Stolperstein für Dr. Fritz Stern

Mitte-Gartenfeld, Stadt Trier Brotstraße 44

Beschreibung
Der Kölner Künstler Gunter Demnig hat das Projekt Stolpersteine ins Leben gerufen. Damit wird der Opfer des Nationalsozialismus gedacht.

An dieser Stelle befinden sich insgesamt 3 Stolpersteine der Familie Stern.

Inschrift:
HIER WOHNTE
DR. FRITZ STERN
JG. 1902
BERUFSVERBOT 1933
FLUCHT 1935
PALÄSTINA [1]

Stolperstein für Dr. Fritz Stern
Verlegung: 13.09.2021

Wie unfassbar die Erfahrung von Diskriminierung und Vertreibung für die Bertoffenen war, davon berichtete Dr. Elfriede Henkel anlässlich der Stolpersteinverlegung in der Brotstraße für Ruth und Hans Stern sowie seinen Bruder Dr. Fritz Stern. Über den Sohn des Ehepaars Stern, Dr. Dan Shiran, der in Saarbrücken Chemie studierte, war eine Freundschaft der Familien entstanden. Bei einem Besuch in Israel lernte Henkel die Sterns kennen. Deutschland sei für sie stets Heimat geblieben, sie sprachen zuhause Deutsch und kochten deutsches Essen. Über die Zeit vor der Vertreibung hätten sie nur wenig gesprochen, aber es war zu spüren, dass es hier eine bleibende Wunde gab. Hans Stern hatte in der Brotstraße ein gut gehendes Schuhgeschäft und war als Spieler bei Eintracht Trier aktiv. Den Bruch durch den Nazi-Terror beschrieb Henkel so: „Die Umwelt, in die man hineingeboren war und in der man sich aufgehoben und verwurzelt fühlte, wurde plötzlich ohne erkennbaren und nachvollziehbaren Grund zur feindlichen, zur existenziellen Bedrohung.“ Hans Stern hat es einmal so geschildert: „Man war weniger wert als ein Hund und wurde gejagt wie ein Hund.“
Auch der Bruder, Dr. Fritz Stern, musste aus Deutschland flüchten. Nach 1933 durfte der Mediziner seine Dozententätigkeit an der Uniklinik Heidelberg nicht fortsetzen. Eine günstige Wendung für ihn war 1935 das Angebot, sich am Aufbau einer Krankenversicherung für die wachsende Zahl an Emigranten in Palästina zu beteiligen. Dem Wirken von Dr. Stern verdankt der spätere Staat Israel ein bis heute leistungsstarkes Krankenversicherungsmodell, das stark vom deutschen Vorbild geprägt ist. Als Arzt behandelte Stern viele namhafte Patienten, darunter Chaim Weizmann, Israels ersten Staatspräsidenten. [2]

Einordnung
Ersteller, Baumeister, Architekt, Künstler:
Demnig, Gunter; (Künstler) Berlin [*1947]
Kategorie:
Geschichte / Marken und Male / Stolpersteine
Zeit:
13.09.2021
Epoche:
21. Jahrhundert

Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 6.640480
lat: 49.754976
Lagequalität der Koordinaten: Genau
Flurname: Ortslage

Internet
http://www.stolpersteine.eu/

Datenquellen
[1] Michael Grün, Trier, 2022.
[2] Recktenwald, Martin: Wenn Nachbarn zum Feind werden. In: Trierischer Volksfreund https://www.volksfreund.de/region/trier-trierer-land/gunter-demnig-verlegt-in-trier-stolpersteine-fuer-opfer-des-nazi-regimes_aid-62735805, abgerufen am 22.03.2022.

Bildquellen
Bild 1: © Michael Grün, Trier, 2022.
Bild 2: © Michael Grün, Trier, 2022.
Bild 3: © Michael Grün, Trier, 2022.
Bild 4: © Helmut Bauer, Trier, 2015.

Stand
Letzte Bearbeitung: 23.03.2022
Interne ID: 51612
ObjektURL: https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=51612
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