Chronik der Gemeinde Ferschweiler
Ferschweiler, Gemeinde Ferschweiler
Beschreibung
Über die Geschichte von Ferschweiler hat der verstorbene Hauptlehrer Peter Faber anläßlich der Hundertjahrfeier des Kirchenchors Cäcilia" im Jahre 1960 in einer Festschrift einen sehr lesenswerten Aufsatz vorgelegt, in dem unter anderem folgendes steht:
Das Dorf Ferschweiler wird schon im Jahre 751 in einer Urkunde des Klosters Echternach genannt. Es hieß damals 'Vilare'. Der Name sagt aus, daß die ersten Bewohner meist zurückgebliebene Römer und Kelten und keine Germanen waren. Das Dorf war nun schon christlich. Um 700 hatte der heilige Willibrord in dem nahen Echternach ein Kloster gegründet und von dort aus den Rest des Heidentums hier ausgerottet. Seit der Gründung des Klosters Echternach blieb der Ort Ferschweiler weltlich und kirchlich mit ihm verbunden. Die Bewohner zahlten ihre Abgaben, den Zehnten, an das Kloster und gehörten kirchlich zur großen Pfarrei Echternach, die neun Filialen hatte. Klostergeistliche versahen den Kirchendienst in Ferschweiler. In Urkunden von 1069 und 1148 heißt Ferschweiler 'Wilre'. Nach einer Papsturkunde von 1161 hatte Ferschweiler damals schon eine ecclesia oder Kirche und im Jahre 1410 eine capella. Der Ort wurde damals Vertswiler genannt. Ferschweiler blieb im Mittelalter wie alle Dörfer der Umgebung klein. Im Jahre 1528 hatte Verswiler neun Feuerstellen oder Häuser . Den Bewohnern muß es aber wirtschaftlich gut gegangen sein, denn zehn Jahre später, 1538, bauten sie sich eine schöne und für die Einwohnerzahl große Kirche im spätgotischen Stil. Sie hatte ein Netzgewölbe und Fenster mit schönem Maßwerk.
Der feste Turm dieser Kirche steht jetzt noch als Wahrzeichen des Ortes einsam auf der Höhe, der jetzigen Kirche gegenüber. Die Kirche war erst dem heiligen Nikolaus geweiht, erhielt aber später die heilige Luzia als Kirchenpatronin: deshalb wird der Turm heute allgemein 'Luzienturm' genannt."
Die Notlage in unserer Heimat in den Jahren von 1506 bis 1714
haben wir in der Allgemeinen geschichtlichen Entwicklung" hinreichend beschrieben. Die ganze Tragik dieser Zeit spiegelt sich am deutlichsten in folgenden Bevölkerungszahlen wieder:
1540 hatte Ferschweiler zwölf Feuerstellen oder Familien, 1621 aber waren nur noch zwei Feuerstellen vorhanden. Nach 1714 jedoch, unter österreichischer Herrschaft, begann eine rasche Aufwärtsentwicklung auch in Ferschweiler.
Hierüber schreibt Peter Faber:
Jetzt stieg die Einwohnerzahl von Ferschweiler, besonders dann, als das Kloster Echternach kurz vor seinem Untergang in den Jahren 1776 bis 1777 die Weilerbacher Hütte erbaut hatte.
Wohl wegen der gestiegenen Einwohnerzahl bekam Ferschweiler im Jahre 1783 einen Pastor, der bis 1808 blieb, ohne daß Ferschweiler eine Pfarrei wurde. Im Jahre 1794 rückte die französische Revolutionsarmee in unsere Gegend ein, hob das Kloster Echternach auf und verjagte seine Bewohner. Der Geistliche in Ferschweiler aber blieb. Die Franzosen herrschten hier von 1794 bis 1814, mußten dann aber den verbündeten Preußen, Österreichern und Russen weichen. Als danach unser Raum staatlich neu geordnet wurde, kam das Gebiet an Preußen und Ferschweiler im Bereich der unteren Verwaltung zur Bürgermeisterei Bollendorf im Kreis Bitburg. Bei der Errichtung der Bürgermeisterei im Jahre 1818 hatte Ferschweiler 418 Bewohner. In den folgenden Friedensjahren stieg die Einwohnerzahl schnell und betrug 1843 schon 716. Die landwirtschaftlich genutzte Fläche war aber in diesen Jahren nicht größer geworden, und die landwirtschaftliche Betriebsweise hatte keine Fortschritte gemacht. Deshalb konnte die Flur nicht mehr alle Bewohner ernähren. Hinzu kam der Mangel an nicht landwirtschaftlichen Erwerbsmöglichkeiten. Von 1845 bis 1847 gab es auch noch Mißernten. Infolgedessen kostete im Mai 1847 ein Malter Korn (3,2 Zentner) 20 Taler. Ein Knecht verdiente aber im Jahr nur 15 Taler Barlohn, und auch die anderen Löhne waren entsprechend niedrig. Der fleißigste Arbeiter konnte daher seine Familie nicht mehr ernähren. Wegen dieser Umstände setzte um 1850 eine starke Auswanderung nach den Vereinigten Staaten von Nordamerika ein, weil dort bessere Lebensmöglichkeiten geboten wurden. Einmal zogen miteinander 20 Familien fort. Die Auswanderung war am stärksten von 1848 bis 1860 und dann wieder 1880 bis 1887.
Infolge der Auswanderung sank die Einwohnerzahl und erreichte erst wieder 1902 den Stand von 1843. Jetzt zählt der Ort fast 1000 Bewohner: Bauern, Arbeiter, Handwerker, und Gewerbetreibende."
siehe auch:
http://wwwerschweiler.de/
Einordnung
Kategorie:
Geschichte /
Ortsname / Ortsgeschichte /
Zeit:
Undatiert
Epoche:
Undatiert
Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 6.405678
lat: 49.863093
Lagequalität der Koordinaten: Ortslage
Flurname: Ortslage
Internet
http://www.ferschweiler.de/
Datenquellen
Homepage der Verbandsgemeinde Irrel, 2002.
Stand
Letzte Bearbeitung: 22.04.2002
Interne ID: 4566
ObjektURL:
https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=4566
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