Grabmal Pfarrer Johann Hubert Schmitz
Dockweiler, Gemeinde Dockweiler Pfarrer-Hubert-Schmitz-Straße
Beschreibung
Breit und mächtig erhebt sich die Pfarrkirche Dockweiler inmitten des Dorfes. Rund um sie der Friedhof, auf dem seit tausend Jahren die Toten beerdigt werden. Blumen und Kerzen schmücken die meist mit blank geputzten Marmorsteinen versehenen Gräber. Doch da sind noch einige wenige alte, auffallende Grabdenkmale von verstorbenen Geistlichen der Pfarrei. Unter diesen verdient eines besondere Beachtung, nicht nur wegen seiner künstlerischen Gestaltung, auch wegen den Inschriften. So steht auf der Vorderseite des großen Buntsandsteinkreuzes auf einer schwarzen Platte unter einem vergoldeten Kelch: "Joh. Hubert Schmitz, 31 Jahre Pastor in Dockweiler, Definitor, Schulinspector, Ritter des Rothen Adlerordens und Mitglied mehrerer gelehrten Gesellschaften, geboren 1765 am 9. August, gestorben 1838 am 3. August." Die rechte Seite nennt den Bibelspruch: "Was der Mensch säet, wird er auch ernten", und die linke ein Zitat aus dem Lukasevangelium "Den Baum erkennt man an seinen Früchten." Die Rückseite: "Er war der wärmste Menschenfreund und der eifrigste Förderer alles Gemeinnützigen". Neben diesem pflege- und restaurierungsbedürftigen Denkmal erinnern in Dockweiler noch die "Pfarrer-Hubert-Schmitz-Straße" als auch der Gemeindesaal (Jugendheim) an jenen Geistlichen, der zu den "verdienstvollsten und würdigsten Männer" in der damaligen Eifel zählte.
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Johann Hubert Schmitz wurde am 9. August 1765 in dem kleinen Ort Dackscheid, Verbandsgemeinde Arzfeld im Altkreis Prüm geboren. Seine Eltern waren der Ackerer Bernard Schmitz und Katharina Heinen.
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Zum Priester geweiht wurde er am 29. Mai 1790 im Trierer Dom und anschließend als Vikar in der Pfarrei Niederstadtfeld bei Daun eingestellt. 17 Jahre arbeitete er dort, unter sehr ärmlichen räumlichen und finanziellen Verhältnissen (jährlich 24 Taler nebst Beköstigung). Das entmutigte ihn in seinem seelsorgerischen Wirken keineswegs. Das Gegenteil war der Fall. Er half, wo er nur konnte. Dabei stellte sich rasch heraus, dass Hubert Schmitz nicht nur Knochen einrenken und mit gesundem Menschenverstand vielen "ärztliche" Hilfe zuteil werden lassen konnte, sondern mit seinem Wissen und Können in der Landwirtschaft und Tierheilkunde mit Rat und Tat zur Seite stehen. Bald wurde er von vielen Menschen aus Nah und Fern um Unterstützung gerufen. Dabei begegnete dem Vikar eine gar schlimme und heimtückische Krankheit, die sich häufig Epidemie artig ausbreitete. Es waren die Blattern, die eher unter dem moderneren Begriff Pockenkrankheit bekannt sind. Viele Infizierte starben an dieser Krankheit, andere waren ihr Leben lang von Pockennarben entstellt. Vikar Hubert Schmitz nahm sich mit Leidenschaft dieser Geißel der Menschheit an, machte deren schier aussichtslose Bekämpfung zu seiner Lebensaufgabe, wurde zum Helfer für Leib und Seele. Er war der Erste, der die Schutzblattern Impfung in der Eifel einführte.
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Der Naturkundler
Ein Herzensanliegen von Pfarrer Schmitz war die Anlegung von Baumschulen. Er, der als heranwachsender Bauernjunge die Sorgen und Probleme der Landwirtschaft an eigenem Leibe kennengelernt hatte, erkannte den hohen Lernwert, den natur- und umweltbezogener Unterricht bieten konnte. So gab er in Kursen Schullehrern Anweisungen zur Anlegung von Samenbeeten, zum Okulieren und Pfropfen, verteilte Stämmchen und Pfropfreiser. Der General-Gouvernement-Kommissar bezeugte dem Pfarrer Schmitz seine Zufriedenheit mit dessen Leistungen in einem Schreiben vom 14.10.1814. Auch die „Königlich Hochlöbliche Regierung“ von Preußen, dem der Kreis Daun 1815 zugewiesen wurde, erkannte das Verdienst des wackeren Mannes in einem Schreiben vom 15.6.1818 an. „Ich habe seit 1809 zum Beyspiele und Aufmunterung Baumschulen angelegt, und verpflegt und bin dadurch Stifter, Gründer und Verbreiter der eiflischen Schullehrer Baumschulen in mehreren Regierungsbezirken geworden“, (12.12.1828). Trotz seiner vielen Arbeit als Geistlicher und seiner Fürsorge für andere, fand er immer noch Zeit und Muße für sich und seine persönliche Weiterbildung. Angetan war er von der Philosophie, und im Laufe der Jahre hatte er sich eine recht ansehnliche Literatursammlung angeschafft. Auch ließ er sich von dem Vulkanismus des Kreises Daun begeistern. Ähnliche geologische Formen hatte er in seiner Kinder- und Jugendzeit im Raum Dackscheid nie kennen gelernt. Nun sah er rund um Dockweiler mächtige Vulkankegel mit Basaltgestein und Lavagruben. Besonders der Dreiser Weiher (= das zweitgrößte Maar der Eifel, im 19. Jahrhundert abgelassen und zu Wiesenland umgewandelt) mit seinen vielen Mineralien (Olivine) zogen seine Aufmerksamkeit auf sich. Bald besaß er tiefe geologische Kenntnisse über die vielen mineralogischen und fossilen Schätze der Eifel, war Mitglied mehrerer gelehrter Gesellschaften und wurde häufig nicht nur von deutschen Forschern, sondern auch von Franzosen, Engländern, Spaniern und Amerikanern aufgesucht und um Rat gefragt. Hubert Schmitz sprach fließend französisch und war so gefragter Führer und Ratgeber bei Exkursionen und dem Aufbau mineralogischer Sammlungen. Schannat-Bärsch, damaliger Landrat des Altkreises Prüm, schätzte die profunden geschichtlichen und geologischen Kenntnisse des Pfarrers Schmitz so sehr, dass er 1824 ihn sogar namentlich in seinem bekannten Werk "Eiflia illustrata" zitierte: "Pfarrer Schmitz in Dockweiler bezeichnet die heutigen Grenzen der Eifel folgendermaßen: Man ziehe eine Linie über Virneburg (Mayenfeld), Adenau (Ahr), Michelsberg (Grafschaft), Münstereifel (Niederland), Zingsheim (Bleiberg), über die Höhe diesseits Montjoie (= Monschau), die Höhe Nehr, Bütgenbach (Ardennen Welschland), Neuerburg (Östling), Kyllburg (Bitgau, Bikow), Manderscheid (Wittlicher Tal), das diesseitige Moselgebirge bis in die Gegend von Cochem und von da wieder auf Virneburg."
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"Er starb um 9 ½ Uhr abends an dem Tage, den er zum letzten Male festlich mit seiner Pfarrgemeinde begehen wollte und der ihm dem eifrigen Patrioten, stets ein hoher Festtag gewesen war", schreibt der Prümer Landrat Bärsch in einer Laudatio. Sein Todestag war der 3.8.1838. Die Trauer in allen Eifelkreisen und in Preußen war groß, nicht überschaubar die Vielzahl der Trauergäste und Verehrer des würdigen Mannes an seinem Begräbnistag, am 6. August. Noch am gleichen Tage wurde der Wunsch ausgesprochen, dem Verstorbenen ein würdiges Denkmal auf dem Kirchhof zu Dockweiler zu errichten. Eine Kommission [...] veranlasste Geldsammlungen und ließ dann das würdige Grabmal erstellen, das bis heute von den außerordentlichen Leistungen eines Mannes kündet. [1]
Einordnung
Kategorie:
Bau- und Kunstdenkmale /
Sakralbauten /
Grabstätten Zeit:
1838
Epoche:
Klassizismus
Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 6.78114
lat: 50.25259
Lagequalität der Koordinaten: Vermutlich
Flurname: An der Kirche
Internet
http://www.dockweiler-web.de/
Datenquellen
[1] Alois Mayer (Daun-Pützborn): Menschenfreund und eifriger Förderer. http://www.heimatjahrbuch-vulkaneifel.de/VT/hjb2010/hjb2010.98.htm
Bildquellen
Bild 1: © Michael Fischer, Malberg/Waxweiler, 2017.
Bild 2: © Michael Fischer, Malberg/Waxweiler, 2017.
Bild 3: © Michael Fischer, Malberg/Waxweiler, 2017.
Bild 4: © Michael Fischer, Malberg/Waxweiler, 2017.
Bild 5: © Michael Fischer, Malberg/Waxweiler, 2017.
Bild 6: © Michael Fischer, Malberg/Waxweiler, 2017.
Stand
Letzte Bearbeitung: 07.04.2023
Interne ID: 45764
ObjektURL:
https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=45764
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