Gebäude Glockenstraße 3/4
Mitte-Gartenfeld, Stadt Trier Glockenstraße 3/4
Beschreibung
Das Gebäude ist ein zweiachsiges Wohnhaus, gebaut 1769. Die Maueröffnungen sind halbrund mit keilförmigem, lastverteilendem Schlussstein gebaut. Zwischen den Geschossen sind längs und quer Maueranker zu sehen, die eine zugsichere Verbindung zwischen den Außenmauern herstellen. Die Mauerklammern sind in der Form französischer Lilien ausgebildet. [Bild 3]
Rechts, in Höhe des ersten Obergeschosses befindet sich eine Nische, in der wohl einst eine Heiligenfigur stand. [Bild 1]
Zwischen dem ersten und zweiten Überschoss ist ein Stein eingelassen, der auf das Erbauungsjahr hinweist. [Bild 2]
Rechts daneben ist ein später errichteter Anbau mit breiter Toreinfahrt. Als Schlussstein ist im Scheitelpunkt des Torbogens eine Plastik enthalten, die kleeblattförmig drei Gesichter zeigt. [Bild 4]
Das Gebäude hatte im 1. Adressbuch der Stadt Trier die Hausnummer 1093 Simeonsgasse. Die Straße hieß – einschließlich des rechten Nachbarhauses 1094 Simeonsgasse. Ab Nr. 1095 hatte die Straße den Namen Flandergasse. Ein Eigentümer war dabei nicht eingetragen. Das Bild zeigt die Lage der Grundstücke 1845. Rot umrandet das Grundstück mit der Nr. 1093 [Bild 5]
Im Adressbuch 1797 war als Eigentümer Jakob Walcken, ein Wirt, eingetragen, über den aber nichts weiter bekannt ist. Im Adressbuch 1837, die Straße heißt jetzt Glockengasse, ist als Besitzer Mathias Schersach, ein Schneider, eingetragen.
Der Anbau mit der Toreinfahrt hat neu die Hausnummer 1093a und gehört dem Schmied Peter Hubertz, der auch 1848 noch als Eigentümer eingetragen ist. Das Haus 1093 gehört dem Tapezierer Johann Baptist Reichert und ist von 4 Parteien bewohnt, neben dem Eigentümer von 2 Witwen und einem Hauptmann außer Dienst.
Bis 1853 wurden die Häuser der ganzen Stadt durchnummeriert, ab 1853 wurde die Stadt in 4 Sektionen unterteilt. Diese wurden mit römischen Ziffern I bis IV, die Hausnummern durchgehend in der Sektion mit arabischen Ziffern bezeichnet. Das Haus lag jetzt in der Sektion I, hatte ein rotes Nummernschild und die Hausnummer 30.
Die Nummer gilt wieder für die Toreinfahrt mit, die keine eigene Nummer mehr hat. Es ist im Eigentum des Schneiders Friedrich Voltmer. Im Haus wohnen noch Catharina Mathie, eine Wäscherin und Philipp Dail ein Kutscher.
1858 wurde Trier von der preußischen Verwaltung katastermäßig neu erfasst. Danach gehörte das Haus dem Küfer und Getränkehändler Christoph Walsdorf, der es bis 1862 dem Schlosser und Pumpenmacher Valentin Probst verkaufte Er bewohnte es mit seinem Sohn Valentin Franz. Dieser wurde 1886 ebenfalls als Pumpenmacher genannt.
Die Häusernummerierung hatte wieder geändert. Die Häuser wurden jetzt für jede Straße genummert. Das Haus lag jetzt in der Glockenstraße 4.
Im Lauf der Jahre kamen weitere Familienangehörige dazu: Peter Probst Bautechniker (1890), Eva Probst Büglerin und Maria Probst Näherin (1894)
Nach über 30 Jahren verkauften sie das Haus an den Georg Münster, einem Metzger und Wirt. Er hatte über 20 Jahre in der Simeonstraße 23/24 eine Metzgerei und Gaststätte und benutzte nun die Einfahrt in der Glockenstraße, um von hinten in seinen Hof zu kommen. [Im Bild 4 grün umrandet.]. Als er 1902 starb, wurde seine Witwe noch bis 1914 als Eigentümerin geführt. Bis 1920 hatten Die Söhne das Erbe übernommen: Georg war Kaufmann und hatte in der Simeonstraße 23/24 und Glockenstraße 3/4 eine Weinhandlung, Josef war Metzger und betrieb in der Simeonstraße 23/24 eine Ochsen- und Schweine-Metzgerei.
Zu dieser Zeit sah das Erdgeschoß noch anders aus. Links waren 2 Fenster, eng beieinander und rechts war die Eingangstür zum Haus 3. Später wurden die beiden Fenster mit der Tür zum Schaufenster mit integriertem Eingang umgebaut.
Heute ist im Haus 3 ein Frisörgeschäft, Haus 4 hat weiterhin eine Einfahrt und wird für die Mieter des Hauses 3 und 4 als Eingang benutzt.
Text zusammengestellt von Jürgen Bier, Trier, 2022. [1]
Einordnung
Kategorie:
Bau- und Kunstdenkmale /
Wohn- und Wirtschaftsgebäude /
Zunfthäuser Zeit:
1769
Epoche:
Barock / Rokoko
Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 6.643032
lat: 49.757785
Lagequalität der Koordinaten: Genau
Flurname: Ortslage
Internet
http://de.wikipedia.org/wiki/Trier-Mitte/Gartenfeld
Datenquellen
[1] Jürgen Bier, Trier, 2022.
[2] Personendaten, Adressbücher der Stadt Trier.
Bildquellen
Bild 1: © Peter Valerius, Kordel, 2022.
Bild 2: © Peter Valerius, Kordel, 2022.
Bild 3: © Peter Valerius, Kordel, 2022.
Bild 4: © Peter Valerius, Kordel, 2022.
Bild 5: © Jürgen Bier, Trier, 2022.
Bild 6: Ausschnitt Stadtplan 1845, Genehmigung durch Stadtarchiv Trier.
Stand
Letzte Bearbeitung: 10.08.2022
Interne ID: 51840
ObjektURL:
https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=51840
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