Kapelle am Moselhang gegenüber Minheim (2)

Niederemmel, Gemeinde Piesport

Beschreibung
Das Kreuz auf der Höhe

[...] Weithin sichtbar und am meisten befragt, ist das Kreuz auf der Höhe, Minheim gegenüber. Wenige wissen das Kreuz zu deuten. Die meisten kennen die geheimnisvolle Sage, die es umgibt, nicht. Es zeigt uns an, dass hier die Begräbnisstelle vieler unserer Vorfahren ist. Minheim zerfiel früher in zwei Ortsteile, die ungefähr 100 m voneinander getrennt waren. Die Hil gruppierte sich um das Kirchlein, das auf dem jetzigen alten Kirchhof stand. Hier wohnten hauptsächlich Fischer. Der andere Ortsteil lag am anderen Dorfende, in der Gemarkung, die heute noch genannt wird: „Unter Hüttenbäumen“, nach Geierslay zu gegenüber von Rondel. Hier wohnten Schieferbrecher. Diese arbeiten im gegenüberliegenden Schieferbruch.

Der Besitzer hatte sein schlossähnliches Haus, genannt die „Freudenburg“, hoch oben auf dem Berge. Tief in den Freudenberg hinein gingen die Stollen, aus denen man Dachschiefer herausbeförderte. Derselbe wurde auf der anderen Seite bei den Minheimer Hütten verarbeitet. Man schrieb das Jahr 1580. Am Pfingstsonntag gab der Besitzer des Steinbruchs seiner ganzen Belegschaft und deren Familien ein großes Fest. Während vom klarblauen Himmel golden die Sonne hernieder strahlt, schritten die Schieferbrecher mit ihren Angehörigen den steilen Berg hinauf. Dann ging’s in den Schollen hinein. Dort, wo sie Tag für Tag mühselig ihrem kärglichen Broterwerb nachgingen, da wollten sie so recht fröhlich sein. Der Besitzer gab ein Fuder Wein zum Besten und einen gebratenen Ochsen. Immer lauter wurde der Jubel, immer größer die Freude. So merkte keiner, wie sich am Himmel schwarze Gewitterwolken zusammenballten. Grelle Blitze zuckten, dumpf rollte der Donner, und ein wolkenbruchartiger Regen ging gerade über der Freudenburg nieder. Die Gewaltigen Wassermassen rissen alles mit sich. Über den Stollen stürzten die Gesteinmassen zusammen und begruben im Dunkel der Erde die frohen Zecher. Zur Erinnerung an diese furchtbare Katastrophe haben die Überlebenden des Ortes auf der Höhe ein mächtiges Holzkreuz errichtet. (Sieben Meter hohes Holzkreuz).

Pastor Johannes Körbes berichtet in der Kirchenchronik.
„Im Jahr 1936 auf Inventio Crucis (Kreuzauffindung) haben Bürger aus Minheim auf der Bergspitze der Mosel, Minheim gegenüber, ein hohes, weithin sichtbares Kreuz errichtet an der Stelle des verfaulten im Jahr 1840 bei Grundsteinlegung der Kirche dort errichteten Kreuzes.“ Es stand ursprünglich an der Stelle des Kirchenbaues, wo der Altar aufgestellt werden sollte. Nach der Machtergreifung der Nazis 1933 hatten öffentliche Kreuze keinen Stellenwert mehr. Diese beherzten Männer wollten demonstrativ das Gegenteil beweisen.
Pastor Körbes berichtet weiter: „Die Errichter dieses Kreuzes beschlossen nun, zu diesem Kreuz, durch unwirtliche Hecken und Gestein, einen Kreuzweg zu errichten. Der Gedanke fand freudigen Beifall. Männer und Jünglinge arbeiteten wochenlang an einem gangbaren weg. An dem Weg sind in Felsen gehauene Nischen Kreuzwegstationen aufgestellt“. [...]

Bericht aus Ortschronik Minheim 2008 – Vinzenz Koenen, Minheim [1]

























Auf dem gegenüberliegenden Moselufer von Minheim führt an der B53 ein steiler Kreuzweg zum "Minheimer Kreuz" hinauf. Mutige Minheimer Bürger hatten es in einer Nacht- und Nebelaktion zur Zeit des Nationalsozialismus errichtet. Voraus ging eine Verbannung der Kruzifixe aus den Klassenzimmern der Dorfschule. Vom Kreuz bietet sich ein herrliches Panorama auf die Minheimer Moselschleife. Die gedachte Achse, die der Minheimer Kirchturm mit den Kirchtürmen von Piesport bildet, wird „Drei-Kirchturm-Blick“ genannt.
Minheimer Kreuz









Bericht, aus Ortschronik Minheim 2008 – Vinzenz Koenen, Minheim

Einordnung
Kategorie:
Bau- und Kunstdenkmale / Sakralbauten / Kapellen
Zeit:
Undatiert
Epoche:
Undatiert

Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 6.936205
lat: 49.860532
Lagequalität der Koordinaten: Genau
Flurname: Vorm Berg

Internet
http://www.piesport.de/

Datenquellen
[1] Ortschronik Minheim [Hrsg. Nikolaus Föhr, Werner Mertes, Klara Wanninger u.a.], 2008.

Bildquellen
Bild 1: © Helmut Bauer, Trier, 2007.
Bild 2: © Helmut Bauer, Trier, 2007.
Bild 3: © Helmut Bauer, Trier, 2007.
Bild 4: © Helmut Bauer, Trier, 2007.
Bild 5: © Helmut Bauer, Trier, 2007.
Bild 6: © Helmut Bauer, Trier, 2007.

Stand
Letzte Bearbeitung: 25.04.2023
Interne ID: 52431
ObjektURL: https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=52431
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