Paulskirche auf dem Paulsberg - Ausstattung
Wallfahrtsstätte
Lieser, Gemeinde Lieser
Beschreibung
Oberhalb des Weinortes Lieser liegt dieses geschichtliche Kleinod mitten in den Weinbergen. Von hier bietet sich dem Besucher ein herrlicher Rundblick über die Moseldörfer und den Verlauf des Moselflusses in früherer Zeit. Die jetzige Paulskirche wurde in den Jahren 1974–78 unter Pastor Johannes Weber denkmalgerecht restauriert und hat so ihren ursprünglichen Charakter mit der barocken Malerei wiedergefunden. In vorchristlicher Zeit soll sich der Legende nach, hier bereits eine Kultstätte befunden haben und 721 soll diese heidnische Opferstätte durch den Apostel Bonifatius christianisiert worden sein. Eine Kirche für die ganze Umgebung wurde erbaut und die Mittelmoseldörfer von hier aus missioniert. Geweiht wurde sie dem heiligen Kreuz. Dieses Patronat steht in Verbindung zu einer Kreuzreliquie die noch heute existiert. Es entstand hier ein Wallfahrtsort für die Gläubigen im Mittelalter an den Festtagen des. heiligen Kreuzes aus den umliegenden Dörfern. Bis zum 16.Jahrhundert war sie Pfarrkirche von Lieser, wurde 1718 dank großzügiger Spenden renoviert und durch den Trierer Weihbischof Lothar Friedrich von Nalbach geweiht. Seit 1618 ist eine Klause bezeugt, die von Eremiten der Ordensgemeinschaft des heiligen Johannes des Täufers bis zur französischen Revolution (1789-1799) bewohnt wurde und die besonders Paulus von Theben (+ 341 im Alter von 113 Jahren) verehrten. Im Volksmund "Paulsbrüder" genannt und daher auch vermutlich der Name "Paulskirche". Der letzte hier wohnende Paulsbruder war Johann Christoph, 1861 im Alter von 77 Jahren verstorben und von den Einheimischen "Rickes" genannt. In einem Spottvers lebt er noch heute weiter:
"Rickes, Rickes, rude Boart, fiehrt de Gäässen off de Moart.
Kann se net verkäffen; muss se hääm schlääfen."
Die reichhaltige, teils rustikale aber auch schlichte Einrichtung des Kirchleins versetzt den Besucher in vergangene Zeiten zurück. In 5 Bauabschnitten aus Schiefer-Bruchstein erbaut, zeugen Rundbogenfenster, Kreuzgewölbe, zumTeil behauene Steine, aus Sandstein gerahmte Nischen mit Becken und vielem mehr von den Künsten ihrer Erbauer. Über der Eingangstür ist die Jahreszahl 1719 eingraviert. Ein großes Fresko im Eingangsbereich zeigt Georg den Drachentöter. Die verschiedenen Altäre, wie der mit gedrehten, korinthischen Säulen reich verzierte und bemalte Hochaltar, der Marienaltar und Herz-Jesu-Altar stammen aus dem 17. Jahrhundert. Aus dieser Zeit sind auch noch einige Kniebänke mit geschnitzten Muschelverzierungen vorhanden. Über eine hölzerne Empore ist die spärlich eingerichtete Klause über dem ehemaligen Geißenstall zu erreichen. Wie die namensgleiche Frankfurter Paulskirche, in der nach der Märzrevoluntion 1848 die 1. Nationalversammlung zusammentrat, war die Lieserer Paulskirche der Treff- und Versammlungspunkt der Demokraten aus Mosel und Eifel. Ende des Krieges 1945 wurde sie durch deutschen Artilleriebeschuss stark beschädigt und 1947 notdürftig renoviert. Jährlich am 1. Mai feiert die Pfarrgemeinde Sankt Petrus Lieser hier ihr Pfarrfest. Der Erlös dient, wie auch freiwillige Spenden zur Instandhaltung und Renovierung dieses Kleinods. Zur Besichtigung ist die Kirche von Mai bis Oktober an Sonn- und Feiertagen geöffnet.
Zu den Bildern
1. Hochaltar
2. Herz-Jesu-Altar
3. Marienaltar
4. Kirche innen
5. Eingangsbereich und Empore
6. Georgs-Fresco
Bearbeitung: Erich Wilbert, Bernkastel-Kues, 2022.
Einordnung
Kategorie:
Bau- und Kunstdenkmale /
Sakralbauten /
Wallfahrtsstätten Zeit:
1718
Epoche:
Barock / Rokoko
Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 7.017491
lat: 49.938687
Lagequalität der Koordinaten: Genau
Flurname: Bei der Paulskirche
Internet
http://www.lieser-mosel.de/
Datenquellen
[1] Infoblatt "Die Paulskirche" herausgegeben von der Pfarrgemeinde Lieser, 2013. Autorin: Barbara Kiesgen.
Bildquellen
Bild 1: © Erich Wilbert, Bernkastel-Kues, 2022.
Bild 2: © Erich Wilbert, Bernkastel-Kues, 2022.
Bild 3: © Erich Wilbert, Bernkastel-Kues, 2022.
Bild 4: © Erich Wilbert, Bernkastel-Kues, 2022.
Bild 5: © Erich Wilbert, Bernkastel-Kues, 2022.
Bild 6: © Erich Wilbert, Bernkastel-Kues, 2022.
Stand
Letzte Bearbeitung: 01.07.2022
Interne ID: 51798
ObjektURL:
https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=51798
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