Ceres-Platz

Manderscheid, Stadt Manderscheid (Bernkastel-Wittlich) Kurfürstenstraße 55

Beschreibung
1887 stellte der Verschönerungsverein im Oberdorf, inmitten eines eingefriedeten Platzes, eine Statue der Ceres, der römischen Göttin des Ackerbaus und der Fruchtbarkeit, auf und ließ auf den Steinsockel 69 Buchstaben einhauen und vergolden. Die Statue war vom Geheimen Kommerzienrat von Boch aus Mettlach, der häufig in Manderscheid zu Gast war, gestiftet worden. Die Terrakotta Figur war 147 cm hoch, wog 85 kg und war bei Villeroy & Boch in Merzig hergestellt worden.

Die Figur ist anscheinend schon vor oder während dem Ersten Weltkrieg verschwunden. Es existieren leider keine Bilder vom Ceresplatz mit der Statue. Ältere Manderscheider erinnern sich aber noch an den Sandsteinsockel, auf dem die Göttin einst stand.

1933 wurde der Ceresplatz in Hindenburg-Platz und die Hauptstraße in Adolf-Hitler-Straße umbenannt. 1948 machte der Gemeinderat die Namensänderungen wieder rückgängig. Platz und Straße erhielten wieder ihre alten Namen. Bis in die 1980er Jahre war der Ceresplatz ein beliebter Treffpunkt für Jung und Alt. Hier trafen sich die Kinder des Ortes zum Klickerspielen oder die Bank in der Mitte lud zum Ausruhen ein.

Leider ist der Platz seit der Neugestaltung des Ortskerns in den 1990er Jahren nicht mehr begehbar. Dieser Baumaßnahme fielen, neben der Bank, auch drei große Bäume zum Opfer, nur eine Kastanie in der Mitte blieb stehen. [1]

Ceres ist die römische Göttin des Ackerbaus, der Fruchtbarkeit und der Ehe. Ebenso gilt sie als Gesetzgeberin. Sie war die Tochter des Saturnus und der Ops. Im Griechischen heißt Ceres Demeter. Sie hatte mit Jupiter zwei Kinder, Proserpina und einen Jungen. Die Interpretatio Romana stellt allerdings der eleusinischen Trias Demeter, Iakchos und Kore die von Ceres, Liber und Libera gebildete Aventinische Trias gegenüber.

Ikonographie

Die Attribute der Ceres waren Früchte, Fackel, Schlange, Ährenkranz oder Ährengarbe und Ameise. Heilig waren ihr weiterhin der Mohn und das Schwein. Ceres wird mit weizenblonden, also goldblonden Haaren beschrieben, die oft lang getragen, aber auch zu Zöpfen geflochten sind. Manchmal trägt sie ein Füllhorn.

Die sie begleitende Schlange, die in Klüften und Felsen lebt und auf der Erde kriecht, wird symbolisch weithin als chthonisches Abzeichen gedeutet.

Die Fackel trug sie als Symbol aus dem eleusinischen Mysterienkult. Auch Demeter ist mit Fackel abgebildet. Sie scheint also eine spätere Errungenschaft zu sein. Die Fackel selbst bedeutet: Wegleuchten, also jemandem den Weg leuchten. Der Sage nach soll Ceres auch nachts mit einer Fackel nach ihrer Tochter Proserpina suchen.

Das Schwein, ein in der Erde wühlendes Tier, ist der Demeter wie der Ceres heilig. Hier besteht keine Übertragung, sondern eine Identität von der Sache her, als die Aufbrüche und Suhlen der Schweine auf dem Lande wahrscheinlich auf der Kulturstufe des Übergangs zum Ackerbau die ersten „Äcker“ gewesen sind, also die Stelle, an denen das Aufgehen von Samen beobachtbar war.

Der Mohn war ebenfalls eine Gabe der Demeter. Schon bei der babylonischen Ischtar war Mohn ein Symbol. Man vermutet, dies sei der vielen Samen der Mohnkapsel wegen geschehen, welche Fruchtbarkeit symbolisieren sollen. Ob die schon frühzeitig bekannte berauschende Wirkung des Mohnsaftes eine Rolle spielte, steht nur zu vermuten.

Der Ährenkranz oder die Ährengarbe stehen als Symbol für die Nahrung. Dabei handelt es sich wesentlich um Weizen und um Gerste, den beiden vorherrschenden Getreidearten.

Das Füllhorn ist ein mythologisches Symbol des materiellen Glückes. Es ist in erster Linie Attribut des Plutos, des Gottes der Unterwelt und des Reichtums.

In allegorischen Darstellungen der vier Jahreszeiten verkörpert Ceres den Sommer. [2]

Einordnung
Kategorie:
Geschichte / Ortsname / Ortsgeschichte / Straßennamen
Zeit:
1887
Epoche:
Historismus / Jugendstil

Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 6.80819
lat: 50.09267
Lagequalität der Koordinaten: Genau
Flurname: Ortslage

Internet
http://www.manderscheid.de/

Datenquellen
[1] Hans-Jürgen Neuhaus, Manderscheid (Bernkastel-Wittlich), 2018.
[2]Seite "Ceres (Mythologie)". In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 22. Januar 2018, 15:06 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Ceres_(Mythologie)&oldid=173203166 (Abgerufen: 2. September 2018, 07:08 UTC)

Bildquellen
Bild 1: Foto aus den 1950er Jahren. Sammlung Hans-Jürgen Neuhaus, Manderscheid (Bernkastel-Wittlich),2018.
Bild 2: Foto aus den 1970er Jahren. Sammlung Hans-Jürgen Neuhaus, Manderscheid (Bernkastel-Wittlich),2018.
Bild 3: Foto von 2013. Sammlung Hans-Jürgen Neuhaus, Manderscheid (Bernkastel-Wittlich),2018.
Bild 4: Katalog Villeroy & Boch, Merzig. Sammlung Hans-Jürgen Neuhaus, Manderscheid (Bernkastel-Wittlich),2018.

Stand
Letzte Bearbeitung: 02.09.2018
Interne ID: 47931
ObjektURL: https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=47931
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