Ehemaliges Kaufhaus Haas

Kaufhaus Insel
Mitte-Gartenfeld, Stadt Trier Fahrstraße 1-2

Beschreibung
1912-13 errichteter, von Messel abhängiger Bau aus Tuffstein in sachlich-neoklassizistischen Formen; die Fassaden mit kräftiger Vertikalgliederung durch geriffelte Pfeiler.
[Dehio]


Am 1.Dezember 1869 eröffnete Hermann Haas, ein Handlungsgehilfe, in der Neustraße 97 ein kleines Kurzwarengeschäft.

Hermann Haas, jüdischer Herkunft, am 9 Februar1846, trat mit 14 Jahren in die bestehende Firma A. Marx & Co., Trier Am 10. April 1871 verheiratete er sich mit der aus Saarlouis stammenden Berta Levy, ebenfalls jüdischer Herkunft, und führte mit dieser das nunmehr seit eineinhalb Jahren bestehende Geschäft weiter. Das Ehepaar gab sich große Mühe um das Geschäft zu beleben. 1880 kauften sie ein Eckhaus, in der Neustrasse 99, dass unter dem alten Namen Zum Creuz" bekannt war.
Die Erfolge konnte Hermann Haas nicht lange genieβen; eine schwer Krankheit überschattete die Erfolge der Familie und Hermann starb im besten Mannesalter im Jahr 1866. Ab jetzt führte seine Frau Berta mit dem zweitältesten, dreizehnjährigen Sohn, Albert, der am 9. September 1873 geboren war, das Geschäft weiter. Der ältere Sohn Max, geboren am 1. April 1872, trat seine Lehrzeit in Köln an. Im Februar 1889 kam Max zurück um seinen jüngeren Bruder abzulösen und seine Mutter zu unterstützen. Albert kehrte nach seiner Lehrzeit in Berlin, im August 1891 ebenfalls zurück. 1897 begann die fleiβigen Geschäftsbesitzer mit Vergröβerung des Hauses durch Hinzunahme neuer Artikel. In der damaligen Zeit entstanden überall groβe Warenhäuser, so dass man sich entschloss ebenfalls ein kleines Warenhaus zu errichten.
Man begann am 10 Mai 1897 mit Abbruch des alten Gebäudes und dem Aufbau eines imposanten Neubau. Um das Geschäft nicht zu unterbrechen, errichtete man ein provisorisches Lokal, Ecke Hauptmarkt und Sternstraβe. Das neue Haus hatte, als erstes Haus in Trier eine elektrische Bogenlampenbeleuchtung, dass das Schaufenster von den anderen heraushebte. Am 2. April 1898 wurde das Warenhaus mit 18 Angestellten eröffnet. Das Geschäft bekam großes Ansehen in Trier, so dass im Jahr 1899 der erste Stock, der als Mitwohnung gedacht war, zu den Verkaufsräumen zugezogen werden musste. 1902 übergab Berta Haas das Geschäft an ihre Söhne und setzte sich zur Ruhe.
1901 gab es wieder ein Platzmangel, darum entschloss man sich das Nachbargebäude, dass unter dem Namen "Die Schnecke" bekannt war, in der Fahrstrasse zu erwerben. Das Haus wurde beim Lederfabrikanten Thomas Varain erworben und unter technischen Schwierigkeiten an das Geschäft angeschlossen. Im Jahr 1905 musste, wegen der Vergröβerung der Artikel, ein weiteres Haus erworben werden. Es wurde daher das an die Rückfront des Gebäudes Fahrstraße 1 angrenzende, Herrn Peter Lescher gehörendes Grundstück Neustraße 96 gekauft. Das Haus wurde abgerissen und das Neubau an das bestehende Gebäude angegliedert. Zu dieser Zeit waren 60 Personen im Geschäft tätig. Die Kundenzahl vermehrte sich täglich, so dass 1908 wieder eine Vergrößerung anstand. Die Familie kaufte1910 vom Juwelier Karl Ludwig die Häuser in der Neustrasse 97 und 98. Die Gebrüder entschlossen sich aus dem ganzen Gebäudekomplex ein einheitliches modernes Gebäude zu errichten. Der Umbau geschah in drei Perioden. Am 10ai 1910 Abbruch und Neubau der Häuser Neustrasse 97 und 98, im Januar 1911 war das Gebäude fertiggestellt. Im September 1911 wurde der Gebäudeabschnitt Fahrstrasse neuerrichtet.

1912 wurde das Eckhaus wiederaufgebaut (siehe Abb.). Das Gebäude wurde nach den Plänen des Architekten Franz Kuhn modern eingerichtet. Das Warenhaus wurde zum größten bestehenden Warenhaus in dem Regierungsbezirk Trier.

Der Personalbestand belief sich auf 165 Personen. 1913 kaufte man vom Polstermeister Gorges noch das Haus in der Neustrasse 95 dazu. Im selben Jahr hatte man sich dem Leonhard Tietz-Konzern zum gemeinschaftlichen Einkauf angeschlossen, da man deswegen in der Lage war die Waren günstig zu kaufen und billig zu verkaufen. Nach dem Ersten Weltkrieg 1925-1926 entwickelte sich das Geschäft wieder stetig und die Mitarbeiterzahl wuchs auf 220 Personen.
Wegen wieder auftretendem Platzmangel entschloss man sich einen Filialbetrieb zu eröffnen. Man erneuerte das Löwensteinsche Haus in der Brotstrasse 38 39, im Jahr 1927. Am 7. Oktober eröffnete man die neue Filiale. Die Brüder führten eine in Deutschland noch nie darbgewesene Maβname durch, nämlich, alle Haushaltartikel, Spielwaren, Schreibwaren, Parfümerien und Lederwaren aus dem Gebäude in der Fahr- und Neustrasse herauszunehmen und diese Artikel in die Brotstrasse zu verlegen. Die Fahr- und Neustrasse hat sich ab jetzt nur auf die Textilwaren spezialisiert. Von 1928 bis 1929 wuchs der Personalbereich auf 320 Personen und zu Weihnachtszeit auf, sogar, 400 Mitarbeiter. Am 1 Februar 1929 wurde eine Umwandlung, der als Offene Handelsgesellschaft bekannten Firma in eine GmbH durchgeführt.

Statistik
- Bodenfläche 1971,84m² <=> Verkaufsräume 2852,51m²
- 24 Schaufenster
- 16 Registrierkasse in der Saisonzeit
- 5 Lieferwagen bringen die Waren den Kunden nach Hause
- Durchschnittsstrecke der Lieferwagen 250km täglich- 75000km jährlich
- 50000 Kommissionen im Jahr
- 32000 Kunden aus der Stadt- 18000 Kunden aus dem Land
- 24000kg Papier-4800kg Beutel-1000kg Kordel für die Verpackung jährlich
[InfoSchul-Projekt 2002 am MPG]


Heute: SinnLeffers AG
[Redaktion]

Einordnung
Ersteller, Baumeister, Architekt, Künstler:
Kuhn, Franz Josef (Architekt).
Kategorie:
Bau- und Kunstdenkmale / Versorgung, Gasthöfe, Hotels /
Zeit:
1912-13
Epoche:
Historismus / Jugendstil

Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 6.639046
lat: 49.753323
Lagequalität der Koordinaten: Genau
Flurname: Ortslage

Internet
http://www.mpg-trier.de/is/geschi/main/geschi_2_3.htm

Datenquellen
Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler: Rheinland-Pfalz, Saarland, 1984 und InfoSchul-Projekt 2002 am MPG "Jahrhundertwende - Durchbruch der Moderne" Teilprojekt Geschichte

Bildquellen
Bild 1: Stadtarchiv Trier
Bild 2: Lambert Hoevel - InfoSchul-Projekt 2002 am MPG

Stand
Letzte Bearbeitung: 10.04.2007
Interne ID: 3418
ObjektURL: https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=3418
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