Stolperstein für Jean Daligault
Wittlich, Stadt Wittlich Trierer Landstraße 64
Beschreibung
Der Kölner Künstler Gunter Demnig hat das Projekt Stolpersteine ins Leben gerufen. Damit wird der Opfer des Nationalsozialismus gedacht.
Im Hof der Justizvollzugsanstalt Wittlich. Inschrift:
HIER INHAFTIERT
JEAN DALIGAULT
JG. 1899
VERHAFTET 1941
FRANKREICH
NN-HÄFTLING IM
GEFÄNGNIS FRESNES
HINZERT/WITTLICH
STADELHEIM/DACHAU
ERMORDET 5.4.1945
Im Januar 2009 beantragte die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Wittlicher Stadtrat, Stolpersteine in der Stadt zu verlegen. Einige Monate später wurde dieser Antrag zurückgezogen, da der Fraktion zufolge keine vernünftige Debatte möglich gewesen sei. Auch weitere private Initiativen, Stolpersteine auf Eigentum der Stadt zu verlegen, blieben erfolglos. Am 22. Februar 2014 verlegte Demnig in Anwesenheit des rheinland-pfälzischen Justizministers Jochen Hartloff zwei Stolpersteine auf dem Hof der Justizvollzugsanstalt Wittlich, deren Grund dem Land Rheinland-Pfalz gehört. Initiiert wurde die Stolpersteinverlegung in Wittlich auf dem "Boden" des Landes Rheinland-Pfalz im Frühjahr 2014 nach jahrelangen Vorbereitungen von der Georg-Meistermann-Gesellschaft, Wittlich, nachdem es keine Möglichkeiten gab, diese auf dem Grund der Stadt Wittlich zu verlegen. [1]
Jean Daligault wurde am 4. Juni 1899 in der französischen Stadt Caen geboren. Nach dem Theologiestudium und der Priesterweihe betreute er als Vikar in der Normandie die katholischen Pfarrgemeinden von Vire, Trouville und Olendon. Wegen seines großen sozialen Engagements, insbesondere für die Jugend, die er für Theaterspiel, Modellieren und Zeichnen begeisterte, galt Jean Daligault als fortschrittlicher Priester. Ungewöhnlich an dem Priester Daligault war auch, dass er sich als freischaffender Maler und Bildhauer weitum hohe Anerkennung erwarb. Den Aufstieg des Nationalsozialismus in dem benachbarten Deutschen Reich beobachtete Daligault mit wachsender Sorge, seit er auf seinen Reisen nach München, Köln und Nürnberg die jubelnde Bevölkerung bei den Propagandaschauen des Regimes gesehen hatte. Nach dem Einmarsch der Wehrmacht 1940 unterstützte er die französische „Resistance“ (geheimer Widerstand) gegen das Besatzungsregime. In Villerville wurde er am 31. August 1941 verhaftet und anschließend für ein Jahr in Paris unter Gefängnisarrest gestellt. Aufgrund des „Nacht- und Nebelerlasses“ (folgend NN) kam Daligault wegen „Widerstandes gegen die Besatzungsmacht“ mit einem Gefangenen-Sammeltransport am 11. Oktober 1942 in das SS-Sonderlager/KZ Hinzert. Dort begann er heimlich auf Bildzeichnungen und Mini-Skulpturen seinen Leidensweg als Zwangsarbeiter und Häftling zu dokumentieren. Bedingt durch den Essensentzug, die Kälte und die Hygienemängel erkrankte Daligault an einer schweren Tuberkulose. Nach seiner Entlassung aus Hinzert erwartete Daligault in den Strafanstalten von Trier, Wittlich (1943: 25. März bis 6. Mai und 10. Juli bis 8. September) und Köln sein Strafverfahren vor dem Volksgerichtshof in Trier. Der Schuldspruch vom 29. November 1943 ist nicht überliefert; wohl aber die von Daligault heimlich gezeichneten Porträtbilder seiner Richter und auch sein letztes Selbstporträt als NNHäftling. Er übergab diese mit seinem gesamten Häftlingswerk dem Trierer Gefängnispfarrer Nikolaus Jonas zur vertraulichen Aufbewahrung. Am 18. August 1944 überstellte ihn die SS in das Zuchthaus nach München-Stadelheim. Im März oder April 1945 starb Jean Daligault im KZ Dachau kurz vor dessen Auflösung unter ungeklärten Umständen. [2]
Siehe auch: https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=29145 [Red.]
Einordnung
Ersteller, Baumeister, Architekt, Künstler:
Demnig, Gunter; (Künstler) Berlin [*1947]
Kategorie:
Geschichte /
Marken und Male /
Stolpersteine Zeit:
22.02.2014
Epoche:
21. Jahrhundert
Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 6.880702
lat: 49.977562
Lagequalität der Koordinaten: Genau
Flurname: Ortslage
Internet
https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Liste_der_Stolpersteine_in_Wittlich
Datenquellen
[1] Die Liste der Stolpersteine in Wittlich führt die vom Künstler Gunter Demnig verlegten Stolpersteine in der rheinland-pfälzischen Kreisstadt Wittlich auf, die an das Schicksal jener Menschen erinnern, die im Nationalsozialismus ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden.
[2] Pressemitteilung JVA Wittlich vom 06.02.2018 https://jvawt.justiz.rlp.de/presse-aktuelles/detail/gedenktafel-zur-erinnerung-an-zwei-inhaftierte-der-jva-wittlich-waehrend-des-2-weltkrieges-die-dem-ns-regime-zum-opfer-fielen
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Jean_Daligault
Bildquellen
Bild 1: © Helmut Bauer, Trier, 2024.
Bild 2: © Helmut Bauer, Trier, 2024.
Stand
Letzte Bearbeitung: 19.09.2024
Interne ID: 42856
ObjektURL:
https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=42856
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