Belginum Archäologiepark

Wederath, Gemeinde Morbach Keltenstraße 2

Beschreibung
Grabungsschutzzone.

Römisches Straßendorf mit Gräberfeld (2.500 Bestattungen), keltisch-römische Grabungsstätte, Besiedlung nachgewiesen von 400 v. Chr. bis 400 n. Chr., so wurden auch Kulttheater, Tempelbezirke und ein römisches Militärlager nachgewiesen.
(Deutsche Stiftung Denkmalschutz 2002.)


Auf Tuchfühlung mit der Geschichte

Festakt am Freitag: Archäologiepark Belginum offiziell eröffnet - Anlaufstelle für Fremdenverkehr und Forscher

Von unserem Redaktionsmitglied
AXEL MUNSTEINER

WEDERATH. Touristischer Anziehungspunkt, Forschungszentrum und ein Ort der Erinnerung an eine ferne Vergangenheit ­ all diese Funktionen soll der Archäologiepark Belginum in Zukunft erfüllen. Zwei Jahre nach dem ersten Spatenstich wurde das Kelten- und Römermuseum am Freitag mit einem Festakt offiziell eröffnet.

Annähernd 1000 Jahre - von 600 vor bis 400 nach Christus - wurde der Ort Belginum kontinuierlich besiedelt, pulsierte auf der heutigen Gemarkung Wederath Hochgerichtsheide das Leben. In dem Vicus an der Fernstraße zwischen Trier und Mainz wurde in frühgeschichtlicher Zeit lebhafter Handel getrieben. Hier beteten Kelten und Römer ihre heidnischen Götter an, begruben die Ur-Hunsrücker ihre Toten. Dann kam die Zeit der Germaneneinfälle, die Siedlung wurde aufgegeben und für mehr als 1600 Jahre verschwanden die Zeugnisse aus der fernen Epoche unter der Erdoberfläche.
Neues Leben an historischer Stätte

Am Freitag wurde der historische Ort endgültig wieder zu neuem Leben erweckt. Mehr als 200 geladene Gäste feierten in Wederath die offizielle Eröffnung des Archäologieparks Belginum. Dass die Einrichtung nicht als Museum konzipiert wurde, in der Forschung im Elfenbeinturm betrieben wird, sondern die Neugierde des breiten Publikums für die keltisch-römische Vergangenheit des Hunsrücks geweckt werden soll ­ das machte am Freitag schon die Wahl des Veranstaltungsortes für den Festakt deutlich. Die offizielle Einweihung wurde neben dem Museumsgebäude ganz rustikal im Festzelt gefeiert.

Welchen hohen Stellenwert der Archäologiepark aber als kulturhistorische Attraktion für die gesamte Region übernehmen soll, zeigte schon ein Blick auf die illustre Runde der Ehrengäste. Christel Klaß (Monzel) als Mitglied des Europäischen Parlaments, die Bundestagsabgeordneten Marita Sehn und Peter Bleser, Roland Johst und Adelheid Schumacher als Vertreter des rheinland-pfälzischen Wirtschafts- und Forschungsministeriums, ADD-Chef Josef Peter Mertes, mehrere Verbandsgemeindebürgermeister auch aus den benachbarten Landkreisen und mit Beate Läsch-Weber (Bernkastel-Wittlich), Wolfgang Hey (Birkenfeld), Bertram Fleck (Rhein-Hunsrück-Kreis) und Michael Kreiselmeyer (Merzig-Wadern) gleich vier Landräte auf einen Schlag ­ kein Wunder, dass der Morbacher Bürgermeister Gregor Eibes in seiner Festrede zunächst einen Begrüßungs-Marathon absolvieren musste, bevor er auf den Weg von der Projektidee bis zur Realisierung des Archäologieparks zurückblicken konnte.

Rund 2,6 Millionen Euro waren dafür notwendig, wobei die Gemeinde Morbach als Träger des Museums einen Anteil von rund 800 000 Euro übernommen hat. Nach dem Holzmuseum im Jahr 2000, dem Telefonmuseum im Jahr 2001 ist der Archäologiepark Belginum das dritte neu eröffnete Morbacher Museum innerhalb kurzer Zeit, so dass die Einheitsgemeinde immer mehr zur heimlichen Kulturhauptstadt auf dem Hunsrück avanciert. Ich verspreche aber hoch und heilig, dass kein weiteres dazukommt, scherzte Eibes. War die Lage an der alten Fernhandelsstraße in frühgeschichtlicher Zeit die entscheidende Voraussetzung für die Ansiedlung von Kelten und Römern, so setzt die Gemeinde Morbach auch mehr als 2000 Jahre später auf den günstigen Standort des Museums.

Arbeit des Archäologen hautnah miterleben

Der an der Schnittstelle von Bundesstraße 50 und Hunsrückhöhenstraße gelegene Archäologiepark werde nämlich allein aufgrund der guten verkehrstechnischen Anbindung die Touristenströme nach Belginum locken, prophezeite Roland Johst vom Wirtschaftsministerium. Die Besucher können in Belginum die Arbeit des Archäologen hautnah miterleben und auf Tuchfühlung mit der ältesten Landesgeschichte gehen, warb Johst für das rheinland-pfälzische Prestige-Projekt. Dass sich Belginum als idealer archäologischer Präsentationsort erweisen wird, betonte auch Landrätin Beate Läsch-Weber und verwies auf den großen Erfolg der Sonderausstellung Fromm, fremd, barbarisch, mit dem das Museum im Sommer bereits vor dem regulären Start seine Feuertaufe bestanden hatte.

Die besondere archäologische Bedeutung von Belginum stellte schließlich Hans-Peter Kuhnen, Direktor des Rheinischen Landesmuseums Trier, heraus. Mit Belginum sei in Rheinland-Pfalz zum ersten Mal an der Stelle des Fundorts von Relikten aus der keltisch-römischen Epoche auch ein Museum entstanden. Eine lebendige Präsentation des Fundorts für eine breite Öffentlichkeit und ein hohes Maß an historischer Authentizität, nannte Kuhnen die besonderen Vorzüge des Archäologieparks in Wederath, dessen Dauerausstellung mit Leihgaben aus Trier im Wert von rund 300 000 Euro zusätzliche Attraktivität gewinnt.

Der Museumsleiterin Dr. Rosemarie Cordie war es letztendlich vorbehalten, die geladenen Gäste nach der offiziellen Eröffnungsfeier durch die Dauerausstellung zu führen. Diese widmet sich dem Schwerpunkt Leben an einer Fernstraße, der den kelten- und römerzeitlichen Alltag beleuchtet, sowie den Funden aus dem Tempelbezirk. Außerdem gewähren Schaukästen Einblicke in die Beigaben von insgesamt 32 ausgewählten Gräbern.

Die moderne Form der Präsentation mit Projektionen, Luftaufnahmen sowie grauen Schaukästen mit Schubfächern und Klappen, die erst nach dem Öffnen die gesamte Bandbreite der Informationen liefern, stießen bei den Besuchern am Eröffnungstag auf ein positives Echo. So lobte Helga Kaul aus Simmern, dass die Präsentation der Exponate toll gelungen ist. Und auch Helmut Senko aus Zeltingen-Rachtig war angenehm überrascht: Es ist nicht so langweilig, wie in anderen Museen, wo alles hinter Glasvitrinen steht. Hier könnten sogar meine Kinder auf Entdeckungstour gehen.

Einordnung
Ersteller, Baumeister, Architekt, Künstler:
Eiden-Schuh, Annette, Morbach mit Merten, Peter und Karlberger, Jens Trier. Hänel-Böckens, Barbara, Düsseldorf
Kategorie:
Bau- und Kunstdenkmale / Bildungsstätten / Museen
Zeit:
07.09.2002 [Eröffnung]
Epoche:
20. Jahrhundert

Lage
Geographische Koordinaten (WGS 1984) in Dezimalgrad:
lon: 7.164579
lat: 49.855405
Lagequalität der Koordinaten: Genau
Flurname: Im Danteswald

Internet


Datenquellen
Deutsche Stiftung Denkmalschutz 2002. Axel Munsteiner in: Trierischer Volsfreund vom: 9.9.2002 http://www.intrinet.de/regionales/bkwi/146539.php3

Bildquellen
Bild 1: © Helge Rieder, Konz, 2002
Bild 2: © Helge Rieder, Konz, 2002

Stand
Letzte Bearbeitung: 27.09.2012
Interne ID: 5589
ObjektURL: https://kulturdb.de/einobjekt.php?id=5589
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