Stalingrad-Madonna

Hermeskeil, Stadt Hermeskeil Martinusstraße

Beschreibung
[...] Das in Schieferbruchstein-Mauerwerk eingebaute Tonrelief wurde einer Zeichnung nachgebildet, die ein Arzt in einer Bunkerhöhle von Stalingrad, voll belegt mit Verwundeten und Sterbenden, in den Vorweihnachtstagen des Jahres 1942 auf der Rückseite einer russischen Landkarte angefertigt hatte. Das Bild Mariens wird von den Worten eigerahmt: "1942 - Weihnachten im Kessel - Licht - Leben - Liebe - Festung Stalingrad".
[...]
Das Mahnmal [...] wurde aus Anlass des 25jährigen Priesterjubiläums von Pfarrer Peter Mohr, der von 1950 bis 1958 Pastor in Hermeskeil war, errichtet. Peter Mohr war als Divisionspfarrer der 16. Panzerdivision in Stalingrad am 2. Februar 1943 in russische Kriegsgefangenschaft geraten, aus der er nach 7 Jahren am 28. April 1950 entlassen wurde.
[1]

Zum 1. Bild:
Lange Reise: Diese Aufnahme von 1942 zeigt, wie die Stalingrad-Madonna im Bunker an ein Brett genagelt worden ist. Die Einstichlöcher von damals lassen sich noch immer auf dem Original erkennen. Die Zeichnung gelangte aus dem Kessel von Stalingrad zu Reubers Familie in Hessen; heute ist sie in der Berliner Gedächtniskirche ausgestellt. Eine Kopie wurde von dort an die Kathedrale von Wolgograd - dem einstigen Stalingrad - geschickt. Ein Moment der Besinnung in der Weltkriegshölle: Draußen explodierten Bomben, drinnen enthüllte Feldarzt Kurt Reuber ein Weihnachtsgeschenk, das seine Kameraden zutiefst berührte. Der Künstler kehrte nie mehr heim. Doch seine Zeichnung gelangte nach Deutschland - und wurde zur Ikone. [2]

Zum 2. Bild:
Am Ende wird es immer ganz ruhig. Nicht selten fließen Tränen. Denn jede Führung in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin endet in dieser kleinen Nische, in der eine Kohlezeichnung hängt: die Stalingrad-Madonna. Selbst wer die Schrecken, die mit dem Namen Stalingrad verbunden sind, heute nicht mehr im Detail kennt, verstummt instinktiv.

Denn diese Zeichnung ist gleich in mehrfacher Hinsicht ein Wunder: Sie ist Weihnachten 1942 entstanden, mitten im Krieg, während einer der verlustreichsten Schlachten der Weltgeschichte. Sie hat Menschen in bitterer Kälte und ständiger Überlebensangst einen kurzen Moment Trost und Hoffnung gespendet. Und sie hat es aus Stalingrad herausgeschafft und ist schließlich in die Berliner Gedächtniskirche gelangt.

Dberührende Geschichte der Stalingrad-Madonna begann vor nun 70 Jahren. Seit dem 23. November 1942 waren die deutschen Soldaten der 6. Armee unter General Friedrich Paulus eingeschlossen. Die Versorgung aus der Luft war schlecht. Bei Temperaturen von 30 bis 40 Grad unter Null verloren viele der hungernden und frierenden Soldaten den Glauben an die versprochene Befreiung aus dem Kessel.

Unter den Eingeschlossenen war auch der Theologe und Mediziner Kurt Reuber als Truppenarzt stationiert. Ein für die Nationalsozialisten unbequemer Mann: Der dreifache Vater und Pfarrer aus dem hessischen Dorf Wichmannshausen war mit seinen Predigten und seiner antifaschistischen Einstellung aufgefallen. Dafür war er 1939 an die Ostfront geschickt worden, aber auch dort handelte er gegen den Willen der Vorgesetzten, indem er etwa Zivilisten versorgte.

Internet: Die Stalingradmadonna: Zum Weiterlesen: Martin Kruse (Hrsg.): "Die Stalingrad-Madonna – Das Werk Kurt Reubers als Dokument der Menschlichkeit". Lutherisches Verlagshaus, Hannover 2012, 176 Seiten

Zum 3. Bild: Die Stalingradmadonna an der Pfarrkirche

Zum 4. Bild: In der Pfarrkirche Sankt Martinus am Vorbau des Eingangs an der rechten Wandseite. [3]

Einordnung
Kategorie:
Bau- und Kunstdenkmale / Sakralbauten / Kunstobjekte
Zeit:
1956
Epoche:
20. Jahrhundert

Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 6.949469
lat: 49.655841
Lagequalität der Koordinaten: Genau
Flurname: Ortslage

Internet
http://www.hermeskeil.de/

Datenquellen
[1] Aus dem Hochwald. Wegekreuze und Gedenksteine. Hrsg. Arbeitskreis Heimatkunde Bildungswerk Johanneshaus Hermeskeil. Hermeskeil 1991.
[2] Karoline Kuhla
[3] Helmut Bauer, Trier, 2013.

Bildquellen
Bild 1: © Helmut Bauer, Trier, 2013.
Bild 2: © Helmut Bauer, Trier, 2013.
Bild 3: © Helmut Bauer, Trier, 2013.
Bild 4: © Helmut Bauer, Trier, 2013.

Stand
Letzte Bearbeitung: 22.09.2013
Interne ID: 25302
ObjektURL: https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=25302
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