Ehemalige Synagoge

Bollendorf, Gemeinde Bollendorf Kirchstraße

Beschreibung
Bollendorf - Jüdischer Friedhof und ehemalige Synagoge

Genau 90 Jahre, von 1848 bis 1938 dauerte das Zusammenleben mit jüdischen Mitbürgern in Bollendorf. 1848 wohnen laut statistik 13 Juden in Bollendorf (von insg. 1116 Einwohnern). Nur langsam wuchs die Einwohnerzahl des Dorfes, wobei die Juden bald einen 10%-Anteil bildeten. Bollendorf war nie ein Bauerndorf sondern ein Dorf der Handwerker und Arbeiter. Als von 1870 bis 1910 die Steinindustrie Hochkonjunktur hatte, bot der Handel mit Zugtieren erträgliche Einnahmequellen. Vor Beginn es ersten Weltkriegs stellten die Juden mit 110 Einwohnern, die mit 18 Familien 16 Häuser bewohnten 9% der Einwohner. Fast alle brachten es zur Anschaffung eines eigenen Hauses, einige auch zu wahrem Reichtum. Burg Bollendorf von Frau Luise Barreau als Hotel geführt, war zweimal im Jahr Treffpunkt der Juden aus dem Umkreis von Bollendorf.

Ballveranstaltungen im Burgsaal waren der gesellschaftliche Höhepunkt, wobei nicht selten Väter und Mütter die Ehepartner ihrer Kinder erstmals in Augenschein nahmen. Die aufstrebende jüdische Gemeinde entwickelte bald Initiativen zum Bau einer Synagoge und zur Anlage eines Friedhofs. Als Baugrund für die Synagoge stellte ein Hausherr in der Kirchstrasse seine Gartenparzelle zur Verfügung. Das Gotteshaus für 90 bis 100 Menschen wurde aus Bollendorfer Sandstein erbaut. Das Bogensimsband über dem Dachüberstand verriet, dass hier der gleiche Planer wie bei der alten Schule von Bollendorf am Werke war. Das Anwesen war mit einem Zaun aus
Eisengitterstäben eingefriedet. Zu besonderen Anlässen kam ein Rabbiner aus Trier, Luxemburg oder Bitburg. Wöchentliche Sabbatgebete wurden von einem ortsansässigen Vorbeter geleitet. Das Bild zeigt die heute abgebrochene ehemalige Synagoge. An ihrer Stelle stehen heute Wohnhäuser. Hinter der Flurgemarkung Vor der Heide entstand der jüdische Friedhof.

Ein Areal von 20x20 Meter wurde mit Bruchsteinen eingefriedet. Bei Totenbestattungen nahmen auch andersgläubige Bollendorfer teil. Eine rohgezimmerte Holzkiste, abgedeckt mit einem schwarzen Tuch war der Totenschrein. Beim Heimgang des Verstorbenen schlug jeder Beerdigungsteilnehmer einen Nagel in den Schreindeckel. Heute besteht der jüdische Friedhof noch als eine mit Edeltannen bewachsene Rasenfläche. Inmitten des eingefriedeten Areals steht ein Gedenkstein, eine behauene Eingangssäule vom Vorgarten der früheren Synagoge. Die Ortsgemeinde pflegt die Rasenfläche des Friedhofs. Eine Fundgrube wäre die Südmauer, in deren unteren Gesteinslagen über zwanzig Grabsteine sichtbar flach eingemauert sind, die die Namen der Verstorbenen preisgeben würden.
(Paul Colljung, Die Juden in Bollendorf)

Das Gebäude wurde in der Reichskristallnacht zerstört. Es befand sich dort, wo jetzt das letzte Haus in der Kirchstraße, von der Post Richtung Kirche fahrend, ist.
(Winfried Hoor, 2003.)

Einordnung
Kategorie:
Bau- und Kunstdenkmale / Sakralbauten / Synagogen
Zeit:
Undatiert
Epoche:
Undatiert

Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 6.372582
lat: 49.845888
Lagequalität der Koordinaten: Vermutlich
Flurname: Kirchenberg

Internet
http://www.bollendorf.de/

Datenquellen
Die Juden in Bollendorf – 90 Jahre Zusammenleben. Dokumentation von der Emanzipation bis zum Exodus der jüdischen Mitbürger von Paul Colljung, Sachor - Heft 2, 1/92

Bildquellen
Bild 1: Paul Colljung, Die Juden in Bollendorf.

Stand
Letzte Bearbeitung: 07.10.2003
Interne ID: 3053
ObjektURL: https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=3053
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