Ehemalige Kirche Sankt Michael

Ehemalige Pfarrkirche
Trier-Nord, Stadt Trier Thebäerstraße 30 und 32

Beschreibung
Die Michaelskirche wird zuerst im Jahre 1217, wo Erzbischof Theoderich II. die Pfarrkirche dem Hospital der Abtei Sankt Maximin inkorporiert, erwähnt, ist aber vermutlich weit älter. Nach Neller lag sie zuerst innerhalb der Mauern des Klosters gleich rechter Hand, wenn man den Bering durch die Klosterpforte betrat. Es ist kaum zweifelhaft, daß die Michaelskirche zu den zahlreichen Michaelkirchen gehört, die seit dem frühen Mittelalter, ja vielleicht schon in römischer Zeit mit den christlichen Friedhöfen errichtet worden sind. Sie wäre dann die zum Kloster bzw. Stift Sankt Maximin gehörige uralte Volkskirche.  Nach wiederholter Zerstörung, zuletzt im Jahre 1674 übertrug man den Gottesdienst in die zur Michaelspfarre gehörige Kapelle zu Mertesdorf, dann in das obere Stockwerk des außerhalb der Abtei an der ehemaligen Schöndorfer Straße gelegenen Elisabethhospitals.

Im Jahr 1777 errichtete der letzte Maximiner Abt Willibrord Wittmann (1762-96) einen stattlichen Neubau (Trierer Ratsprotokoll vom 19. Februar 1777). "Herr Hospitalsmeister referierte, was massen die Sank-Michael-Pfarrkirche bei Sankt Maximin neu aufgebaut und die Pfarreingesessenen zum Frohnbeitrag angehalten werden täten". Die Kirche, in der ihr Erbauer die letzte Ruhestätte vor dem Elisabethaltar fand, war ein Um- und Ausbau des früheren Hospitalgebäudes. F. T. Müller gibt eine Grundrißzeichnung der Kirche. Sie hatte vier Altäre und eine gute Ausstattung. 1803 begann ihre Säkularisierung. Von den vier Altären kamen zwei in die ausgeraubte Dreifaltigkeitskirche. 1904 wurde die Kirche abgerissen, und ihr Portal in den in der Südallee erhaltenen Festungsturm der Trierer Stadtbefestigung übertragen. [1]

Die ehemalige Kirche Sankt Michael war die Pfarrkirche der Abtei Sankt Maximin. Die Kirche Sankt Maximin war die Stiftskirche der Abtei. Sie lag an der Thebäerstraße und grenzte an das Elisabeth-Hospital an. 1522 bei der Belagerung durch Franz von Sickingen wurde die Kirche zerstört, der Pfarrgottesdienst wurde danach in der Kapelle des Elisabeth-Hospitals nebenan gehalten. Nach der Eroberung durch Ludwig XIV im September 1673 wurde die Kirche wieder dem Erdboden gleich gemacht. 1777 wurde teilweise auf den alten Fundamenten eine neue Kirche gebaut.

Es war eine Kirche in asymmetrischer Kreuzform. An der Straßenseite waren neben den schlichten Rundbogenfenstern mittig der aufwändige gestaltete Eingang vorhanden. Ein Foto von 1900 zeigt den verwahrlosten Zustand der Kirche. Die Fenster sind von innen zugemauert. Innen war die Kirche schmucklos, Wände und Decken waren nicht bemalt. [3] Ursprünglich hingen an den Wänden Bilder. Der Maler Ludwig Counet hatte 1700 im Auftrag des Abtes von Sankt Maximin ein Bild des heiligen Michael gemalt, das in der Kirche hing. Bei der Zusammenlegung der Pfarreien wurde es in die Paulinskirche übernommen. [4]

Die Pfarreien Sankt Walburga und Sankt. Michael wurden zur Pfarrei Sankt Paulin zusammengelegt, weil damit die Kirche Sankt Paulin vor der Zerstörung durch die napoleonischen Truppen geschützt wurde. Dafür wurde dann Sankt Michael versteigert. Es wurde mit dem Gebäude des Elisabeth-Hospitals verkauft. Käufer war:
DANY, Balthasar (rk) Eltern: DANY, Balthasar u. OSEN, Margarethe, Geboren am Kornmarkt. Getauft in Sankt Gangolf. Wohnort: in Zurlauben.
Kirchliche Heirat am 09.06.1797 in Sankt Walburga.
METTLACH, Anna Elisabeth (rk) Eltern: M., Jakob u. TING, Anna Maria, Geboren am 18.12.1767 in Zurlauben. Getauft am 18.12.1767 in St. Walburga. Paten: Anna Elisabeth Mettlach aus Zurlauben und Johann Schomes aus Trier. Das Paar hatte 7 Kinder. Sie hatte aber keine Verwendung mehr.

Mit der französischen Besetzung endete auch die Pfarrei Sankt Michael, die Jahrhunderte Bestand hatte. Sie hatte die Besonderheit, dass sie als Pfarrkirche nicht im Pfarrbezirk lag. Die Pfarrkirche lag auf dem Gebiet des Stiftes Sankt Paulin und damit auf Gebiet der Pfarrei Sankt Walburga.

Zwischen 1900 und 1904 wurde die Kirche abgerissen, bevor die heutige Häuserzeile Thebäerstraße 30 und 32 auf dem Gelände gebaut wurde.

Jürgen Bier, Trier, 2021.

Einordnung
Kategorie:
Bau- und Kunstdenkmale / Sakralbauten / Katholische Kirchen
Zeit:
1777
Epoche:
Barock / Rokoko

Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 6.650818
lat: 49.760974
Lagequalität der Koordinaten: Genau
Flurname: Ortslage

Internet
http://de.wikipedia.org/wiki/Trier-Nord

Datenquellen
[1] Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz. Die kirchlichen Denkmäler der Stadt Trier mit Ausnahme des Domes. Druck und Verlag L. Schwann, Düsseldorf 1938.
[2] Stadtarchiv Trier: Ausschnitt aus dem Plan von Trier, entworfen und gezeichnet von A[ugust] Berthold, [nebst] Umgebung von Trier (ca. 1845): Kt 6/115a
[3] Die Stadterweiterung Triers, Reck, 1990
[4] Geschichte der Stadt Trier, Zenz, 1973


Stand
Letzte Bearbeitung: 16.08.2022
Interne ID: 50401
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