiler Straße), Trier-Pfalzel (Am Stadttor), Waldrach und Welschbillig (Zum Schankstor).

Die Lage zum Beispiel in Welschbillig und Pfalzel, kleine Gassen direkt am Stadttor, lassen eine Deutung als Berge im Sinne von Herberge zu, wie dies bereits 1926 Volckmann in einem zu Würzburg erschienenen Buche, ohne allerdings die rheinländischen Zuckerberge zu kennen, an anderen Beispielen erklärt. Wir hätten also hier ganz einfach eine Berge, einen Ort der Zukehr, mittelhochdeutsch Zuoker, Herberg und gemein auflasz oder Zukeer. Hier dürfte sicherlich an erster Stelle an mittellose Zukehrer gedacht werden können, wenn auch nicht ausdrücklich auch an Zucker (mittelhochdeutsch für Räuber). Das Zuckertürmchen in Cochem könnte eher noch ein Raum für die Aufbewahrung von Handwerkszeug, Ausrüstung, Rüstung und Waffen aller Art gewesen sein.

In einigen Fällen wäre über die Redewendung: "Den os den Zuckerberg eropgangen" (= er ist gestorben) oder "mit dem geht et gang (sehr bald) den Zuckerberg erop" an alte Friedhofsanlagen oder wenigstens einen Weg dorthin zu denken.

Nun ergibt sich aber gerade für die Altstadt Trier, obwohl 1781 die Stadtfriedhöfe in den Hospitalsgarten "aufm sogenannten Zuckerberg" verlegt wurden, keine eindeutige Feststellung, es sei denn, dass hier vorher schon ein Friedhof des alten Jakobshospitals angelegt war.
Jungandreas hat den Zuckerberg nicht aufgenommen, wohl weil sein frühestes Vorkommen nicht alt genug für sein Quellenwerk war. Die infolge der Kontinentalsperre in Trier 1811 in Sankt Agneten eingerichtete Zuckerfabrik kann also auch nicht namengebend für den Trierer Zuckerberg gewesen sein.

Somit muss später, wenn alle Vorkommen erfasst sind, in jedem Einzelfall untersucht werden, welche Deutung aufgrund der örtlichen Gegebenheiten möglich ist. [1]

Einordnung
Kategorie:
Geschichte / Ortsname / Ortsgeschichte / Straßennamen
Zeit:
Circa 1100 bis circa 1500
Epoche:
Gotik

Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 6.878494
lat: 50.174225
Lagequalität der Koordinaten: Genau
Flurname: In der Geig

Internet
http://www.mehren.de/

Datenquellen
[1] Eduard Lichter: Zuckerberge sind längst nicht immer Berge. Landeskundliche Vierteljahresblätter. Jahrgang 30, 1984, Heft 1, ISSN 0458-6905


Stand
Letzte Bearbeitung: 13.12.2011
Interne ID: 23888
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