Maria Himmelfahrt - Neue Kirche

Katholische Pfarrkirche
Bleialf, Gemeinde Bleialf Am Markt

Beschreibung
Die Besiedelung des Schneifelgebietes, zu dem Bleialf gehört, beginnt mit der Siedlungserschließung der Eifel durch die Römer. Römische Münzen mit dem Bild von Kaiser Hadrian (117-138) wurden im Distrikt Steinesserich der Gemeinde Mützenich gefunden, in dem eine Villa rustica stand. In der Gründungsurkunde des Klosters Prüm vom 23. Juni 723 wird Bleialf nicht genannt, jedoch liegt es innerhalb der aufgezeigten Grenzen. In einer Urkunde vom 8. November 816 nennt Kaiser Ludwig den Alfbach als Grenze des Klosterbesitzes. Im Prümer Urbar von 893, dem ältesten deutschen Kataster, wird die Siedlung Bleialf (damals Alve) als Wohnort von Hörigen erwähnt.

Geschichte der Kirche
Das Gründungsdatum der Pfarrei und der Bau der ersten Kapelle oder Kirche sind nicht bekannt. Die nachweisbare Pfarrgeschichte beginnt mit einer Urkunde von 1187. In dieser überträgt Gerhard, Graf von Vianden, Abt von Prüm, die Kirche von Alf dem Kollegiatstift Sankt Maria des Klosters Prüm und legt fest, wie die Einkünfte aus dem Zehnten zu verwenden sind. Die Bestätigung erfolgte durch Papst Innozenz III. am 16. April 1198.
Das Kollegiatstift Sankt Maria von Prüm wurde von Abt Urold im Jahre 1016 gegründet und hatte die Verpflichtung zur Seelsorge u. a. auch in Bleialf. Für die Herkunft des Patroziniums Maria Himmelfahrt gibt es keine eindeutigen Hinweise. Im weiteren Umfeld sind folgende Maria Himmelfahrt Kirchen bekannt: Neundorf bei St. Vith (wahrscheinlich älter als St. Vith), die Pfarrkirche von Blankenheim und die Stiftskirche Unserer Lieben Frau in Kyllburg. Marienkirchen sind ein Hinweis auf sehr alte Pfarreien.

Die nachweisbaren Baudaten beginnen mit der Nennung einer Pfarrkirche im Jahre 1360, von der noch Reste im Unterbau des Turmes vorhanden sind. An ihn wurde 1496 eine dreischiffige Stufenhalle mit 5/8-Chor angebaut, wie auf einem Schlussstein des Mittelschiffes zu lesen ist. Zwei Seitenschiffe wurden 1555 angebaut. Das nördliche davon wurde im Zuge der Kirchenerweiterung ab 1923 abgerissen, das südliche als Orgelempore in den Erweiterungsbau integriert.

Die Pfarrei gehörte bis 1803 zum Bistum Lüttich im Archidiakonat der Ardennen, Landkapitel Stablo (Stavelot/B.), seitdem zum Bistum Trier und hier zum Dekanat St. Willibrord Westeifel. Landesherr war die reichsunmittelbare Benediktinerabtei Prüm bis zur Auflösung des Deutschen Reiches.

Da die vorhandene mittelalterliche Kirche sich seit längerer Zeit als zu klein erwiesen hatte, beschloss der Kirchenvorstand am 20. April 1923 die Vergrößerung der Kirche durch einen Erweiterungsbau. Dieser sollte sich jedoch im Ortsbild der alten Kirche unterordnen. Nach Abriss der Pfarrscheune und Verkleinerung des Friedhofes stand hierfür ein ausreichend großes Gelände zur Verfügung. Die Planung leistete Architekt Alex Thoma aus Andernach. Am 9. Juni 1924 war die Grundsteinlegung, am 18. Juli 1927, nach vier Jahren Bauzeit, konsekrierte Weihbischof Antonius Mönch den Neubau.

Das Äußere
Alt- und Neubau der Kirche fügen sich heute zu einer funktionalen Einheit mit dem mittelalterlichen Kirchturm als Markierungspunkt. Der dreischiffige Neubau wurde quer zur alten Kirche ausgerichtet, der dabei die Funktion einer Vorhalle mit Orgelbühne zugewiesen wurde. Hierfür musste allerdings das südliche Querschiff der alten Kirche abgebrochen werden. Die Entwurfskonzeption des Architekten in ihrem Bestreben nach harmonischer Verbindung von Alt und Neu folgte einer Tendenz, die in jenen Jahren von der Provinzialdenkmalpflege in Bonn durch Leitentwürfe propagiert wurde. Der barocke Dachreiter wurde von der alten Kirche auf die neue übertragen, die Dachhöhe von 23 m an die alte Kirche angepasst. Deutlich tritt das steile Dach des alten Mittelschiffes, das über den Chor geführt wurde, hervor. Der dreiseitig geschlossene Chor hat einfache Strebepfeiler. Das Äußere des Erweiterungsbaus mit halbrundem Chorabschluss wird über hohem Bruchsteinsockel durch Lisenen gegliedert.

Das Innere der neuen Kirche
Wir betreten das Innere der Kirche über den Haupteingang an der Nordseite. Über der Türe ist eine Darstellung des heiligen Martin aus rotem Sandstein, in der er mit seinem Schwert seinen Mantel teilt, um ihn dem armen Bettler zu geben.
Die neue Kirche wurde als dreischiffige Basilika angelegt. Über ausladendem Gesimsband mit Zahnschnittfries folgt ein korbbogiges Tonnengewölbe, in das die Rundbogenfenster einschneiden. Seit 1979 schmückt dieses Gewölbe eine Darstellung der Aufnahme Mariens in den Himmel nach einem Entwurf von Arnold Mrzigod (Tholey), womit eine bereits in der Bauzeit vorbereitete Konzeption verwirklicht wurde. Unter der in den Himmel auffahrenden Gottesmutter sind die Pfarrkirche von Bleialf mit Friedhof und Pfarrhaus sowie die zwölf Apostel zu sehen. Wir erkennen darunter den amtierenden Trierer Bischof Dr. Bernhard Stein, den Ortspfarrer Gerhard Zirkelbach und seine beiden Vorgänger Franz Hartel und Anton Buhr, und den Architekten der Kirchenrenovierung Werner Probst (Prüm). Der Maler selbst hat sich als Engel versteckt.
Mit breiten Rundbogenarkaden auf Rechteckpfeilern werden die beiden Seitenschiffe mit Kreuzgratgewölbe angefügt. Der Chor öffnet sich durch einen hohen flachbogigen Triumphbogen auf zwei Rundsäulen mit Kompositkapitellen. Das Kranzgesims mit dem Zahnschnittfries wird im Chor fortgeführt. Im nördlichen Joch des Mittelschiffes wurden die Reste des alten südlichen Seitenschiffes zur Orgelempore umgestaltet. Auffallend ist, wie die neubarocke Stuckierung der Kirche und die aus der alten Kirche übertragenen Ausstattungsteile sich zu einer harmonischen Einheit zusammenschließen.

Chorraum mit Hochaltar
Blickfang im Innenraum ist der Hochaltar. Zwei Doppelsäulen mit Schaftringen flankieren das breite Mittelfeld mit fünf spätgotischen Reliefdarstellungen des Leidens Christi. Mittelpunkt des Hochaltars ist die Kreuzigung Christi. Sehenswert ist die Verteilung und Anordnung der einzelnen Figuren im Raum. Wir erkennen Jesus am Kreuz und die beiden mit ihm gekreuzigten Räuber mit ihren unterschiedlichen Heilsversprechen (Lk 23, V 39 -43), sechs Soldaten, unten in der linken Ecke die Mutter Jesu mit drei Frauen und dem Apostel Johannes und zwei vornehmen Juden, wahrscheinlich Nikodemus und Josef von Arimathäa. Auf den anderen Reliefs die Geißelung Jesu, den Fall unter dem Kreuz, die Kreuzabnahme und die Auferstehung des Herrn. Darunter fünf Abbildungen aus dem Leben Marias: die Verkündigung durch den Engel an Maria, die Verlobung Marias als jüdische Hochzeit, die Anbetung der Hl. Drei Könige, die Beschneidung Jesu und die Darstellung Jesu im Tempel. Auf dem Hochaltar sind Jesu Geburt, Passion und Auferstehung abgebildet.

Der Apostelfries im unteren Bereich des Altarbildes ist der älteste Teil des Altars und zeigt noch romanische Stilelemente. Dargestellt sind Jesus und die zwölf Apostel mit ihren Attributen als Brustbilder. Alle Reliefs des stammen von einem Antwerpener Altar und dürften um 1540 entstanden sein. Eine Datierung des Apostelfrieses ist ebenfalls nicht gesichert. Namen der Künstler sind nicht bekannt.
Den Abschluss des Hochaltars bildet eine Muttergottes, die dem heiligen Dominikus den Rosenkranz reicht. Auf der rechten Seite steht die heilige Theresia. Die Rosenkranzbruderschaft war 1649 durch die Aachener Dominikaner gegründet worden. 1655 erfolgte die Anerkennung durch den Trierer Bischof.

Der Rokokotabernakel trägt einen Pelikan, das Symbol der Erlösung. Rechts und links davon sind zwei Engelfiguren.

Auf den Podesten oberhalb der Seitentüren am Altar stehen auf der rechten Seite der hl. Rochus von Montpellier, der besonders als Heiliger gegen die Pest verehrt wird, und auf der linken Seite der hl. Johannes der Täufer. Unterhalb der Kartuschen, die wohl für die Namen der Heiligen vorgesehen waren, vergoldete Fruchtgehänge.

Auf der Vorderfront des Altarunterbaus eine ähnliche Darstellung wie auf dem Gesims. Die Muttergottes mit dem Jesuskind reicht dem hl. Dominikus den Rosenkranz. Der Altar wurde 1660 von Jean von Hue (Huy – zwischen Namur und Lüttich), Meister Philibert von Bastnach (Bastogne) und anderen für 670 florin umgearbeitet. Ergänzungen des Altars durch die Werkstatt H. Hellwegen (Koblenz-Moselweiß) von 1937 wurden 1982/84 wieder entfernt.
Das Relief des Zelebrationsaltars ist von einem Seitenaltar aus der Kapelle Großlangenfeld und stammt aus dem Jahre 1618. Wir erkennen eine Darstellung der Schmerzhaften Muttergottes, die von vergoldeten Ranken umgeben ist. Der Altar wurde von Heinrich Gilson (Bleialf) angefertigt.
Alle Glasfenster wurden nach einem Entwurf des Kunstmalers Bettendorf, von der Glaserei Kaschenbach (Trier) im Jahre 1955 ausgeführt. Die Mariendarstellung an der linken Säule wurde 1992 gestiftet. Die Kommunionbank wurde in den nach 1930 angefertigt und ist den Formen der Kommunionbank in der Alten Kirche in Holz nachgebildet.

Seitenaltäre
An den Südseiten der Seitenschiffe stehen zwei Seitenaltäre, links der Anna-Altar von 1762: Auf blauem Grund sind die Eltern Anna und Joachim sowie Maria als junges Mädchen mit einem Buch in der Hand zu erkennen. Links oben die Köpfe von zwei Engeln. Rechts und links stehen Figuren der Heiligen Kosmas und Damian, den beiden Zwillingsbrüdern, die als Ärzte in Syrien lebten und wahrscheinlich 1305 als Märtyrer starben. Das Bild der hl. Anna wurde 1762 durch Sebastian Faber (Prüm) angefertigt, aber 1777 wurde der Altar bereits renoviert. Auf dem rechten Seitenaltar, einer Stiftung des kurfürstlichen Verwalters von Schönberg, Nikolaus von Nollet, aus dem Jahre 1660 ist die Anbetung der Heigen Drei Könige dargestellt. Das Altarbild wird von zwei Säulen eingerahmt. In der Nische oberhalb des Altars steht eine Statue des heilge. Josef.

Kanzel
Am ersten Pfeiler auf der rechten Seite steht die Kanzel mit einem Korpus über einer massiven sechskantigen Holzsäule. Sie ist ebenfalls ein Werk der Künstler aus Bastogne und Hue, die auch am Hochaltar gearbeitet haben. Unterhalb der vier Medaillons sind die den Evangelisten zugeordneten Symbole zu erkennen. Auf dem unteren Rand die Jahreszahl 1660. Auf dem Schalldeckel eine Figur des Erzengels Michael in Rüstung mit erhobenem Schwert. Auf dem Schalldeckel, der 1777 angeschafft wurde, Darstellungen der vier sitzenden Evangelisten, die mit der Gänsefeder die Evangelien schreiben. Die Verkleidung des Pfeilers unterhalb des Schalldeckels wurde 1938 hinzugefügt.

Seitenschiffe
Auf den Glasfenstern sind die fünf Freuden Marias dargestellt: Der Engel bringt Maria die frohe Botschaft, Maria besucht ihre Base Elisabeth, die Hl. Drei Könige huldigen Kind und Mutter, Maria stellt das Kind im Tempel dar und Maria findet das verlorene Kind im Tempel. Auf dem sechsten Fenster ist die Krönung Marias im Himmel zu sehen. Die Statue der hl. Barbara auf der linken Seite wurde 1928 vom Bergmannsverein St. Barbara (Bleialf) gestiftet und am 4. Dezember feierlich eingesegnet. Die Statue des heilien Antonius auf der rechten Seite stammt wohl aus der gleichen Zeit. [1]

Einordnung
Ersteller, Baumeister, Architekt, Künstler:
Thoma, Alex (Architekt), Andernach
Kategorie:
Bau- und Kunstdenkmale / Sakralbauten / Katholische Kirchen
Zeit:
1927
Epoche:
20. Jahrhundert

Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 6.286957
lat: 50.239567
Lagequalität der Koordinaten: Genau
Flurname: Ortslage

Internet
https://de.wikipedia.org/wiki/Mari%C3%A4_Himmelfahrt_(Bleialf)

Datenquellen
[1] Franz Meier, Bleialf. In: Maria Himmelfahrt in Bleialf und Filialkirchen. Rheinische Kunststätten, Heft 512. ISBN 978-3-86526-041-3 Hrsg. Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz, Köln.

Bildquellen
Bild 1: © Helge Rieder, Konz, 2005
Bild 2: © Helge Rieder, Konz, 2005
Bild 3: © Margraff: Kirchen, Burgen, Bauernhäuser. Verlag der Akademischen Buchhandlung Interbook Trier, 1986
Bild 4: © pietbron http://www.flickr.com/photos/pietbron/

Stand
Letzte Bearbeitung: 17.03.2024
Interne ID: 34608
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