Bronzeplastik Reisekoffer

Mitte-Gartenfeld, Stadt Trier Sichelstraße / Rindertanzstraße

Beschreibung
Als Gedenkort für die deportierten jüdischen Menschen aus der Region Trier wurde 2020 von der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit e.V. ein Denkmal realisiert und der Stadt Trier als Geschenk überreicht. Es handelt sich um die Nachbildung eines kleinen Koffers aus Bronze, der schräg auf einer Begrenzung aus Beton angebracht wurde- nach einer Anregung von Ralf Kotschka, Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Grenzenlos gedenken, der das Denkmal konzipierte und gestaltete. Bei dem wie unabsichtlich stehengelassenen, "verlorenen" Koffers handelt es sich um ein Symbol für das Wenige, das die deportierten jüdischen Menschen bei ihrer "Umsiedlung" mitnehmen durften. Es waren Koffer bis zu 50 kg pro Person erlaubt. Am Bestimmungsort wurde ihnen dieser letzte Besitz auch meist sofort genommen und sie wurden entweder in Ghettos festgehalten, ausgebeutet und umgebracht, oder kamen sofort in die Gaskammern der Vernichtungslager.

Durch die wie zufällige Anbringung des kleinen Koffers und das realistische Äußere wird die bronzene Koffer-Nachbildung oft für einen echten Koffer gehalten. Passanten bleiben sehr oft deshalb stehen und schauen sich die beigefügte Texttafel an. Die Polizei geht den vielen Meldungen, an der Ecke Sichelstraße/Rindertanzstraße habe jemand seinen Koffer vergessen, schon nicht mehr nach.

Am Textinhalt der Texttafel arbeitete der Arbeitskreis Nationalsozialismus der AG Frieden Trier tatkräftig mit. Durch das beigefügte Gedicht der in Trier geborenen jüdischen Dichterin Gerty Spies wurde ihr Name in Trier weiteren Kreisen bekannt. [1]

Infotafel vor Ort - linke Seite:

Des Unschuldigen Schuld
von Gerty Spies
Des Unschuldigen Schuld-
Wo beginnt sie?
Sie beginnt da,
Wo er gelassen,
Mit hängenden Armen
Schulterzuckend daneben steht,
Den Mantel zugeknöpft,
Die Zigarette anzündet
Und spricht:
Da kann man nichts machen.

Seht, da beginnt
Des Unschuldigen Schuld.

Gerty Spies, geb. Gumprich
1897 Trier - 1997 München, Überlebende
des Konzentrationslagers Theresienstadt

Infotafel vor Ort - rechte Seite:

An dieser Stelle stand früher das Bischof-Korum-Haus, das die Nationalsozialisten in den 1940er Jahren beschlagnahmt hatten.
Zwischen 1941 und 1943 wurden hier -und in dem ehemaligen Gefängnis in der Windstraße - über 600 jüdische Bürgerinnen und Bürger aus Trier und Umgebung, darunter auch viele Kinder, festgehalten.
Von hier wurden sie mit wenig Handgepäck zum Bahnhof getrieben und deportiert.
Die meisten von ihnen wurden an den Zielorten ermordet. [2]

Einordnung
Ersteller, Baumeister, Architekt, Künstler:
Entwurf: Ralf Kotschka.
Kategorie:
Bau- und Kunstdenkmale / Marken und Male / Denkmale
Zeit:
2020
Epoche:
21. Jahrhundert

Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 6.643833
lat: 49.757776
Lagequalität der Koordinaten: Genau
Flurname: Ortslage

Internet
http://de.wikipedia.org/wiki/Trier-Mitte/Gartenfeld

Datenquellen
[1] Ralf Kotschka, 2023.
[2] Infotafel vor Ort - Oktober 2020

Bildquellen
Bild 1: © Michael Grün, Trier, 2020.
Bild 2: © Tobias Schmitt, Trier-Ehrang, 2020.
Bild 3: © Tobias Schmitt, Trier-Ehrang, 2020.
Bild 4: © Ralf Kotschka, 2023.
Bild 5: © Ralf Kotschka, 2023.
Bild 6: © Ralf Kotschka, 2023.

Stand
Letzte Bearbeitung: 03.03.2023
Interne ID: 50028
ObjektURL: https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=50028
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