Stolperstein für Maria Meyer
Wiltingen, Gemeinde Wiltingen Bahnhofstraße 67
Beschreibung
Der Kölner Künstler Gunter Demnig hat das Projekt Stolpersteine ins Leben gerufen. Damit wird der Opfer des Nationalsozialismus gedacht.
Inschrift:
HIER WOHNTE
MARIA MEYER
JG. 1873
DEPORTIERT 1941
GHETTO LODZ
ERMORDET 18.2.1942
Geboren am 5. November 1873 in Wiltingen. [1]
Das Schicksal der Familie Meyer
Um 1815 übersiedelte ein Isaak Mayer aus dem benachbarten Oberemmel nach Wiltingen. Über fünf Generationen lebten die Familien und ihre Nachkommen in der Saargemeinde. Um 1880 erreicht die Zahl der jüdischen Bürger mit 21 einen Höchststand.
Der 1880 in Wiltingen geborene Julius Meyer heiratete 1913 die aus Irrel stammende Berta Kallmann. Julius, genannt "Schmul", betrieb hauptberuflich Viehhandel. Das Ehepaar erwarb bald nach dem Ersten Weltkrieg, an dem Julius als Frontsoldat in Frankreich und den Karpaten (Rumänien) teilgenommen hatte, ein Grundstück und erbaute das noch heute nahezu unveränderte Haus. Im Dorf wurde es bald "Juddenhaus" genannt. Dort betrieb das Ehepaar, unterstützt durch Maria Meyer, der unverheirateten Schwester von Julius, einen Kolonialwaren - und Textilladen. 1914 kam die Tochter Gerda, 1922 der Sohn Edmund zur Welt, die beide die Wiltinger Volksschule besuchten.
Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 veränderte sich das Leben der zuvor im Dorfleben integrierten jüdischen Familie in der NS-Hochburg Wiltingen grundlegend. Das Geschäft und die Familie selbst wurden boykottiert und alle, die sich nicht daran hielten, öffentlich denunziert. Bereits 1934 verließ die Tochter den Ort, um zunächst in Französisch-Algerien zu arbeiten und später nach Südafrika auszuwandern. Edmund, der 1938 eine Lehre in Luxemburg abgeschlossen hatte, konnte am 23. März 1939 ins damals britische Nord-Rhodesien emigrieren.
Die Eltern hatten bereits am 22. November 1937 das Haus an Nachbarn verkauft und zogen zu Bekannten in das anonymere Trier (Brückenstraße 82). Von dort wurden sie am 16. Oktober 1941 mit dem ersten Transport ins Ghetto Lodz (Litzmannstadt) deportiert. Maria Meyer ist dort am 18. Februar 1942 gestorben. Wann Julius und Berta Meyer dem NS-Terror zum Opfer fielen, ist nicht bekannt. Ihr Schicksal lässt sich erahnen. Beide wurdn am 31. Dezember 1945 für tot erklärt.
Die am 24. Februar 2007 vor dem Haus verlegten Stolpersteine erinnern an das Schicksal der Familie. Im August des selben Jahres besuchte nach 70 Jahren Edmund Meyer mit Kindern und Enkeln sein ehemaliges Elternhaus. [2]
Einordnung
Ersteller, Baumeister, Architekt, Künstler:
Demnig, Gunter; (Künstler) Berlin [*1947]
Kategorie:
Geschichte /
Marken und Male /
Stolpersteine Zeit:
24.02.2007
Epoche:
21. Jahrhundert
Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 6.58949
lat: 49.66093
Lagequalität der Koordinaten: Genau
Flurname: Ortslage
Internet
https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Liste_der_Stolpersteine_in_Wiltingen
Datenquellen
[1] Liste der Stolpersteine in Wiltingen. In der Liste der Stolpersteine in Wiltingen werden die vorhandenen Gedenksteine aufgeführt, die im Rahmen des Projektes Stolpersteine des Künstlers Gunter Demnig in der Ortsgemeinde Wiltingen bisher verlegt worden sind.
[2] Infotafel vor Ort - Wiltinger Geschichtslehrpfad - Eine Zeitenwanderung.
Bildquellen
Bild 1: © Michael Grün, Trier, 2020.
Bild 2: © Michael Grün, Trier, 2020.
Bild 3: © Wiltinger Geschichtslehrpfad - Eine Zeitenwanderung.
Bild 4: © Wiltinger Geschichtslehrpfad - Eine Zeitenwanderung (Fotoauszug aus Infotafel).
Bild 5: © Michael Grün, Trier, 2020.
Bild 6: © Helmut Bauer, Trier, 2015.
Stand
Letzte Bearbeitung: 02.11.2020
Interne ID: 33739
ObjektURL:
https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=33739
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