Evangelische Pfarrkirche

Wolf, Stadt Traben-Trarbach Schaffneigasse 2

Beschreibung
1685 von Maurermeister Jakob Jäger aus Wittlich errichtet. Dreiseitig geschlossener Saalbau mit Nordturm. Ausstattung der Erbauungszeit. Orgel von Johann Philipp Stumm, Kastellaun, von 1766.
(Dehio)

Evangelische Kirche Wolf an der Mosel

Auf der Höhe bei Wolf.. wurde vor mehr als tausend Jahren .. eine ansehnliche Kirche erbaut schrieb der Wolfer Pfarrer und Superintendent Bartz 1821 über die ehemalige Wolfer Pfarrkirche, die damit zweifellos zu den ältesten Kirchen an der Mosel zählte. Allerdings ist das genaue Entstehungsdatum unbekannt.
Nachweislich beurkundet ist eine Wolfer Kirche 1255, als das Patronatsrecht der Liebfrauenkirche von Trierer und Kröver Ministerialen dem Zisterzienserinnen-Kloster Machern übertragen wurde. In jener Zeit war die Wolfer Kirche Filiale, wahrscheinlich von Kröv.

1460 ging das Patronatsrecht an die Grafen von Sponheim über, und die gründeten achtzehn Jahre später ein Kloster, dem sie die Kirche angliederten. Streitigkeiten mit den Klosterbrüdem ließen die Wolfer Christen den Bau einer eigenen Servatiuskapelle im Dorf ins Auge fassen, deren Grundstein 1488 gelegt wurde. Das Stift kam für den Keller auf, die Gemeinde baute Oberteil und Dach, und seine Weihe erhielt das neue Haus 1491.

Durch die Reformation (1557) wurde nicht nur die Dorfkapelle evangelisch, sondern 1560 auch das Kloster aufgelöst und die Liebfrauenkirche den Protestanten übergeben. Im Dreißigjährigen Krieg rekatholisierten die Spanier vorübergehend die Klosterkirche. Dies bewahrte die Kapelle im Ort vor dem Simultaneum. 1632 konnten die Evangelischen wieder beide Gotteshäuser nutzen. Doch nagte der Zahn der Zeit an der Servatiuskapelle und der Weg auf den Berg zur ehemaligen Klosterkirche war den Wolfem zu weit. So legten sie zusammen mit ihrem Pfarrer Artopoeus am 29. März 1685 den Grundstein zur heutigen Wolfer Kirche, die nach nur sechs Monaten Bauzeit eingeweiht werden konnte. Durch Kollekten und eine
bedeutende Spende kamen die 940 Reichstaler für den Bau zusammen.

Äußerlich wird sich die Kirche in den mehr als dreihundert Jahren ihres Daseins nicht viel verändert haben, aber im Inneren fanden im Laufe der Zeit mehrere Renovierungen statt, deren letzte 1977 abgeschlossen wurde. Die Fenster über dem Altar stammen nicht aus der Gründungszeit, und auch die Kanzel hatte ursprünglich einen anderen Platz. Die Seitenempore wurde wahrscheinlich 1766 für die von Johann Philipp Stumm geschaffene Orgel eingebaut. Später erhielt die Orgel einen Platz auf der Westempore, ehe sie nach einer vierjährigen Restaurierung 1983 wieder an ihren ursprünglichen Standort gesetzt wurde.

Zwölf Tafelbilder zieren die Brüstung der Westempore, zwei weitere die Seitenempore. Sie stammen vom Anfang des 19. Jahrhunderts und zeigen einer Überlieferung zufolge Jesus und Moses, dazu die zwölf
Apostel mit Attributen ihrer Lebensgeschichte.

Im Schieferturm hingen bis zur Abgabe im Zweiten Weltkrieg zwei Bronzeglocken. Die 1866 vom Sieglarer Christian Claren gegossene Uhrglocke wog 1.199 Kilogramm und die Gemeindeglocke 849 Kilogramm. 1949 erhielt die Kirche ein neues, aus drei Stahlglocken bestehendes Geläute.

Neben der Kirche steht die in den siebziger Jahren renovierte alte Schaffnei von 1782. An ihrer Außenmauer sind zwei Kapitelle mit Tierornamenten des ehemaligen Klosters eingemauert.

Die Kirche steht auf einem Keller, der schon vor 1491 errichtet wurde. Er dient noch heute der uralten Weinbautradition des Klosters und des Kirchengutes das ist einzigartig für den Kirchenkreis Simmern-Traben-Trarbach.


(Dieter Diether: Die Gotteshäuser im evangelischen Kirchenkreis
Simmern-Trarbach. Hrsg. Evangelischer Kirchenkreis Simmern-Trarbach, Sitz Kirchberg (Hunsrück).
Bei letzterem erhältlich.)

Einordnung
Ersteller, Baumeister, Architekt, Künstler:
Jäger, Jakob (Maurermeister), Wittlich
Kategorie:
Bau- und Kunstdenkmale / Sakralbauten / Evangelische Kirchen
Zeit:
1685
Epoche:
Renaissance

Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 7.104006
lat: 49.978534
Lagequalität der Koordinaten: Genau
Flurname: Ortslage

Internet
http://www.traben-trarbach-wolf.de/

Datenquellen
Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler: Rheinland-Pfalz, Saarland, 1984. und Dieter Diether: Die Gotteshäuser im evangelischen Kirchenkreis Simmern-Trarbach.

Bildquellen
Bild 1: © Helge Rieder, Konz, 2000
Bild 2: © Helge Rieder, Konz, 2000
Bild 3: © Otto Schmidt, 2002 http://www.litzigerlay.de

Stand
Letzte Bearbeitung: 24.10.2008
Interne ID: 2718
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