Cholerakreuz

Euren, Stadt Trier Eurener Straße / St.-Helena-Strasse

Beschreibung
Auch Euren's Bewohner sahen Zeiten, in denen diese Geißeln über unsere Altväter, die diesen Krankheiten ohnmächtig gegenüberstanden, drohend ihre Zepter schwangen. Nicht selten sind Dorf und Feldkreuze die einzigen Übermittler solcher Nachrichten über Seuchen aus früheren Zeiten. Auf dem alten Friedhofe neben der jetzigen Pfarrkirche steht noch heute ein Kreuz aus weißem Sandstein, dessen Inschrift zum größten Teil verwittert und unleserlich geworden. Soweit festgestellt werden konnte, wurde es von einer Eurener Familie errichtet aus Dankbarkeit dafür, daß diese Familie als einzige vom gelben Fieber (gelwen Fewer - Pest) verschont blieb. Das Kreuz trägt die Jahreszahl 1689. Im Jahre 1793 entstand das "Faulfieber", woran viele Eurener starben; auch Pfarrer Thul aus Ensch an der Mosel, der 1786 sein Amt als Pastor von Euren angetreten hatte, fiel, in treuer Erfüllung seiner priesterlichen Pflichten, dieser schrecklichen Krankheit zum Opfer.

Nach der Völkerschlacht bei Leipzig wurde, wie ein Bericht der Eurener Chronik mitteilt, die Pfarrei Euren von dem fast allgemein in Deutschland herrschenden "Nervenfieber" ergriffen, an dem viele Menschen starben. Herr Pastor Alterich, der auf das Eifrigste allenthalben den Kranken zu Hilfe eilte, entging ebenfalls dieser Seuche nicht und starb am 4. April 1814. Ein weiterer Bericht der Eurener Chronik besagt folgendes über die in Trier ausgebrochene Cholera im Jahre 1849: "In den Monaten August und September herrschte die Cholera in Trier, wobei ungefähr 800 Menschen hingerafft wurden. Unter den Pastoren starb zu Sankt Gervasius der erst von Heusweiler, Kreis Saarbrücken, dorthin versetzte Peter Thewald, 32 Jahre alt, dann eine barmherzige Schwester von S. Charles de Nancy, die aus dem Mutterhause im Krahnen bei den Kranken zu Klarissen, wo ein Spital eingerichtet war, dieses leitete und dort die Krankheit gefangen hatte, und endlich der Arzt des Landarmenhauses in der Brückenstraße.

Zur Danksagung, daß hiesige Einwohner, welche ohne Scheu mit der Stadt conversierten, samt der ganzen Umgebung von dieser schrecklichen Krankheit verschont geblieben sind, ward bei Haupertzhaus Nr. 82 (jetzt Konstantinstraße 1 an der Haltestelle der Straßenbahn) an die Stelle eines alten Christusbildes ein neues dort errichtet, welches 41 Thaler, 23 Silbergroschen und 6 Pfennig kostete und teils durch im Orte gemachte Kollekten gedeckt wurde." Trotz dem die Eurener täglich Milch und andere landwirtschaftliche Erzeugnisse nach Trier brachten, ja Häuser besuchten, in denen die Seuche bereits Einzug gehalten, wurde merkwürdigerweise kein Eurener von dieser Krankheit angesteckt. Die auf diesem Kreuz eingegrabene Inschrift lautet:

In dankbarer Erinnerung an den göttlichen Schutz während der verhängnißvollen Tage im Jahre 1849 errichtete die Pfarrgemeinde Euren dieses Kreuz. Erneuert im Jahre 1881

Dieses Kreuz bezeichnet der Volksmund heute noch mit dem Namen "Cholerakreuz". [1]

Inschrift 2021:
IN-ERIN-
NERVNG
AN·DEN
GÖTTLI-
CHEN
SCHVTZ
WÄHREND
DER·VERH-
HÄNGNIS
VOLLEN
TAGE DER
CHOLERA
1849
+
ERNEVERT
1961· VON
FAMILIE
N.BASTEN [2]

Einordnung
Kategorie:
Bau- und Kunstdenkmale / Sakralbauten / Bildstöcke und Kreuzwegstationen
Zeit:
1849
Epoche:
Klassizismus

Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 6.609931
lat: 49.741333
Lagequalität der Koordinaten: Genau
Flurname: Ortslage

Internet
http://www.euren.de/

Datenquellen
[1] Steinbach, Ludwig: Eurener Chronik, Band II., Seite 21-22, 1927.
[2] Jörg Busch, Trier-Biewer, 2021.

Bildquellen
Bild 1: © Jörg Busch, Trier-Biewer, 2021.
Bild 2: © Jörg Busch, Trier-Biewer, 2021.

Stand
Letzte Bearbeitung: 03.04.2021
Interne ID: 50425
ObjektURL: https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=50425
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