Ehemalige Lederwerke Hermann Simon

Mitte-Gartenfeld, Stadt Trier Spitzmühle

Beschreibung
Lederwerke Hermann Simon AG, Trier, Spitzmühle 12/17.

Die Trierer Lederindustrie ist fast so alt wie die Stadt selbst.

Untrügliche Zeichen beweisen das Bestehen eines ausgedehnten Gerbereibetriebes schon im römischen Trier. In der mittelalterlichen Stadt gehörten die Lohgerber zu den „Vier patrizischen Zünften". Zu diesen Gerbern steht das jetzige Industrieunternehmen in direkter Beziehung. Nach einem städtischen Verpachtungsakt lag schon 1734 auf dem jetzigen Fabrikgelände eine alte Lohmühle. 1746 erteilte ferner der Magistrat dem Lohgerber Schommer die Genehmigung, daselbst eine „Lawerwerkstatt“ anzulegen. Die Urkunde über diese Genehmigung befindet sich heute noch in Händen der Firma. Man kann also dieses heute als den Ursprung der Gerberei an der Spitzmühle ansprechen. Der Gründer der Firma, Herr Hermann Simon, war um 1850 zu seiner praktischen Ausbildung ins Ausland gegangen, um seine Kenntnisse in den damals üblichen Methoden der Unter- und Oberledergerbung zu erweitern. Nach Deutschland zurückgekehrt, gründete er um 1856 in der Kuhnenstraße zu Trier eine Gerberei, die er später an die Spitzmühle auf dem historischen Boden der Trierer Gerbereien verlegte; er übernahm damals nämlich das Anwesen der Sirkerschen Gerberei. Im Jahre 1903 wurde zu dem bestehenden Gerbereiunternehmen der Firma, welches sich beiderseits des Weges erstreckte, die Gerberei von Müller-Vanvolxem erworben, und dadurch war das gesamte, an der Spitzmühle gelegene Gerbereigelände in den Besitz der Firma Hermann Simon übergegangen.

Während bis zum Jahre 1911 in dieser Gerberei ausschließlich eichenlohgegerbte Sohlleder, nach altem Verfahren, sogenannte „Trierer Sohlleder“, hergestellt wurden, ging man 1911 zur Fabrikation von Vacheleder über.

Die bestehende Gerberei wurde in eine neuzeitliche, allen modernen Ansprüchen genügende Fabrik umgebaut, die sich mit der Herstellung von Vacheledern, und zwar in Hälften, Croupons, Hälsen und Seiten befaßt. Die Fabrikate genügen den Ansprüchen, sowohl der modernen Schuhfabrikation, als auch der Ledergroßhandel- und Schnitterkundschaft in jeder Weise, so daß sich das Unternehmen vornehmlich aus diesem Grunde heraus zu einem der führenden Werke der Unterlederbranche Westdeutschlands entwickeln konnte.

Der Verkauf der fertiggestellten Leder erstreckt sich auf ganz Deutschland und wird durch die eigenen Verkaufsstellen der Firma in Köln und Pirmasens, ferner durch Kommissionsläger in Berlin, Frankfurt a. Main, München und Nürnberg ausgeführt. Die vor dem Kriege bereits bestandenen Auslandsverbindungen wurden nach Kriegsende, soweit die Wirtschaftsverhältnisse es gestatteten, wieder aufgenommen und erweitert. [1]

Abriss um 1970. [2]

Einordnung
Kategorie:
Bau- und Kunstdenkmale / Wirtschaft, Gewerbe und Verkehr / Rohstoffgewinnung und -verarbeitung
Zeit:
1734
Epoche:
Barock / Rokoko

Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 6.64391
lat: 49.74642
Lagequalität der Koordinaten: Genau
Flurname: Bei der Spitzmühl

Internet
http://de.wikipedia.org/wiki/Trier-Mitte/Gartenfeld

Datenquellen
[1] Selbstporträt der Firma Simon von 1925.
[2] http://www.volksfreund.de/nachrichten/region/trier/Heute-in-der-Trierer-Zeitung-Reste-von-alter-Lederfabrik-aufgetaucht-Archaeologen-muessen-Untersuchungen-an-der-Spitzmuehle-vorlaeufig-ruhen-lassen;art754,4327420

Bildquellen
Bild 1: Sammlung Jörg Busch, Trier-Biewer, 2015.

Stand
Letzte Bearbeitung: 01.05.2016
Interne ID: 40375
ObjektURL: https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=40375
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