Jüdischer Friedhof
Bollendorf, Gemeinde Bollendorf
Beschreibung
Südöstlich des Dorfs liegt am zur Sauer abfallenden Westhang der jüdische Friedhof. Auf dem von einer Mauer rechteckig eingefaßtem Areal befinden sich keine Grabmäler mehr. Reste einiger Grabsteine scheinen jedoch für die unteren Lagen der südlichen Stützmauer benutzt worden sein. Der Stumpf eines Pfostens vom Zugang der zerstörten Synagoge trägt eine Erinnerungstafel.
(Kulturtopographie 9.2)
Der Friedhof besteht noch als eine mit Edeltannen bewachsene Rasenfläche. Inmitten des eingefriedeten Areals steht ein Gedenkstein, eine behauene Eingangssäule vom Vorgarten der früheren Synagoge. In der Südmauer sind in der unteren Gesteinslage über 20 Grabsteine sichtbar flach eingemauert.
(Mitteilung von H.-W. Ziemer, Hennweiler, Dezember 1996 Quelle: Dieter Peters und Martina Strehlen, Jüdische Begräbnisstätten, Gedenkstätten in Rheinland-Pfalz, SACHOR Heft 16 2/98)
Bollendorf - Jüdischer Friedhof und ehemalige Synagoge
Genau 90 Jahre, von 1848 bis 1938 dauerte das Zusammenleben mit jüdischen Mitbürgern in Bollendorf. 1848 wohnen laut Einwohnerstatistik 13 Juden in Bollendorf (von insg. 1116 Einwohnern). Nur langsam wuchs die Einwohnerzahl des Dorfes, wobei die Juden bald einen 10%-Anteil bildeten. Bollendorf war nie ein Bauerndorf sondern ein Dorf der Handwerker und Arbeiter. Als von 1870 bis 1910 die Steinindustrie Hochkonjunktur hatte, bot der Handel mit Zugtieren erträgliche Einnahmequellen. Vor Beginn es ersten Weltkriegs stellten die Juden mit 110 Einwohnern, die mit 18 Familien 16 Häuser bewohnten 9% der Einwohner. Fast alle brachten es zur Anschaffung eines eigenen Hauses, einige auch zu wahrem Reichtum. Burg Bollendorf von Frau Luise Barreau als Hotel geführt, war zweimal im Jahr Treffpunkt der Juden aus dem Umkreis von Bollendorf.
Ballveranstaltungen im Burgsaal waren der gesellschaftliche Höhepunkt, wobei nicht selten Väter und Mütter die Ehepartner ihrer Kinder erstmals in Augenschein nahmen. Die aufstrebende jüdische Gemeinde entwickelte bald Initiativen zum Bau einer Synagoge und zur Anlage eines Friedhofs. Als Baugrund für die Synagoge stellte ein Hausherr in der Kirchstrasse seine Gartenparzelle zur Verfügung. Das Gotteshaus für 90 bis 100 Menschen wurde aus Bollendorfer Sandstein erbaut. Das Bogensimsband über dem Dachüberstand verriet, dass hier der gleiche Planer wie bei der alten Schule von Bollendorf am Werke war. Das Anwesen war mit einem Zaun aus
Eisengitterstäben eingefriedet. Zu besonderen Anlässen kam ein Rabbiner aus Trier, Luxemburg oder Bitburg. Wöchentliche Sabbatgebete wurden von einem ortsansässigen Vorbeter geleitet. Das Bild zeigt die heute abgebrochene ehemalige Synagoge. An ihrer Stelle stehen heute Wohnhäuser. Hinter der Flurgemarkung Vor der Heide entstand der jüdische Friedhof.
Ein Areal von 20x20 Meter wurde mit Bruchsteinen eingefriedet. Bei Totenbestattungen nahmen auch andersgläubige Bollendorfer teil. Eine rohgezimmerte Holzkiste, abgedeckt mit einem schwarzen Tuch war der Totenschrein. Beim Heimgang des Verstorbenen schlug jeder
Beerdigungsteilnehmer einen Nagel in den Schreindeckel. Heute besteht der jüdische Friedhof noch als eine mit Edeltannen bewachsene Rasenfläche. Inmitten des eingefriedeten Areals steht ein Gedenkstein, eine behauene Eingangssäule vom Vorgarten der früheren Synagoge. Die Ortsgemeinde pflegt die Rasenfläche des Friedhofs. Eine Fundgrube wäre die Südmauer, in deren unteren Gesteinslagen über zwanzig Grabsteine sichtbar flach eingemauert sind, die die Namen der Verstorbenen preisgeben würden.
Quelle Paul Colljung, Die Juden in Bollendorf in: Sachor 2. Jahrgang
1992 Heft 1
(auch der Bilder)
Einordnung
Kategorie:
Naturobjekte /
Parks, Gärten und Friedhöfe /
Jüdische Friedhöfe Zeit:
Undatiert
Epoche:
Undatiert
Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 6.372567
lat: 49.845636
Lagequalität der Koordinaten: Genau
Flurname: Kirchenberg
Internet
http://www.bollendorf.de/
Datenquellen
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz, Kreis Bitburg-Prüm, 9.2 Wernersche Verlagsgesellschaft u. SACHOR Heft 16-2/98; Paul Colljung, Die Juden in Bollendorf
Bildquellen
Bild 1: © Homepage der Verbandsgemeinde Irrel, 2004. www.irrel.de
Bild 2: © Homepage der Verbandsgemeinde Irrel, 2004. www.irrel.de
Stand
Letzte Bearbeitung: 23.04.2004
Interne ID: 2839
ObjektURL:
https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=2839
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