Ehemalige Weinbergsfeldbahn

Domäne, Gemeinde Serrig

Beschreibung
Ehemalige Feldbahn (Spurweite 600mm) der als Mustergut betriebenen Staatsdomäne Serrig. Bis Ende der 80er-Jahre in Betrieb. Stillegung im Zuge des Verkaufs der Domäne. Heute noch mehrer Kilometer Gleisreste sowie das gesamte rollende Material erhalten. Die Feldbahn wurde als Museumsbahn auf dem Gelände des Hofguts Serrig der Lebenshilfe Trier mit dem historischen rollenden Material auf neuer Trasse wiederaufgebaut. Eröffnung: Muttertag 2001.

Von diesen Bahnen hat sich mit der Originalstrecke nur die Weinbergsbahn des Weingutes Haxel (jetzt beim Weingut Rademacher, 56812 Cochem) erhalten. [1]

Feldbahnen im Dienste des Weinbaus.
Die Domänenbahn in Serrig in: Jahrbuch des Kreises Trier-Saarburg

1991 1835 begann mit der Strecke Nürnberg-Fürth in Deutschland das Eisenbahnzeitalter. Eine ähnliche Bedeutung wie die großen Bahnen erlangten im innerbetrieblichen Bereich die Feldbahnen. Es gab kaum eine Ziegelei, einen Steinbruch, eine Baustelle, oder eine Fabrik ohne Feldbahn. Selbst in der Forst- und Landwirtschaft wurden sie eingesetzt.

Die Blütezeit der Feldbahn begann in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts und dauerte bis in die 50er-Jahre des 20. Jahrhunderts. Danach wurde sie mehr und mehr durch wendigere Transportmittel wie Lkw, Radlader, Förderband und Gabelstapler abgelöst. Der Vorteil der Feldbahn bestand darin, daß die fertig montierten Gleisjoche schnell und problemlos auch auf unbefestigtem Untergrund verlegt (und wieder abgebaut) werden konnten um dann auf ihnen leichte Loren und Kastenwagen per Hand oder mit einem Zugtier zu bewegen. Erst später kamen bei großen Bahnen erst Dampflokomotiven und dann auch Benzol- und Diesellokomotiven zum Einsatz. Mehrere dieser Feldbahnen standen an Mosel und Saar auch im Dienste des Weinbaus. Leider hat keine Bahn auf ihrem ursprünglichen Gleiskörper überlebt. Ursprünglich waren alle drei staatlichen Weinbaudomänen im Raum Trier mit Feldbahnen zum Bestellen der Weinberge ausgestattet. Die älteste war die Weinbergsbahn in Ockfen und zugleich auch die erste, die Mitte der 60er Jahre im Zuge der Flurbereinigung aufgegeben wurde.

Die Bahn erschloss 14 Hektar Weinbergsfläche und besaß weder Loks noch Kübelwagen für die Weinernte. Die Ernte wurde in Holzbütten, die auf Flachwagen befestigt waren mit Hilfe von Pferden zum Wirtschaftsgebäude transportiert. Im Zuge der Flurbereinigung wurden die Gleise entfernt und die ehemalige Trasse zu Wirtschaftswegen ausgebaut. Im Aveler Tal bei Trier das 1901 für den Weinbau erschlossen wurde, überdauerte die Feldbahn bis Anfang 1978. Die nur 2,8Kilometerlange Bahn erschloss 31 Hektar.
Nach Aufgabe der Bahn wurden alle brauchbaren Schienen und Rollmaterialien, darunter die Lokomotive (die spätere Lok 3 der Feldbahn Serrig) und die beiden Kübelwagen mit rundem Aufbau nach Serrig gebracht, wo sie zum Ausbessern der dortigen Strecke verwendet wurden. Die Feldbahnanlagen von Serrig wurden zwischen 1904 und 1906 errichtet. Zu ihrer besten Zeit erreichte das Streckennetz eine Ausdehnung von nahezu 10Kilometerund reichten nach Westen bis zum Schloss Saarfels. Ihre Vorteile bestanden darin, dass sie dem Weinbau in den Steilhängen weniger Boden nahmen als Wege. Die Bahn nahm ihren Anfang auf der Domäne und führte von dort durch einen sich als Photomotiv anbietenden Steinbogen in die Weinberge. Die Bahn besaß eine Drehscheibe, drei Diesellokomotiven einen Spritzzug, und etwa 40 Wagen und Loren (hierin war allerdings schon das von Ockfen und Avelsbach überstellte Material, das oft nur noch als Ersatzteilspender diente, enthalten), darunter 5 Erntewagen, 3 mit viereckigen und 2 mit runden Kübeln (letztere ex Avelsbach) . Früher waren noch zahlreiche Kipploren für die Beförderung von Mist und Dünger im Einsatz. Die Aufgeben der Bahn bestanden im Transport von Weinbergspfählen, Dünger ebenso wie von Schlauch- und Tankwagen für die Unkrautvernichtung und Schädlingsbekämpfung. Die bedeutendste Aufgabe der Bahn war hingegen das Einbringen der Traubenernte. Wie in anderen Domänen auch, wurde in Serrig der Betrieb mit Pferden aufgenommen. Nach dem ersten Weltkrieg kam zuerst eine Benzol- oder Diesellok zum Einsatz. In den fünfziger Jahren machte eine zweite Lok die Pferde endgültig überflüssig. Stärkste unter den 5 nachgewiesenen Lokomotiven war eine 1938 angeschaffte Lok, die erst 1981 verschrottet wurde. [2]

Einordnung
Kategorie:
Bau- und Kunstdenkmale / Technische Bauten und Industrieanlagen / Eisenbahnverkehr
Zeit:
1904-06
Epoche:
Historismus / Jugendstil

Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 6.58550
lat: 49.58155
Lagequalität der Koordinaten: Genau
Flurname: Wingertsheck

Internet
http://www.serrig.de

Datenquellen
[1] Prof. Dr. Rieder; Konz
[2] Dr. Karl-Josef Gilles in: Jahrbuch des Kreises Trier-Saarburg 1991

Bildquellen
Bild 1: Archiv Dr. Gilles
Bild 2: Archiv Dr. Gilles
Bild 3: Archiv Dr. Gilles
Bild 4: Archiv Dr. Gilles
Bild 5: © Dorothea Witter-Rieder, Konz, 2001
Bild 6: © Dorothea Witter-Rieder, Konz, 2001

Stand
Letzte Bearbeitung: 25.01.2010
Interne ID: 2899
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