Stolperstein für Hans Lieser

Helenenhaus - ehemaliges Internat für Taubstumme
Mitte-Gartenfeld, Stadt Trier Krahnenstraße 47

Beschreibung
Der Kölner Künstler Gunter Demnig hat das Projekt Stolpersteine ins Leben gerufen. Damit wird der Opfer des Nationalsozialismus gedacht. [1]

Am Helenenhaus Trier, dem ehemaligen Internat für Taubstumme, befinden sich zahlreiche Stolpersteine.

Inschriften:

HELENENHAUS
INTERNAT FÜR
TAUBSTUMME
1903 BIS 1968

HANS LIESER
JG. 1924
ZWANGSSTERILISIERT
17.11.1941
SAARBURG KRANKENHAUS
ALS 'GEHEILT' ENTLASSEN
21.11.1941 [2]

Hans Lieser *02.03.1925 †06.07.2021
Hans war seit Geburt gehörlos. In seiner Kindheit war das für ihn kein großes Problem, er war z.B. im Kordeler Sportverein gut integriert und machte eine Lehre zum Herrenschneider. 8 Jahre nach der Machtergreifung der Nazis hieß es dann für ihn "Komm mal mit, und bleib ganz ruhig, wir gehen mal da hin ...". Der Weg führte ihn in das Saarburger Krankenhaus. Dort wurde der 16-jährige gegen seinen Willen und ohne Erklärung zwangssterilisiert. Damit war er eines von über 2000 Opfern, die in den Jahren 1934-1935 in der Region Trier zeugungsunfähig gemacht wurden. Grundlage des grauenvollen Eingriffs war das aus dem Jahr 1933 stammende "Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses".

Als Erbkrankheiten galten "angeborener Schwachsinn, Schizophrenie, manisch-depressives Irresein, erbliche Fallsucht, erblicher Veitstanz, erbliche Blindheit, erbliche Taubheit, körperliche Missbildungen jeder Art und schwerer Alkoholismus". Erst 65 Jahre nach seiner Einführung wurde das Gesetz 1998 vom Deutschen Bundestag zum "NS-Unrecht" erklärt und damit aufgehoben.

Für die Aufklärung dieses Verbrechens wurde Hans Lieser und seinem Schwager Valentin Hennig 2009 das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen.

Bis zu seinem Tode im Jahre 2021 lebte Hans Lieser zurückgezogen in seinem Haus in Kordel. [3]

Bettina Leuchtenberg und Harry Günzel haben über die Zwangssterilisation von Hans Lieser einen bewegenden Dokumentarfilm gedreht:

Einordnung
Ersteller, Baumeister, Architekt, Künstler:
Demnig, Gunter; (Künstler) Berlin [*1947]
Kategorie:
Geschichte / Marken und Male / Stolpersteine
Zeit:
2021
Epoche:
21. Jahrhundert

Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 6.633431
lat: 49.755146
Lagequalität der Koordinaten: Genau
Flurname: Ortslage

Internet
https://www.youtube.com/watch?v=qPWjHHvOKYU

Datenquellen
[1] Stolpersteine erzählen. Ein Wegbegleiter zu den Mahnmalen für Nazi-Opfer
auf den Bürgersteigen der Stadt Trier. Hrsg.: Arbeitsgemeinschaft Frieden e. V. Trier, Pfützenstraße 1, 54290 Trier, 2008.
[2] Michael Grün, Trier, 2021.
[3] Peter Valerius, Kordel, 2021.

Bildquellen
Bild 1: © Michael Grün, Trier, 2021.
Bild 2: © Peter Valerius, Kordel, 2021.
Bild 3: © Michael Grün, Trier, 2021.
Bild 4: © Michael Grün, Trier, 2023.
Bild 5: © Michael Grün, Trier, 2020.
Bild 6: © Helmut Bauer, Trier, 2015.

Stand
Letzte Bearbeitung: 30.01.2023
Interne ID: 51418
ObjektURL: https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=51418
ObjektURL als Mail versenden