Quelle Vierherrenborn als Grenzpunkt
Naturdenkmal
Vierherrenborn, Gemeinde Vierherrenborn
Beschreibung
Der Name Vierherrenborn geht auf einen Brunnen in der Gemarkung zurück, an dem sich im Jahr 1618 vier Vögte trafen, da hier die Grenzpunkte ihrer Einflussgebiete zusammenstießen. Vierherrenborn gehörte bis zur territorialen Verwaltungsreform zum Amt Saarburg-Ost im Kreis Saarburg, seit 1970 zur neugebildeten Verbandsgemeinde Kell im neuen Kreis Trier-Saarburg. [1]
Das im Wiltinger Pfarrarchiv aufbewahrte Weistum des Jahres 1618, in dem es eingangs – das Wiltinger Hochgericht betreffend – heißt: Nohets uff dieser Seith des Zerversen Waldes ist ein Brun, so man der vier Herrn Brunnen nennet, daruff stohsen vier Herrn Vogteyen.
Aus dieser Formulierung hat man irrigerweise geschlossen, dass der vier Herrn Brunnen Grenzpunkt vier verschiedener Gemeinden sein müsse und die Vogtherren eben diesen vier Gemeinden zuzuordnen seien. Zum besseren Verständnis muss man den Blick auf die Herrschafts- und Besitzverhältnisse von Wiltingen lenken. Wiltingen ist seit alters her eine luxemburgische Enklave gewesen, die seit dem 12. Jahrhundert in zwei Teilen an die Herren von Falkenstein und die Herren von Bruch, deren Erben und Rechtsnachfolger verlehnt waren.
Im Jahre 1618 finden wir Konrad von Sötern im Besitz des Falkensteiner Teiles der luxemburgischen Herrschaft Wiltingen, den Brucher Teil trägt Franz Ludwig von Warsberg zu Lehen. Konrad von Sötern, der zehn Jahre ältere Bruder des späteren Trierer Erzbischofs und Kurfürsten Philipp Christoph von Sötern (1623-1652), war mit Margarete von Merode vermählt, die 1597 auf dem Erbwege – über ihre Großmutter Anna von Schauwenberg – ein Viertel des Dorfes Wiltingen mit in die Ehe brachte. Fünf Jahre später verkaufte Dietrich Graf von Manderscheid an Konrad und Margarete seinen ¼ Anteil an der Herrschaft Wiltingen sambt aller hohen, mitteln und nieder Herligh- undt Gerechtigkeit, Fischen, Jagen, Hoigen, Wildtpan, Nutzung und Gefellen, Renthen, Zinsen, Gülten, Frön, Diensten, Frewel, Bueßen, Gebotten undt Verbotten, Meyer, Scheffen undt Gericht zu setzen und zu entsetzen... für die Summe von 4.400 Luxemburger Taler. So waren Konrad von Sötern und seine Frau Margarete von Merode in den Besitz der halben Herrschaft bzw. der Falkensteiner Vogtei Wiltingen gekommen.
Johann Philipp von Warsberg, kurfürstlicher Amtmann zu Saarburg, verkaufte im Jahre 1647 seinen halben Anteil der Herrschaft Wiltingen – den sogenannten Brucher Teil – an den jungen Erben des von Philipp Christoph von Sötern geschaffenen Söternschen Fideikommisses, Philipp Franz von Sötern zu Dagstuhl, für die Summe von 12.000 Reichstaler. Im Besitz der nunmehr ganzen Herrschaft Wiltingen ist Philipp Franz von Sötern aber nur bis zum Tode seines hohen Verwandten im Jahre 1652 geblieben.
Während im Weistum von 1618 Konrad von Sötern und Ludwig Franz von Warsberg als Vogtherren des Falkensteiner bzw. Brucher Teiles der Herrschaft Wiltingen auftreten – sozusagen als Gemeinherren – stehen ihnen auf der anderen Seite die Vögte des kurtrierischen Dorfes Irsch und des dem Propst zu St. Paulin gehörenden Dorfes Zerf entgegen. In der bildreichen Sprache der Weistümer heißt es, dass diese vier Vogteien alle an den Vierherrenbrunnen stoßen, also da jeder Herr bey bemelten Brunnen sitzen undt einer dem andern uff des andern Vogteyen ein Drunck wie auch Essen langen kan.
Dass es sich beim Vierherrenbrunnen tatsächlich um einen Grenzpunkt handelt, an dem die Gemarkungen von nur drei Gemeinden – Wiltingen, Irsch und Zerf – zusammentrafen, erhellen die Weistümer von 1455 und 1504, in denen der Brunnen als Scheytborne bzw. Scheitborn bezeichnet wird, vor allem aber das Weistum von 1537, wo es heißt, es sei auf dem Wiltinger Berg ein Born gebauwett, den man nenne der vier Herren Born oder den Scheidtborn, da gehe ihrer Voigtherren Gerechtigkeit ahn... [2]
Einordnung
Kategorie:
Geschichte /
Rechtsdenkmale /
Zeit:
1618
Epoche:
Renaissance
Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 6.663518
lat: 49.607324
Lagequalität der Koordinaten: Genau
Flurname: Am Vierherrenbrunnen
Internet
http://www.vierherrenborn.de/
Datenquellen
[1] https://vierherrenborn.de/geschichte/
[2] Lauer, Dittmar: 50 Jahre Vierherrenborn in: (Jahrbuch des Kreises Trier-Saarburg 2004, Seite 143-149.
Bildquellen
Bild 1: © Helge Rieder, Konz, 2003
Bild 2: © Helge Rieder, Konz, 2003
Bild 3: © Helge Rieder, Konz, 2003
Bild 4: © Helge Rieder, Konz, 2003
Stand
Letzte Bearbeitung: 16.07.2023
Interne ID: 52622
ObjektURL:
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