Ehemalige Großholzschule - Innen

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Ehrang-Quint, Stadt Trier Ehranger Strasse 167

Beschreibung
War als Grund und Hauptschule errichtet worden und wurde vor etlichen Jahren aufgegeben.

Anschließend wurde das Gebäude bis vor einigen Jahren als Standort eines Rettungs- und Hilfsdienstes genutzt, der diesen Standort aber vor einiger Zeit auch aufgab.

Seither steht das Gebäude leer und verwahrlost zusehendst.


Die Volksschule Ehrang-Bahnhof

„Ein prachtvolles neues Schulhaus - mit den Worten der Schulchronik - wurde am 16. Oktober 1911 in Ehrang-Bahnhof durch den Pfarrer Bisenius von Pfalzel in Gegenwart des Kreisschulinspektors Musmacher, des Bürgermeisters Arend von Ehrang und anderer Ehrengäste eingesegnet. Es war ein zweiklassiges Haus. Lehrer Louis hatte vorerst jedoch allein 103 Kinder zu betreuen. Da nur 56 Sitzplätze vorhanden waren, erteilte er in zwei Klassen Vor- und nachmittags Unterricht. Zu Ostern wurde die zweite Schulstelle eingerichtet und mit der Lehrerin Arend besetzt.

Die neue Schule stand allerdings nur den Kindern aus dem Pfalzeler Ortsteil in Ehrang-Bahnhof offen. Erst seit dem Herbst 1942 (damaliger Schuljahrsbeginn) wurden auch die Schulneulinge des Ehranger Ortsteils aufgenommen. Die Eltern begrüßten diese Neuregelung sehr obgleich in der Folge ihre Kinder bis zum 8. Jahrgang immer noch den Weg nach Ehrang nehmen mussten. Die kommunale Grenze zwischen Ehrang und Pfalzel hatte hier also die Konsequenz, dass gegenüber der Schule Ehrang-Bahnhof auf Ehranger Gemeindegebiet wohnende Kinder der Oberstufe die Tür des Schulhauses, dass sie vor Augen hatten, verschlossen fanden. Ein kommunaler Zweckverband hätte den kuriosen und lästigen Umstand aus der Welt schaffen müssen.Erst durch eine Verfügung vom 23. Dezember 1965 wurde die Bahnlinie Trier—Köln zur Schulgrenze bestimmt.

Die Jahre nicht oder kaum gestörter Schularbeit im neuen Hause waren mit dem Ende des Ersten Weltkriegs vorüber. Deutsche, dann amerikanische Truppen belegten die Schule. Bis zum 3. Januar 1919 fiel der Unterricht ganz aus, und bis zum 1. März wurde Halbtagsunterricht erteilt, weil in einem Saal der Ofen fehlte. Dann, im 1923 beginnenden Rhein-Ruhr-Kampf, wurde der Ortsteil Bahnhof nicht nur durch die Ausweisung eines großen Teils der Eisenbahnerfamilien schwer betroffen, für die Kinder aus den verbliebenen Familien schlossen sich die Schultore für lange Zeit. Am 23. Juni 1923 wurde die Schule von den Franzosen beschlagnahmt. Zwei französische Lehrerinnen erteilten den Kindern ihrer Landsleute. die Dienst bei der „Regie“-Bahn taten und hier Wohnungen zugewiesen bekommen hatten, in der Schule am Bahnhof Unterricht. Für die wenigen deutschen Kinder - es waren zeitweise nur 35, stand ein Schulsaal in Ehrang-Ort zur Verfügung. Regelmäßiger Unterricht fand auch dort nicht statt. Im Winter 1923/24 fehlte oft die Kohle, den Klassenofen zu heizen.

Nach der Annahme des Dawes-Plans zur Regelung der deutschen Reparationen stand deutschen Eisenbahnern die Möglichkeit der allmählichen Heimkehr offen. Seit dem Sommer 1924 kamen die ersten mit ihren Familien nach Hause. Viele wohnten bei Verwandten, viele fanden Notunterkünfte, manche mussten ihre Familien rechts des Rheins unterbringen, weil die französischen Eisenbahner die beschlagnahmten Wohnungen noch nicht geräumt hatten. Am 1. Oktober 1924 kam eine französische Lehrerin nicht wieder. Die französischen Bahnbediensteten zogen in ihre Heimat zurück. Die Schule wurde frei. Der Unterricht konnte jedoch erst am 12. Januar 1925 aufgenommen werden, nachdem das Gebäude gründlich renoviert war. Die dritte Schulstelle wurde am 1. Mai 1928, bei einer Kinderzahl von 146, eingerichtet, die vierte am 1. Juli 1933, und zwar bei einer Kinderzahl von 216. Die vier Klassen erhielten in den beiden Stilen Wechselunterricht. Der Bau von zwei weiteren Schulsälen wurde am 20. November 1933 begonnen und Mitte Mai 1935 beendet. Das Schulhaus bot sich nun so dar, wie es heute noch in der Ehranger Straße steht. Mit Wirkung vom 1. Oktober 1920 wurde das Gastschulgeld für Ehranger Kinder, die die Schule besuchten, auf 210 Mark jährlich festgesetzt. Bis dahin hatte es 30 Mark betragen. 21 Kinder. deren Eltern das Gastschulgeld nicht bezahlten, wurden nach Ehrang überwiesen, 13 Kinder aus der Gemeinde Ehrang blieben.

Während des Zweiten Weltkriegs litt der Unterricht unter Störungen verschiedenster Art. Dazu zählten Einberufungen von Lehrpersonen für kürzere oder längere Zeit. Abordnungen in besetzte Gebiete (Luxemburg), Betreuungen von Lehrpersonal mit schulfremden Arbeiten in der Amts- und Gemeindeverwaltung. Die Belegung der Schule mit Militär brachte den Unterricht zeitweise ganz zum Erliegen. Vom 5. September 1939 bis zum 15. Oktober 1939 hatte sich eine Baukompanie einquartiert. Vom 16. Oktober an wurden die Kinder stundenweise in Ehrang-Ort betreut. Am 17. Dezember 1939 wurde die Schule wieder ganz frei, doch dauerte die Herrlichkeit nur bis zum 1. Februar 1940. Einen Saal überließ man jetzt für den Schulunterricht. und dort musste in drei Schichten gearbeitet werden. Unterricht und Übungen der Soldaten. die unüberhörbar durch Gänge und Treppenhaus schallten, waren dem ohnehin kurzen Schulunterricht keineswegs förderlich. Am 16. Juli 1940, lange nach dem Ende des sogenannten Westfeldzugs. gaben die abrückenden Einheiten, zuletzt Kärntner und Tiroler, das Schulhaus frei. Am 3. September 1942 wurde in Pfalzel eine Hauptschule eröffnet. Hauptlehrer Demme von Ehrang-Bahnhof, der die nebenamtliche Schulleitung in Pfalzel innehatte, und Lehrer Christ erteilten nun dort so viel Unterricht, dass Lehrer Schmitt von Ehrang-Ort am Bahnhof aushelfen musste.

Ein wüstes Plündern begann in der herrenlosen Schule Ehrang-Bahnhof im Jahre 1945. Wegen ständiger Luftangriffe hatte bereits seit dem 1. September 1944 kein Unterricht mehr stattgefunden. Der ungezügelte Zugriff auf Gemeindeeigentum setzte jedoch erst nach dem Ende der Kampfhandlungen allmählich und dann immer stärker ein. Das Dach der Schule wurde abgedeckt, Fenster und Türen wurden ausgebaut, sogar die Klosettbecken verschwanden. Als der Unterricht im Oktober 1945 wieder begann, mussten die Bahnhöfer Kinder in Ehrang-Ort Zuflucht gewinnen. Lehrerin Britz führte ein Jahr lang zwei große Klassen allein. Im November 1948 übernahm Hauptlehrer Stark die Schulleitung. Zwei Säle waren inzwischen renoviert. Als die vierte Lehrerstelle bei einer Gesamtschülerzahl von 178 an Ostern 1951 erneut genehmigt wurde, stand die ganze Schule wieder zur Verfügung. 1953 wurde der Schule die fünfte Lehrkraft zugewiesen. am 1. April 1964 die sechste. Die Schülerzahl betrug nun 232. Die Klassenzahl machte Schichtunterricht notwendig. Der Umzug einer Klasse der evangelischen Schule nach Ehrang-Ort am 1. Juni 1957 und die Benutzung des Pfarrsaals unter der Kirche Christi Himmelfahrt seit den Weihnachtsferien 1960/61 behoben diese Schwierigkeit. Nicht lange danach, am 15. April 1963, erreichte Hauptlehrer Stark die Altersgrenze, blieb jedoch in der lehrerärmeren Zeit - als Lehrer im Angestelltenverhältnis tätig, so dass er das in diesem Beruf äußerst seltene, offiziell freilich nicht gewürdigte goldene Dienstjubiläum begehen konnte. Sein Nachfolger wurde Hans Haifell, verstorben 11. April 1965, und nach diesem Werner Schuhn.

Ein Begebnis am Rande des wichtigeren Geschehens:
Ein heimattreuer Pfalzeler störte sich daran, dass die Schule Ehrang-Bahnhof hieß, obgleich sie eine Schule auf Pfalzeler Boden und (ursprünglich nur) für Pfalzeler Kinder war. Nach dem letzten Krieg veranlasste er die Prägung eines Wandschilds mit dem ausdrücklichen Hinweis Pfalzel-Großholz. Es wurde an der Straßenseite der Schule angebracht. Das Schild hat alle schulorganisatorischen Änderungen der letzten Jahrzehnte und auch das Ende jeden Schulbetriebs überlebt. Die Bezeichnung Volksschule Pfalzel-Großholz in Ehrang Bahnhof (auch umgekehrt) hatte, soweit sie in den Schriftverkehr Eingang gefunden hatte, weiter keine Folgen, außer dass die Post gelegentlich um einen Tag oder zwei Tage später eintraf.

Am 21. Oktober 1956 beschloss der Gemeinderat von Pfalzel, im Gelände zwischen der Neuen Bergstraße (heute nördlicher Teil der Schulstraße) und dem Layweg einen Schulneubau zu errichten. Der Plan des Architekten Hanns Weber, Trier, sah wegen der starken Hanglage die Gliederung in drei Gebäude vor, den Hauptbau mit acht Klassenräumen, Naturlehre und Werkklasse und etlichen Nebenräumen. dann den Verwaltungsbau mit den entsprechenden Räumen, zwei weiteren Klassen und der Hausmeisterwohnung. schließlich die Gymnastikhalle. Das Umlegungsverfahren „Unter Gerst“ zögerte den Baubeginn hinaus. Am 1. Dezember 1963 erfolgte der erste Spatenstich. Nach den Osterferien 1966 konnte der Hauptbau bezogen werden. Er nahm acht Schulklassen auf: laut Organisationsverfügung vom 14. April 1966 wurden auch die Kinder der Schule Pfalzel vom 7. Schuljahr an in Unter Gerst unterrichtet. Die Schülerzahl stieg von 243 auf 284. Vom 1. Dezember 1966 an wurde bei einer Schülerzahl von 336 in neun Klassen unterrichtet, weil durch die Einführung des 9. Schuljahrs keine Entlassung stattfand.

Die Einweihung des gesamten neuen Schulhauses wurde am 20. Oktober 1966 durch einen Festgottesdienst und eine Feier in der Gymnastikhalle begangen. Die Volksschule Ehrang-Bahnhof hieß nach ihrem Umzug ins neue Gebäude folgerichtig Schule Unter Gerst und seit der Eingemeindung Trier-Unter Gerst. Nachdem Rektor Schuhn 1968 wegen schwerer Krankheit in den Ruhestand getreten war, wurde Konrektorin Gerda Brausch zur Rektorin
ernannt, Reinhold Schüler zum Konrektor. Unter dieser Leitung bestand die alte Schule Ehrang-Bahnhof bis zur Bildung von Grund- und Hauptschulen im Jahre 1973. Die Lehrpersonen übernahmen eine Stelle an der neugegründeten Grundschule Trier-Ehrang. (Im Schuljahr 1972/73 wurden die bislang in Ehrang-Bahnhof unterrichteten Pfalzeler Schulkinder des 7. bis 9. Jahrgangs in der Hauptschule Maar in Trier unterrichtet.)

Zum Ende des Schuljahrs 1969/70 wurden die Bekenntnisschulen aufgehoben. Gültige Schulform war von nun an die christliche Gemeinschaftsschule. Lehrpersonen der bisherigen evangelischen Schule traten ins Kollegium ein die evangelischen Kinder besuchten ah Schuljahr 1970/71 die Schule ihres Wohnbezirks.

Der Bericht über die Volksschule Ehrang-Bahnhof verlangt eine Schlußbemerkung zur Verwendung der bisherigen Schulhäuser.

Das erste Schulhaus, die Schule „Großholz“ an der Ehranger Straße, diente zunächst noch einige Jahre durch die Auslagerung von Klassen als Ausweichschule, ähnlich das Schulhaus Unter Gerst. Dann zog der Malteser-Hilfsdenst an der Ehranger Straße ein. Seine Mitglieder setzten die Räumlichkeiten instand, so daß das Haus am 15. Juni 1978 unter Teilnahme vieler Gäste eingesegnet und dann dem MHD übergeben werden konnte. Diese Lösung verspricht eine pflegliche Behandlung des äußerlich immer noch bemerkenswerten Gebäudes und seiner Räume auf Jahre hinaus. Die heutige Verwendung des Schulhauses Unter Gerst, an dessen Bau so zahlreiche Hoffnungen geknüpft waren, kann dagegen nicht befriedigen. Schulorganisatorische Veränderungen tragen daran die Schuld. Mit dem Beginn des Schuljahrs 1980/81 sollten nach dem Wunsch der Ehranger Eltern und des Ortsbeirates in Ehrang zwei selbständige Grundschulen, in Ehrang Ort und Unter Gerst, den Unterricht aufnehmen. Der Stadtrat stimmte dieser durchaus nicht idealen Lösung am 1. Juli 1980 zu. Nach verschiedenen Einlassungen des Kultusministeriums setzte er den Beschluß von 1980 am 10. März 1981 wieder aus und beschloß. in der neuen Schule Unter Gerst einen Teil der Trierer Berufsbildenden Schulen unterzubringen, und zwar für die Dauer der Umbauarbeiten in diesen Schulen. Zur Berichtszeit, Ende 1988, ist die Schule weiterhin Standort von Berufsschulklassen. [1]

Einordnung
Kategorie:
Bau- und Kunstdenkmale / Bildungsstätten / Schulen
Zeit:
1910
Epoche:
Historismus / Jugendstil

Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 6.682597
lat: 49.798433
Lagequalität der Koordinaten: Genau
Flurname: Großholz

Internet
http://www.ehrang.de/

Datenquellen
[1] Jörg Busch, Trier-Biewer, 2020.

Bildquellen
Bild 1: © Jörg Busch, Trier-Biewer, 2020.
Bild 2: © Jörg Busch, Trier-Biewer, 2020.

Stand
Letzte Bearbeitung: 22.03.2020
Interne ID: 49320
ObjektURL: https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=49320
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