Gardin
Reil, Gemeinde Reil
Beschreibung
Moselromanische Reste
Ebenso wie in allen anderen Orten an der Mosel ist in Reil vor der Einführung des Moselfränkischen zunächst eine Art Vulgärlatein gesprochen worden, das Moselromanische.Wann dieser Sprachwechsel erfolgte, lässt sich nicht mehr rekonstruieren. Sprachwissenschaftlern zufolge dominierte das Moselromanische noch bis in 8. Jahrhundert. Manche Sprachinseln sollen gar bis in hohe Mittelalter erhalten geblieben sein. Vermutlich existierten beide Sprachen in den einzelnen Orten zeitweise nebeneinander, bis schließlich das Fränkische, das rechts und links der Mosel schon längst dominierte, die alte Sprache ablöste.
Reste des Moselromanischen haben sich noch in speziellen Winzerausdrücken erhalten. So zum Beispiel das Wort gelennen, mit dem die Nachlese der aus Versehen hängengelassenen Trauben bezeichnet wird. Dieses Wort soll von dem vulgärlateinischen Verb glenare abgeleitet sein. Ein weiteres Beispiel ist der Begriff Term, der die Grenze zwischen zwei Weinbergen bezeichnet. Die meisten Überbleibsel haben sich jedoch bei den Reiler Flurnamen erhalten, wie zum Beispiel Plantert (vom lat. plantata = angepflanzt), Breit (vom lat. pratum = Wiese), Predell (vom lat. pratellum = kleine Wiese, Vohl (vom lat. vallum = Mauer). Eine Nähe zum Wort pariete (Mauer) legt auch die heutige Pariser Straße nahe. Die steile Lehlgasse könnte ihren Namen vom mittellateinischen Wort laeula haben, was "kleiner Fels" bedeutet haben könnte. Den moselromanischen Ausdruck für Fels, - ley, lay oder auch lei geschrieben -, tragen viele Reiler Weinlagen, wie zum Beispiel Goldlay, Mullay und Falklay. Es ist ebenfalls gut möglich, daß die Bezeichnungen für die Reiler "Ortsteile" Pohl, Fischel, Stannert und Kulat auf moselromanische Begriffe zurückgehen. Kulat erinnert beispielsweise stark an collert, was Haselnussgebüsch bedeutete. [...]
Kurios ist auch die Erklärung des Wortes Gardin, wie das Gartenland unterhalb der Kirche genannt wird. Die Reiler leiten dieses Wort vom französischen jardin ab und begründen dies mit dem starken französischen Einfluss der vergangenen Jahrhunderte. Tatsächlich verlief die Sprachentwicklung jedoch umgekehrt. Jardin entstand aus dem galloromanischen hortus gardinus, was "abgegrenzter Garten" bedeutet. Wobei das Wort gardinus wiederum vom fränkischen gard oder gardo abgeleitet ist. Das heißt, die Reiler konservieren mit Gardin die sprachliche Wurzel von jardin und haben das Wort nicht nachträglich aus dem Französischen übernommen. [...]
Friedhelm Greis http://www.goldlay.de/tex_platt.htm
Einordnung
Kategorie:
Geschichte /
Flurnamen /
Zeit:
Undatiert
Epoche:
Undatiert
Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 7.115995
lat: 50.023546
Lagequalität der Koordinaten: Genau
Flurname: Gardin
Internet
http://www.goldlay.de
Datenquellen
Friedhelm Greis http://www.goldlay.de/tex_platt.htm
Stand
Letzte Bearbeitung: 01.02.2014
Interne ID: 33245
ObjektURL:
https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=33245
ObjektURL als Mail versenden