Ehemaliges Weingut Mittweg

Heiligkreuz, Stadt Trier Bernhardstraße

Beschreibung
Das Hauptgebäude des Mittwegschen Weingutes, dessen Bauherr wohl der Vater des Trierer Rechtsanwaltes Johann Heinrich Mittweg (1804-1871) war, lag als Belvedere auf einem Weinbergshügel in Heiligkreuz, im Südosten der Stadt und in der Nähe des heutigen Hotels Villa Hügel.

1826 erstmals auf einem Stadtplan eingezeichnet, dürfte sein Entstehungsdatum in den frühen 1820er Jahren liegen.
In seinen Proportionen entsprach das Gutshaus weit mehr einem bürgerlichen Landhaus als etwa die Nell'sche Villa im Thiergarten, deren hohe, lichte und exponierte Beletage noch deutlich auf die Tradition des Lustschlößchen rekurriert. Eine zunehmend bürgerliche, private Dimensionierung des Baukörpers unterscheidet das Mittwegsche Haus von Monaise und der Thiergartenvilla.

Das zweigeschossige, hell verputzte Gutshaus steht inmitten einer Baumgruppe am Weinbergshang mit Blickrichtung Stadt. Das an der Fassade fünfachsige, seitwärts dreiachsige Gebäude wird im Erdgeschoss von einem vorgezogenen Portikus dominiert, dessen vier toskanische Säulen den darüberliegenden Balkon mit schmiedeeisernem Balkongitter tragen. Hinter Portikus und Balkon werden die drei mittleren Fenster in beiden Geschossen zu einem nur leicht hervortretenden Risalit zusammengefasst.

In der Mittelachse des Portikus liegt die Eingangstür mit Oberlicht. Rechts und links des Portals sind je zwei große, hochrechteckige und leicht ins Mauerwerk eingelassene Fenster, die in Gestalt und Größe den 5 Fenstern des Obergeschosses entsprechen. Die beiden etwa gleich hohen Geschosse werden optisch getrennt durch ein umlaufendes Gesimsband, das in Höhe des Portikusgebälks verläuft. Ein breites, auskragendes Gesims trägt das relativ massige Walmdach, die Gartenseite wird von einem Dreiecksgiebel mit zentralem, querovalem Okulus geziert. Die Grundfläche des Gebäudes war circa 10 x 6 m, die Höhe bis zum Dachgesims ebenfalls circa 6 m.

Der gesamte Baukörper wirkt durch die Dimensionierung 5:3 (Monaise 7:3, Thiergarten 5:1) Achsen und die relativ geringe Gebäudehöhe im Vergleich zur Breite weitaus weniger schlank als die Tiergartenvilla. Dennoch muss das Gebäude als ein äußerst gelungenes Beispiel eines unprätentiösen und schlichten Klassizismus der bürgerlichen Landhausarchitektur angesehen werden. Sein Architekt war offensichtlich mit den Frankfurter Häusern der Familie Gontard vertraut, etwa dem Gontardschen Landhaus von N.A. Salins de Montfort an der Bockenheimer Landstraße und dem Hause Koch-Gontard des Architekten Theodor Reiffenstein an der Mainzer Chaussee.

Das Gebäude ist nicht erhalten.

Jeannette Kohl

Einordnung
Kategorie:
Bau- und Kunstdenkmale / Wohn- und Wirtschaftsgebäude / Bäuerliche Wohn- und Wirtschaftsgebäude
Zeit:
Um 1820
Epoche:
Klassizismus

Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 6.641311
lat: 49.745174
Lagequalität der Koordinaten: Vermutlich
Flurname: Ortslage

Internet
http://de.wikipedia.org/wiki/Trier-Heiligkreuz

Datenquellen
Klassizismus in Trier. Photos aus der Sammlung Prof. Wilhelm Deuser. Katalog des Städtischen Museums Simeonstift Trier zur Ausstellung vom 21.1. bis 6.3.1994. Hrsg. Richard Hüttel und Elisabeth Dühr.

Bildquellen
Bild 1: Abbildung: Prof. Wilhelm Deuser, Sammlung Stadtarchiv Trier

Stand
Letzte Bearbeitung: 07.10.2003
Interne ID: 2488
ObjektURL: https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=2488
ObjektURL als Mail versenden