Jüdischer Friedhof

Mitte-Gartenfeld, Stadt Trier Jüdemerstraße 28

Beschreibung
Leer.

Im Band 1 des Historischen Lexikons der Siedlungs- und Flurnamen des Mosellandes ist die Jüdemerstraße = Judenmauerstraße aufgeführt. Dort heißt es, dass die Judenmauer ihren Namen von dem Judenfriedhof trug, den sie einschloss. Dieser Friedhof lag östlich von Sankt Antonius auf einem Teil des Viehmarktes.

(Dieter Peters und Martina Strehlen: Jüdische Begräbnisstätten, Gedenkstätten in Rheinland-Pfalz)

>[…]
eines in der 2. Hälfte des 10. Jahrhunderts entstandenen Judenviertels (heutige Judengasse am Hauptmarkt). Der Friedhof der Gemeinde lag außerhalb der Stadtmauern am Ausgang der ehemaligen Jüdemerstrasse (heute Schalterhalle der Sparkassen-Hauptstelle am Viehmarkt und von dort weiter am Viehmarkt-Platz entlang). Der Name Jüdemerstrasse entstand im Volksmund aus Judenmauerstraße oder wie ursprünglich aufgezeichnet juxta Jude mura. Dort befand er sich bis zur Ausweisung der jüdischen Gemeinde im Jahr 1418.

Einige Grabsteine, darunter einer aus dem Jahr 1262 werden im Rheinischen Landesmuseum aufbewahrt. Nach der Vertreibung der jüdischen Gemeinde baute der Kapuzinerorden auf ihm Kirche und Kloster und legte Obstgärten an. Bei den Ausgrabung des Jahres 1997 entdeckte man, dass sowohl der frühere Judenfriedhof als auch das spätere Kapuzinerkloster über einer riesigen römischen Badeanlage angelegt worden sind. Die Ruinen des Kapuzinerklosters erhalten und heute in den Thermen am Viehmarkt, zu besichtigen.

(Juden in Trier, Ausstellungskatalog einer Sonderausstellung von Stadtbibliothek und Stadtarchiv 1988)


> Im Landesmuseum Trier befinden sich elf hebräische Steininschriften und Fragmente aus dem Mittelalter, die zu zehn Grabsteinen gehören. Fünf Grabmonumente wurden 1903 bei Kanalarbeiten auf dem Viehmarkt gefunden.
1911 und 1912 wurden einige Grabsteine mit hebräischen Inschriften bei Ausgrabungen an der Mauer der Jüemerstrasse gefunden.

(Anmerkung zur heutigen - 2001 - Situation: die ehemalige
Jüdemerstrasse beginnt heute in der Schalterhalle der Sparkasse Trier und führte in Fortsetzung der Hauptachse der Schalterhalle in Richtung heutige Viehmarktthermen; die Steine waren wohl als Zweitverwendung in die spätere Klostermauer des Kapuzinerklosters eingemauert; die Lage des Friedhofs war unter einem Teil der heutigen Ruinen des
mittelalterlichen Kapuzinerklosters. Seine Lage ist auf den
Orientierungstafeln in den Viehmarkttermen nachzuvollziehen).

Von den fünf datierbaren Texten der Grabsteine stammt der älteste aus dem Jahre 1262-63, die übrigen aus den Jahren 1339, 1346, 1347, 1347-48, und 1349. Der jüngste trägt das Datum 9. Februar 1349, fällt also schon in die Zeit der großen Verfolgung in Zusammenhang mit dem Schwarzen
Tod. Die übrigen Fragmente ohne Datum gehören wohl alle etwa in die gleiche Zeit mit Ausnahme eines Grabsteins, der sicher wesentlich älter ist. Bei der Bedeutung des römischen Triers für Wirtschaft und Verkehr darf man mit einem gewissen Sicherheitsgrad darauf schließen, daß dort mindestens gleichzeitig mit Köln (321 n. Chr.) Juden gelebt haben. Die früheste beweisbare Urkunde stammt erst aus dem Jahre 1066, der Zeit Bischofs Eberhards.

Beschreibung der hier abgebildeten Grabsteine

1tein (Knabe Jacob)

Inschrift:
Dieser Stein wurde aufgestellt zu Häupten des Knaben Jakob, des Sohnes des Herrn Samuel, der begraben wurde im Jahre 5000-20-3. Seine Seele sei eingebunden im Bündel der Lebendigen, Amen, Sela.

Fragmente 82 Zentimeter hoch, (zusammen) 37 Zentimeter breit,
Heller Sandstein.

Das Jahr 5023 nach Erschaffung der Welt läuft vom 16. September 1262 bis 5. September 1263

2. Stein (ohne Namen in Kreuzform)

31 Zentimeter hoch, 20 Zentimeter breit, 8 Zentimeter tief
Inschrift:
Monatsbeginn des Adar 5106 = 25. Januar 1346
Heller Sandstein

Inschrift:
welchem sie Ruhe verschaffen[…]zu Beginn des Monats Adar[…]im Jahre 100-6 der (kleinen) Zeitrechnung. Amen. Sela


3. Stein (Frau Hanna, Tochter des Josef

37cm hoch, 54 Zentimeter breit, 18 Zentimeter tief,, Heller Sandstein

Dieses Mal (steht) zu Häupten von Frau Hanna, der Tochter des Herrn Josef

4. Stein (Frau Belkin (Belle'chen), Tochter des Salomo

20. Adar rison 109 = 9. Februar 1349 54 Zentimeter hoch, 44 Zentimeter breit, 9 Zentimeter tief

Dies ist die Grabsäule der Frau Belle'chen, der Tochter des Herrn Salomo, die verschied mit einem guten Namen am Montag, zwanzig Tage im ersten Adar des Jahres einhundert und neun und sechsten Jahrtausends. Es ruhe ihre Seele im Bündel der Lebendigen zusammen mit den übrigen
Gerechten der Welt und den gerechten (Frauen). Amen, Amen, Sela.

Quelle für Text und Bilder: Eugen Ludwig Rapp, Mainz; Die hebräischen Epitaphien des Mittelalters im Landsmuseum Trier; Trierer Zeitschrift 33, 1970, 153-173
Anmerkung: Bilder und Texte aller erhaltenen Steine finden sich in dem als Quelle angegeben Aufsatz Die hebräischen Epitaphien des Mittelalters im Landsmuseum Trier, dort auch eine sehr umfangreiche Literaturliste zu weiterführender Literatur.

Einordnung
Kategorie:
Naturobjekte / Parks, Gärten und Friedhöfe / Jüdische Friedhöfe
Zeit:
2. Hälfte des 10. Jahrhunderts
Epoche:
Frühmittelalter / Romanik

Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 6.637061
lat: 49.753280
Lagequalität der Koordinaten: Genau
Flurname: Ortslage

Internet
http://de.wikipedia.org/wiki/Trier-Mitte/Gartenfeld

Datenquellen
Dieter Peters und Martina Strehlen: Jüdische Begräbnisstätten, Gedenkstätten in Rheinland-Pfalz. SACHOR Heft 16-2/98. Verlag Matthias Ess, Bleichstr. 25, 55543 Bad Kreuznach.

Bildquellen
Bild 1: © Diana Wuytack, 2012.
Bild 2: © Diana Wuytack, 2012.
Bild 3: © Diana Wuytack, 2012.
Bild 4: © Diana Wuytack, 2012.
Bild 5: © Diana Wuytack, 2012.
Bild 6: © Diana Wuytack, 2012.

Stand
Letzte Bearbeitung: 01.06.2012
Interne ID: 2948
ObjektURL: https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=2948
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