Bildstock beim Hohleboom
Merscheid, Gemeinde Morbach
Beschreibung
Der Bildstock beim "Hohleboom", einer uralten Eiche am Rande des Haardtwaldes, erinnert uns an ein Gelöbnis von Paul Schabbach in russischer Kriegsgefangenschaft und eine lebendige Volksfrömmigkeit.
Im Jahre 1942 wurde Paul Schabbach mit 18 Jahren zur Wehrmacht des Dritten Reiches eingezogen und in Mannheim stationiert. Schon ein Jahr später kam er als Gefreiter bei Smolensk in russische Kriegsgefangenschaft. Nach dem Ende des Krieges im Jahre 1945 wurde er nach Stalingrad transportiert und dort während seiner Gefangenschaft beim Wiederaufbau der völlig kriegszerstörten Stadt eingesetzt.
In der Zeit seiner Gefangenschaft vom 1. Dezember 1943 bis zum 10. Juni 1949 schrieb er aus den Lagern Nr. 7108/4, 7108/9 und 5771 insgesamt 37 russische Militärpostkarten und zwei Briefe nach Hause. Darin kamen seine großen Entbehrungen und Sehnsüchte nach Hause zum Ausdruck. Er dürfte nur über allgemeine familiäre oder gesundheitliche Belange sowie über die sehr langen Laufzeiten der Gefangenenpost berichten. Bemerkungen über die politische Lage oder die Behandlung im Gefangenlager wurden von der Lagerzensur eingezogen oder unleserlich gemacht.
Am 11. Juni 1949 kam Paul Schabbach in einem schlechten gesundheitlichen Zustand nach Hause. Bereits ein Jahr später löste er sein in der Gefangenschaft gemachtes Versprechen ein, nach glücklicher Heimkehr als Dank einen Bildstock zu errichten. Wegen seiner gesundheitlichen Probleme übertrug er die Maurerarbeiten Willi Martini, "Lawisch Willi" genannt. Auf der Rückseite des 1,60 Meter hohen Denkmals hat er die Initialen W.M. und das Datum 7.7.50; auf der Vorderseite die Zeichen P.S. 1950 in den Verputz eingelassen. Das Kreuz auf der Vorderseite des Sockels sowie die Nische wurden mit kleinen weißen Quarzsteinen verziert. Die Nische beherbergt eine etwa 60 cm hohe sandsteinfarbene Madonna, die von dem damaligen Pfarrer Johannes Schon besorgt und im Herbst 1953 eingesegnet wurde. In der in der Nische befestigten Figur befand sich ein Gläschen mit einer Urkunde. Im Sommer 1966 stand die Marienfigur auf einmal lose in der Nische – die Urkunde war verschwunden.
Paul Schabbach starb am 1. Februar 1966. Das Sterbealter von 41 Jahren lässt vermuten, dass der frühe Tod durch Folgen der fünfeinhalbjährigen russischen Kriegsgefangenschaft verursacht wurde. Auf dem Sterbebett offenbarte er seiner Frau noch ein Geheimnis: "Leider kann ich ein weiteres Versprechen nicht mehr erfüllen. Ich wollte noch eine Kapelle über den Bildstock bauen." [1]
Einordnung
Ersteller, Baumeister, Architekt, Künstler:
Martini, Willi (Maurer).
Kategorie:
Bau- und Kunstdenkmale /
Sakralbauten /
Bildstöcke und Kreuzwegstationen Zeit:
1950
Epoche:
20. Jahrhundert
Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 7.05657
lat: 49.83208
Lagequalität der Koordinaten: Genau
Flurname: Auf der Heide
Internet
http://www.merscheid-hunsrueck.de
Datenquellen
[1] Hermann Bohn, Morbach, 2015. http://www.hermann-bohn.de/
Bildquellen
Bild 1: © Sandra Wack, Neuheilenbach, 2016. www.koerbchen-gesucht.de
Bild 2: © Sandra Wack, Neuheilenbach, 2016. www.koerbchen-gesucht.de
Bild 3: © Sandra Wack, Neuheilenbach, 2016. www.koerbchen-gesucht.de
Bild 4: © Sandra Wack, Neuheilenbach, 2016. www.koerbchen-gesucht.de
Bild 5: © Sandra Wack, Neuheilenbach, 2016. www.koerbchen-gesucht.de
Bild 6: © Helge Rieder, Konz, 2000
Stand
Letzte Bearbeitung: 05.05.2018
Interne ID: 33041
ObjektURL:
https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=33041
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